eine vegangene Idylle auf dem Prüner Schlag

Investor Krieger im Bauausschuss

Am 6. Dezember des Jahres 2018, also dem Tag, da die Christenheit des heiligen Nikolaus von Myra gedenkt, ehrte hoher Besuch unsere geliebte Landesmöbelhauptstadt: Kurt Krieger, der berühmte Möbel- und Immobilienmagnat aus Berlin, war persönlich erschienen, um den Mitgliedern des Bauausschusses seine abgeänderten Pläne für das Möbelmarktzentrum auf dem Prüner Schlag schmackhaft zu machen.

Bekanntlich beschäftigt der Plan, auf diesem etwa 18 Hektar großen ehemaligen Kleingartengelände ein solches Zentrum zu errichten, seit bereits mehr als 7 Jahren die Kieler Bevölkerung. Auf die anfängliche Euphorie über die erhofften Arbeitsplätze und Steuereinnahmen folgte bald Ernüchterung, angesichts jahrelanger unerwarteter Verzögerungen.


Dass es mit diesen Verzögerungen noch keineswegs vorbei sein könnte, machte Krieger deutlich, als er bei seinem Auftritt sagte, „Meine Projekte dauern meist 15 Jahre, in Kiel sind wir erst im 8. Jahr.” Aber das Projekt aufgeben, etwa durch Rückkauf seitens der Stadt, wie es zunehmend von Stimmen aus der Kieler Kommunalpolitik gefordert wird, das will er auf keinen Fall, denn: „Ich bin ein ausdauernder Typ. So schnell werden Sie mich nicht los.”, und weiter: „Man macht ja kein Projekt zehn Jahre lang, wenn man es nicht will”. Außerdem fügte er hinzu: „Ich habe noch nie ein Grundstück gekauft, das ich nicht bebaut habe. Außer in Duisburg, dort gab es einen Bürgerentscheid”. Tatsächlich hatte Krieger seine Pläne in Duisburg dahingehend abgeändert, dass er statt des ursprünglich vorgesehenen Möbelhauses ein “Designer Outlet Center” bauen wollte, was aber 2017 durch einen erfolgreichen Bürgerentscheid verhindert wurde.

Für die neuerliche Verzögerung in Kiel – die aber den Rahmen der vertraglichen Vereinbarungen nicht überschreiten soll – gab er die Begründung, „Ich muss meine volle Arbeitskraft der neuen Firma widmen, die ich kürzlich gekauft habe.” Gemeint ist die Paderborner Möbel-Kette Finke, die Krieger dieses Jahr übernommen hat. Anschließend mahnte Krieger: “Ich habe einen Vertrag mit der Stadt Kiel. Die Stadt möge ihn auch bitte einhalten.”

Nicht nur die Verzögerungen irritieren die Kieler Ratsmitglieder, sondern auch die überraschende Ankündigung, statt eines Möbel-Kraft-Hauses ein Höffner-Haus bauen zu wollen – beide Ketten gehören zum Krieger-Imperium (die Möbel-Kraft-Märkte in Bad Segeberg und Buchholz allerdings nicht ganz, die Gründerfamilie hat auch noch Anteile. Genaueres konnten die Kieler Rathaus-Fraktionen kürzlich von Kriegers Geschäftsführerin Edda Metz erfahren, die diese Entscheidung unter anderem damit begründete, Möbel Höffner sei im Gegensatz zu Möbel Kraft ein bundesweit präsentes Unternehmen, so daß man mehr in Fernsehwerbung investieren könne. Außerdem sei Möbel Höffner besser für den Internet-Handel aufgestellt.

Auch andere deutsche Städte haben schon die Erfahrung machen müssen, daß Krieger seine Pläne nach dem Kauf eines Grundstücks wieder massiv ändert. In Düsseldorf plante er zunächst drei Möbelhäuser: ein Haupthaus, ein Luxus-Zentrum und einen Mitnahmemarkt. Aber dann wollte er nur noch ein Haupthaus und ein Logistikzentrum bauen. Er drohte damit, das Projekt ansonsten fallen zu lassen. In Duisburg änderte er die Pläne für ein Möbelzentrum in ein Designer Outlet Center um, was dann durch einen Bürgerentscheid verhindert wurde.

Interessant war ebenfalls die Aussage Kriegers, „Eigentlich ist mir das Grundstück zu groß … Wir haben der Stadt auch angeboten, die Flächen, die nicht gebraucht werden, zurückzugeben.” Na super. Jahrelang wurde der enorme Verlust an Grün-
und Gartenfläche kritisiert, es wurde gefragt, ob man das Projekt nicht “eine Nummer kleiner” realisieren und einen Teil der Gärten retten könne – übrigens hatte der ursprüngliche Ratsbeschluss vom Sommer 2011 genau dies vorgesehen, dass nämlich das westliche Drittel des Geländes weiterhin für Kleingärten genutzt werden solle. Aber nein, es mussten ja so schnell wie möglich alle Pächter vertrieben und alle Gärten abgerissen werden. Zumindest die Kieler CDU hat, nach eigenem Eingeständnis, inzwischen eingesehen, dass dies wohl doch etwas voreilig war.

Die Diskussion im Bauausschuss hatte noch eine überraschende Wendung. Krieger zeigte sich einverstanden mit einer Zwischennutzung bis zur Erschließung des Areals, allerdings unter der Voraussetzung , dass auch die Stadt einverstanden ist. So gesehen, könnte die Bauwagengruppe Schlagloch, die das Gelände vor einiger Zeit besetzt hatte, wieder einziehen! Allerdings nur für kurze Zeit, denn mit der Erschließung soll nächstes Jahr begonnen werden. Vorausgesetzt, die Pläne ändern sich nicht ein weiteres Mal!

Abu Timon und UrsulaS

mehr zum Thema: https://kielaktuell.com/2018/12/01/warum-ein-moebel-hoeffner-in-kiel/

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