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Faire Entlohnung für die Servicekräfte vom Städtischen Krankenhaus

2003 beschloss die Ratsversammlung, bestimmte Dienstleistungen aus dem Städtischen Krankenhauses auszulagern. 2004 nahm dieser Entschluss Gestalt an. Das Putzen, Kochen, Holen und Bringen und andere Dienstleistungen wurden ausgelagert. Die SKK-Service GmbH übernahm Küche und Reinigung. Am 14. Mai 2020 – unter dem Eindruck der Pandemie – beschloss die Ratsversammlung nun wieder das Gegenteil. Sie bat die Verwaltung um eine Darstellung, wie die Service GmbH wieder in das Städtische Krankenhaus eingegliedert werden könnte, um die Mitarbeiter nach dem Tarif des Öffentlichen Dienstes (TVöD) zu entlohnen.

Was ist Outsourcing?

Es gehört immer noch zum Credo der Betriebswirtschaftslehre, dass es Sinn macht, Aktivitäten , die nicht zum Kerngeschäft gehören, auszulagern. Typische Kandidaten für dieses „Outsourcing“ sind der Telefondienst , der IT-Bereich und die Reinigung. Das Outsourcing hat den Zweck, die Lohnkosten zu senken, denn häufig gelten in den betroffenen Subunternehmen andere, meist schlechtere Entlohnungssysteme als im Mutterbetrieb. Es können aber auch Effizienzgewinne durch Spezialisierung auf ein Kerngeschäft auftreten. Mittlerweile scheint sich eine zaghafte Gegenbewegung zu entwickeln, wobei ausgelagerte Aktivitäten wieder in die Firma zurückgeholt werden. Aber nach wie vor ist das Outsourcing ein beliebtes Mittel, die Kosten zu senken.

Schritte in der Politik

Unter den Servicekräften – es sind hauptsächlich Frauen – war die Freude groß, als Sozialdezernent Gerwin Stöcken im Hauptausschuss letzte Woche die Rückkehr in den TVöD ab 1. Januar 2024 in Aussicht stellte. Im Sozialausschuss bekräftigte Stöcken noch mal den Willen, die Mitarbeiter im Service besser zu entlohnen. Er sagte aber auch, dass es ein kompliziertes Unterfangen sei. Ein Problem: die Service GmbH verdient mittlerweile auch mit Tätigkeiten Geld, die nichts mit dem Krankenhaus zu tun haben.

Der nächste Schritt wird die Debatte in der Ratsversammlung am Donnerstag sein.

Was macht die SKK- Service-GmbH?

Etwa 130 Personen kümmern sich um die Reinigung aller Stationen und Funktionsbereiche im Städtischen Krankenhaus. Das Küchenteam (mit Biozertifikat) stellt die Mahlzeiten her . Naturgemäß spielen in einem Krankenhaus auch spezielle Diäten eine Rolle, sodass das Kochen hier auch ernährungsphysiologische Erkenntnisse erfordert. Zum Thema Küche gehört auch der Betrieb des Bistros an der Pforte und ein Catering für allgemeine Anlässe wie Hochzeiten oder Konfirmationen. Die Service GmbH ist zur Zeit so aufgestellt, das sie zwar überwiegend aber nicht ausschließlich für das Städtische Krankenhaus arbeitet.

Warum ist es so kompliziert?

Ein geschäftliche Mitteilung der Verwaltung beschreibt das Dilemma ausführlich: Durch Einführung des TVöD würden die Löhne erheblich steigen. Es handelt sich laut Darstellung der Verwaltung um Mehrkosten von etwa 2,5 Millionen Euro jährlich. Wenn diese höheren Löhne innerhalb der Service GmbH gezahlt würden, müsste sie die Entgelte für ihre Dienstleistungen erhöhen oder sie wäre insolvent. Da die meisten Dienstleistungen vom Städtischen Krankenhaus abgenommen werden, würde im Krankenhaus ein Defizit in etwa dieser Höhe entstehen. Dieses Defizit würde auch entstehen, wenn sich die Service GmbH auflöste und die Mitarbeiter wieder direkt im Städtischen Krankenhaus angestellt würden.

Im Umfeld des Krankenhauses gelten unterschiedliche Tarife:

  • Für Pflege-, Assistenzkräfte und Verwaltung gilt der TVöD.
  • Für Ärzte gilt der TV-Ärzte, welcher mit dem Marburger Bund ausgehandelt wurde.
  • Für die Service-GmbH gilt der TV-KR-S mit fünf Entgeltgruppen.

Hier tut sich nun das nächste Problem auf. Wer finanziert das zu erwartende Defizit des Städtischen Krankenhauses? Eigentlich ist nicht vorgesehen, dass eine Kommune das Defizit eines Krankenhauses in ihrer Trägerschaft ausgleicht. Allerdings gibt es Ausnahmen von dieser Regel.

Wie geht es weiter?

Zu diesem Zeitpunkt ist noch nicht entschieden, ob die Service GmbH wieder in das Städtische Krankenhaus eingegliedert wird, oder ob der TVöD auf die jetzige Service-GmbH angewendet wird. Die rechtlichen Fragen sind sehr kompliziert. Aber der politische Wille ist jetzt da, die Menschen, die für die Kranken kochen und sauber machen, besser zu entlohnen.

Weiterlesen?

https://www.krankenhaus-kiel.de/unser-haus/service-gmbh

https://www.kn-online.de/Kiel/Servicekraefte-am-Staedtischen-Krankenhaus-Kiel-jubeln-Neuer-Tarif-2024

https://www.rechnungswesen-verstehen.de/lexikon/outsourcing.php