Kieler Kleingarten mit Benjeshecke

Streit um Zuwanderer in Kleingärten.

Es begann mit einem Artikel in der KN vom 17.Juli, der von angeblich überforderten Kleingartenvereinen in Schleswig-Holstein berichtete. Es ging um Zuwanderer, die sich nicht an die Regeln hielten. Zitiert wurde vor allem Axel Zabe, der Vorsitzende des größten Kieler Kleingartenvereins. (Der Kieler Kleingartenverein von 1897 umfasst 2.500 Parzellen in Kiel und Kronshagen.)

Werner Müller vom Kreisverband bestritt in einem Interview mit den Kieler Nachrichten mit Nachdruck, dass es diese Überforderung gebe. Eigentlich würden die Zuwanderer die Vereine bereichern. Axel Zabe bleibt aber bei seiner Einschätzung und hat eine gemeinsame Begehung vorgeschlagen.

Richtig Wallung hat der Vorschlag einer “Ausländerquote” in Kleingärten verursacht. Diese Idee von Axel Zabe rief dann die schleswig-holsteinische Gleichstellungsbeauftragte El Samadoni auf den Plan. Sie meinte gegenüber der KN: „Wenn solche Probleme bestehen, ist so etwas wie ein Aufnahmestopp aber der falsche Weg“.

Bericht einer Bekannten über ihre „ausländischen “ Nachbarn

Anstatt die nicht-bewiesenen Anschuldigungen zu wiederholen, verweise ich auf die KN -Artikel und möchte einen persönlichen Bericht einer Bekannten schildern . Sie hat ihre Parzelle im Kleingartenverein von 1897, und sieht die Angelegenheit eher gelassen.

In ihrer Anlage gibt es viele Pächter mit Migrationshintergrund. In ihrer Reihe ist nur etwa jeder dritte  oder vierte Garten von Deutschen gepachtet. Sie sagt, die Ausländer müssen ihren Pass bei der Anmeldung zeigen, sodass die Vereine wissen, wer Ausländer ist. Der Begriff Person mit Migrationshintergrund ist allerdings weiter gefasst, siehe unten.

Sie beschreibt, wie die Männer in großen Gruppen Tee trinken und Wasserpfeife rauchen, was ja nicht verboten ist. Etwa 40 Kinder spielen in ihrer Reihe. Insgesamt findet sie die meisten zugewanderten Pächter nett. In Folge der KN-Artikel führte sie auch Gespräche und gewann den Eindruck, dass nur wenige die Gartenordnung gelesen hätten! Unwissen könnte also ein Faktor sein. Meine Bekannte berichtet aber doch auch über Probleme. Zur Gemeinschaftsarbeit seien hauptsächlich deutsche Pächter erschienen. Außderdem würden die Männer es nicht mögen, wenn andere Männer ihre Frauen ansprechen und würden das durch aggressive Gesten zeigen.

Als positiv sieht sie die Gartenkenntnisse der Zugewanderten. Es gibt jetzt weniger verwahrloste Gärten um sie herum und die Anlage ist unglaublich schön geworden.

Personen mit Migrationshintergrund in Kiel

Gemäß dem kürzlich erschienen Kieler Sozialbericht 2018 haben 24,5 Prozent der in Kiel wohnenden Menschen einen Migrationshintergrund. Dieser wird folgendermaßen definiert: einen Migrationshintergrund hat, wer Ausländer ist oder eingebürgerter Deutscher oder aus einem bi-nationalen Elternhaus kommt. In der Presse hat sich der Begriff Zuwanderer eingebürgert, ist sprachlich eleganter als “Person mit Migrationshintergrund.” Wenn etwa ein Viertel der Kieler*Innen einen Migrationshintergrund hat, ist es also nicht verwunderlich, dass Zugewanderte auch in den Kleingärten zu finden sind, zumal viele aus Traditionen stammen, wo noch ernsthaft gegärtnert wird.

Problemzone Deutsche

Auch viele „einheimische“ Pächter*innen verstoßen gegen die Regeln und werden von den Vereinen angeschrieben. Mal ist die Hecke zu hoch, mal wurde die Gemeinschaftssarbeit geschwänzt. Das Leben im Kleingartenverein ist ein ständiges Ringen um das Einhalten von Regeln, die in diesem Fall vom Bundeskleingartengesetz auch teilweise vorgegeben sind und von den Vereinen nicht geändert werden können. Da helfen nur Toleranz und Gespäche, und gemeinsam Tee trinken!

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