In der Ratsversammlung vom 15. November war der geplante Bau eines Möbelmarktzentrums auf dem Prüner Schlag ein zentrales Thema. Gleich mehrere Anträge befassten sich mit dem Bauvorhaben der Krieger-Gruppe. André Wilkens (SPD) wandte sich zweimal an die Zuschauertribüne und fragte, ob jemand vom Krieger-Konzern anwesend wäre . Es meldete sich niemand. André Wilkens wertete das als typisch für den Umgang des Konzerns mit der Stadt. Auch Stefan Rudau (Linke) sah das so: “Wenn das Bauvorhaben so essentiell ist, wie Krieger behauptet, warum schickt er keinen Beobachter in die Ratsversammlung?” Das ist vielleicht nur eine Frage des Stils, aber gerade was den Kommunikationsstil anbetrifft, ist einiges schief gelaufen in den vergangenen Wochen.
Worum geht es?
Zur Vorgeschichte: Im September wurde die Baugenehmigung erteilt für den Bau eine Möbelmarktzentrums auf der ehemaligen Kleingartenanlage Prüner Schlag. Bekanntlich hatte es zu diesem Projekt 2014 einen Bürgerentscheid gegeben. Zu der Zeit sollte das Möbelzentrum ein Möbel Kraft Haus werden. Die Befürworter von Möbel Kraft setzten sich knapp durch. Sicher spielten für viele Befürworter auch die hohen Sympathiewerte des ehemaligen Familienunternehmens Möbel Kraft eine Rolle. Allerdings ist Möbel Kraft schon länger kein Familienunternehmen mehr sondern eine Marke des Krieger-Konzerns.
Kurz nach Erteilung der Baugenehmigung Ende September gab Krieger bekannt, dass er nun doch kein Haus der Marke Möbel Kraft sondern der Marke Höffner bauen will. Bericht über Bauauschuss November . Außerdem verzögert sich der Bau um ein Jahr . Nach dem neuen Fahrplan soll 2019 mit der Erschließung und 2020 mit dem Bau begonnen werden. Der Oberbürgermeister und die Baudezernentin erfuhren dies persönlich, danach wurde es an die Kieler Nachrichten weitergegeben. Viele Ratsleute waren ziemlich empört wegen diesem Umgang des Krieger Konzerns mit ihnen. Sie hätten von den neuen Plänen lieber direkt als aus der Presse erfahren.
Aber auch in der Sache bestehen jetzt erhebliche Zweifel in Bezug auf die Intentionen des Konzerns. Könnte es sein, dass das Grundstück als sogenanntes Sperr-Grundstück gehalten wird, um dem Möbel Kraft Zentrum in Bad Segeberg Konkurrenten fern zu halten? Denn solange der Krieger Konzern so tut, wie wenn er in Kiel bauen würde, wird sich kein anderer Möbelmarkt in Kiel niederlassen. Diese These wurde in der Ratsversammlung aufgestellt.
Anträge zum Umgang mit der Krieger-Gruppe
Stefan Kruber (CDU) verteidigte die damalige Position der CDU, die für die Ansiedlung von Möbel Kraft war. Aber nachdem es keine zügige Umsetzung gegeben hat, bedauert Kruber nun die voreilige Räumung der Kleingärten. Bekanntlich wurden die Kleingärtner schon ab 2012 mit Abfindungen zur Aufgabe ihre Parzellen bewogen.
Der Antrag der CDU lief darauf hinaus, der Krieger-Gruppe ein Angebot für einen Rückkauf des Grundstücks zu machen. So könnte Krieger gesichtswahrend aus der Geschichte heraus kommen. Und Kiel könnte das Areal zum Bau von Wohnungen nutzen. Das Angebot müsste eine verbindliche Zusage der Stadt beinhalten, dass an diesem Ort kein anderes Möbelzentrum entstünde.
SSW, die FRAKTION und die Linke schlossen sich diesem Antrag an, dennoch erhielt der CDU-Antrag mit 25 Stimmen nicht die Mehrheit. Der Antrag der Grünen mit 31 Stimmen setzte sich durch.
Die Grünen möchten erst dann mit Krieger verhandeln, wenn er den Vertrag nicht einhält. Arne Langniss beschrieb den bestehenden Vertrag als wasserdicht. Auf die Krieger Gruppe würden sehr hohe Strafzahlungen zu kommen, wenn nicht rechtzeitig gebaut wird. Vertraglich ist festgelegt, dass das Möbelzentrum bis 2022 fertig sein muss. Dieser Antrag, der eigentlich vorsieht, zu diesem Zeitpunkt nichts zu unternehmen ,setzte sich durch.
Enttäuschung, Ärger und Zweifel in der Debatte
Marcel Schmidt, früher Pirat, jetzt SSW, hat kein Vertrauen mehr in den Bauwillen der Krieger Gruppe und kritisierte auch die Art, wie der Konzern kommuniziert , scharf.
Ratsfrau Franzke (Linke) sagte , Kiel brauche keinen weiterem Möbelmarkt, der nur zum Ausbluten von kleineren Unternehmen führen würde. Sie äußerte die Vermutung, dass der Krieger Konzern zur Zeit lieber in den Internethandel investieren würde als in Vor-Ort Märkte.
André Wilkens stellte die Frage in den Raum, ob Möbel Höffner mit der gleichen Zahl von Arbeitsplätzen aufwarten könne wie Möbel Kraft.
Marcel Schmidt fragte, ob womöglich kein Geschäft sondern ein Auslieferungszentrum für den Online-Handel geplant wird.
Warum Möbel Höffner und nicht Möbel Kraft?
Am 6. Dezember wird Kurt Krieger voraussichtlich im Bauauschuss sprechen und sich im öffentlichen und nicht-öffentlichen Teil den kritischen Fragen der Baupolitiker stellen.
Der Bauauschuss tagt normalerweise um 17 Uhr im Neuen Rathaus und ist weitgehend öffentlich, allerdings hat das Publikum kein Rederecht.
(Das Foto zeigt eine Gartenlaube auf dem Prüner Schlag kurz vor dem Abriss.)
Ich habe damals schon gesagt,das da kein Möbelhaus gebaut wird. Was kommen wird ist ein neues Hochhaus.
Da könnten Sie recht haben!