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Kiel: Kurznachrichten im März 24

Sanierung Theodor-Heuss-Ring, wacklige Finanzierung von Ganztagsbetreuung an Schulen, Taubenhaus, Arbeitsmarkt, das sind die Themen dieses Beitrags.

Ganztagsbetreuung: Probleme bei der Finanzierung

Die Landesregierung plant in ihrem Entwurf zur Richtlinie „Ganztag und Betreuung“ keine Erhöhung der Mittel bis 2026. Im Schulausschuss vom 28. Februar äußerte sich Bürgermeisterin Renate Treutel sehr betroffen, dass das Land „seinen Teil nicht mehr beitragen will“. Zur Zeit teilen sich die Kosten der Ganztagsbetreuung an Grundschulen und offenen Ganztagsschulen so auf: die Elternbeiträge decken 35 Prozent, das Land 10 Prozent und die restlichen Kosten übernimmt die Stadt, wobei das Land nicht für Ferienbetreuung und Randzeiten aufkommt. Wenn das Land, wie geplant, die Zuschüsse in absoluten Zahlen deckelt, wird der Beitrag von 10 Prozent nicht mehr erreicht. Denn die Kosten sind für die Träger der Betreuung durch Inflation und Tarifabschlüsse gestiegen. Wie geht es weiter? Die Elternbeiträge könnten steigen, Personal könnte abgebaut werden, worunter die Qualität der Betreuung leiden würde. Im schlimmsten Fall entfielen Betreuungsplätze. Schön, war es einmal an der Muhliusschule: Garten AG der Muhliusschule

Taubenhaus auf dem Sophienhof

Das Taubenhaus am Sophienblatt wird von mehreren Dutzend Tauben angenommen, berichtet der Tierschutzverein Kiel. Es könnte aber noch besser sein. Der Tierschutzverein moniert, dass verschiedene Personen unerlaubt weiterhin die Tauben im Umfeld des Bahnhofs füttern würden. Dadurch haben die Tauben keinen Anlass, das Bahnhofsgebiet zu verlassen. Das Taubenhaus am Sohienblatt, das 300 Meter vom Bahnhof entfernt ist, hatte eigentlich den Sinn, die Tauben aus dem Bahnhof wegzulocken. Ein weiteres Taubenhaus ist für Gaarden geplant. Ein Grundstück wurde allerdings noch nicht gefunden. Kieler Nachrichten: Bericht über Taubenhäuser in Kiel

Kirchenweg 34, Gaardenn

„Das Haus im Kirchenweg 34 kann bestehen bleiben und soll saniert werden“, sagte Pressesprecher Arne Ivers den Kieler Nachrichten. Geplant ist außerdem ein Anbau hinter dem Haus.

Theodor-Heuss-Ring: die Sanierung geht weiter

In der Nacht vom 11. auf den 12. März werden die Baustellen eingerichtet. Die jeweils linke Spur ist anschließend wegen der Brückensanierung gesperrt.

Im Bereich der Asphaltierung fahren die Autos in beiden Richtungen spätestens vom 14. März, 5 Uhr, einspurig auf der im Vorjahr sanierten Fahrbahn. Die Nebenfahrbahnen sind frei. Die Arbeiten sollen bis Ende Mai dauern.

Alle Abfahrten zur B 404 sowie zu den Gewerbegebieten Tonberg und Stormarnstraße sind erreichbar. Der „Überflieger“ von der B 404 zur B 76 ist frei, die Fahrzeuge haben aber nur eine ganz kurze Einfädelspur. Daher sind während dieser allerersten Bauphase keine Umleitungen erforderlich.

Aus der Statistik

Die Zahl der Arbeitslosen stieg im Februar 2024 sowohl gegenüber dem Vorjahresmonat (+671) als auch gegenüber dem Vormonat (+249) merklich an. Die aktuellle Zahl der Arbeitslosen beträgt 11.082, die aktuelle Arbeitslosenquote beträgt 7,9%.

Die Zahl der Unterbeschäftigten (Arbeitslose, Teilnehmende an einer Maßnahme, Personen in einem arbeitsmarktbedingten Sonderstatus) stieg ebenfalls sowohl gegenüber dem Vorjahresmonat (+329) als auch gegenüber dem Vormonat (+278). Die aktuelle Unterbeschäftigungsquote beträgt 10,6%.

Die Zahl der offenen Stellen fiel gegenüber dem Vorjahresmonat um 161 auf aktuell 3.363, dies sind allerdings 238 mehr offene Stellen als im Vormonat.

Quelle: Kieler Zahlen, Kurzinfo Nr. 504

Veränderungen in der Schullandschaft von Gaarden

In die Schullandschaft von Kiel-Gaarden ist Bewegung gekommen. Es fusionieren zwei Schulen: Die Fröbelschule und die Gemeinschaftsschule Am Brook. Wenn das Land zustimmt, werden diese beiden Schulen, die schon Container und Schulhof gemeinsam nutzen, eine einzige Schule. Eine andere Veränderung betrifft die ehemalige Fridtjof-Jansen-Schule (FJS), die reaktiviert werden soll. Und letztlich entsteht eine neue Grundschule in Gaarden auf dem Grundstück der ehemaligen Schwimmhalle.

Fridtjof-Nansen-Schule wird Gemeinschaftsschule

Die Fridtjof-Jansen-Schule in der Geschwister-Scholl-Straße schloss vor zehn Jahren. Es gab nicht genügend Schüler und Schülerinnen. Zu Glück wurde das Gebäude nicht abgerissen, dann aufgrund der erwarteten Bevölkerungsentwicklung in Gaarden, wird diese Schule wieder gebraucht. Geplant ist eine neue Gemeinschaftsschule als offen Ganztagsschule. Die ersten drei fünften Klassen können bereits nach den Sommerferien an diesem Standort starten. Während die Schule langsam aufwächst, können die Räume weiterhin von anderen Schulen als Ausweichmöglichkeit genutzt werden.

In Gaarden wird mit steigenden Schülerzahlen gerechnet, weil der Stadtteil wächst. Auf der Hörn, auf dem Posthof und entlang der Werftstraße (KoolKiel) entstehen neue Siedlungen. Gleichzeitig ist der Raumbedarf höher als in anderen Stadtteilen, weil es in diesem stark migrantisch geprägten Stadtteil mehr DAZ-Klassen für zugewanderte Kinder bedarf.

Fusion von Fröbelschule und Gemeinschaftsschule Am Brook

Diese beiden Schulen stehen Seite an Seite auf dem gleichen Grundstück , teilen sich den Schulhof. Beide Schulen platzen aus allen Nähten, aber Erweiterungen sind über die jetzt schon aufgestellten Container nicht geplant. Schon jetzt kooperieren die beiden Schulen in der Nachmittagsbetreuung. Die Schulleiter wünschen diese Fusion. Die Pläne wurden im Schulausschuss am 8. Februar vorgestellt.

Grundschule Gaarden im Bau

Es wird eine Compartmentschule, bei der sich ein Klassenjahrgang eine eher offen gestaltete Etage teilt. Die Glasfassade soll begrünt werden. Der Pausenhof kommt auf das Dach der Zweifeld-Sporthalle. Und Parkplätze für Eltern soll es nicht geben. Alle sind gehalten mangels Parkmöglichkeiten, zu Fuß oder mit Fahrrad zu kommen. Im Sommer 2025 beginnt der Schulbetrieb in dem knapp 38 Millionen teurem Neubau.

Es tut sich was in Gaarden, nicht nur im Wohnungsbau sondern auch bei den Schulen.

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Mehr Schulplätze in Gaarden

Neue Grundschule für Gaarden

kn online: Fusion, Neubau, Wiedereröffnung: Schulen in Kiel-Gaarden sortieren sich neu

Karin Priens Vorstellungen für Grundschulen in der Kritik

Die glücklichsten Deutschen leben in Schleswig-Holstein, hat eine kürzliche Meinungsumfrage ergeben. Allerdings können die Kinder in diesem wunderbaren Bundesland weniger gut Mathe als in acht anderen Bundesländern. Die Viertklässler belegten im IQB-Bildungstrend nur den 9. Platz (von 15).

Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien reagierte auf die für sie enttäuschenden Ergebnisse mit einem Bündel an Maßnahmen, die sie im Bildungsausschuss des Landtags vorstellte. Dazu gehört: die beiden zusätzlichen Unterrichtsstunden, die an den Grundschulen eingeführt wurden, sollen die Schulen ausschließlich für Mathe und Deutsch verwenden. Außerdem sollen Schulen stärker von der Schulaufsicht beobachtet werden.

Darauf reagierte der VBE SH (Verband Bildung und Erziehung) mit einer Presseerklärung, die hier leicht gekürzt folgt:

„Grundschulen haben einen ganzheitlichen Bildungsauftrag
– angekündigte Maßnahmen sind nicht zielführend

Mit Irritation hat der VBE SH die von der Bildungsministerin Karin Prien angekündigten Maßnahmen auf die Ergebnisse der IQB Studie wahrgenommen.


„Ziemlich eindimensional und in der Form nicht zielführend“, so beschreibt Christian Schmarbeck, Landesvorsitzender des VBE SH den ersten Eindruck.


„Die Schlussfolgerung, dass mangelnde Leistungen in Mathematik und Deutsch einfach durch mehr Unterrichtsstunden begegnet werden könnte, greift zu kurz“, so Schmarbeck. „Wir haben anlässlich der Ankündigungen aus dem Ministerium viele E-Mails von Lehrkräften
erhalten. Insgesamt sind die Lehrkräfte fassungslos ob der Äußerungen. Mehrfach fiel das sprachliche Bild des „vor den Kopf gestoßen Werdens“.


Diese Form der Kommunikation trägt definitiv nicht dazu bei, dass Ergebnisse bei Studien besser werden. Schon gar nicht hilft sie bei der Suche nach dem so dringend gebrauchten Lehrkräftenachwuchs.


An vielen Stellen im Land fehlen ausgebildete Grundschullehrkräfte. Eine Erhöhung der zu unterrichtenden Stunden zu fordern und die Schulen dann mit der Personalfrage alleine zu lassen, sorgt für Unverständnis. Wie sollen die Schulen das vor Ort regeln, wenn schon jetzt an vielen Stellen engagierte Menschen ohne jegliche Lehramtsausbildung im Unterricht eingesetzt werden müssen, um die Verlässlichkeit aufrecht zu erhalten?


Und, um es ganz deutlich zu sagen: Der implizite Vorwurf, dass die Lehrkräfte einfach nur besser unterrichten müssten und dann wären die Ergebnisse in Vergleichsarbeiten signifikant besser, hilft
niemandem! Viel hilfreicher wäre hingegen, wenn in den Schulen der Unterricht wieder in den Fokus rücken kann und erstens endlich multiprofessionelle Teams in den Schulen installiert würden und
zweitens Lehrkräften wieder die Zeit zugestanden wird, die für eine angemessene Vorbereitung des Unterrichts unabdingbar ist – gerade in sehr heterogenen Lerngruppen.


Auch gerät aus dem Blick, dass hier ein gesamtgesellschaftliches Phänomen, fehlendes Lesen und fehlende Kommunikation in den Familien, dafür steigende Medialisierung, wieder einmal allein durch
die Arbeit in den Schulen gelöst werden soll.


Lehrkräfte hätten mit Sicherheit Ideen, wie sie die Lesekompetenz fördern könnten. Leider werden sie aber mit anderen Aufgaben überhäuft und das aufgrund von Vorgaben aus dem Ministerium.

„Selbstverständlich gibt es Dinge, über die man in den Austausch gehen kann. Wenn tatsächlich ein belegbarer Zusammenhang zwischen einzelnen Lehrwerken und entwickelten Kompetenzen besteht, sind wir Lehrkräfte froh über solche Hinweise und ebenso so selbstverständlich auch bereit, die Lehrwerkauswahl zu hinterfragen und anzupassen“.


Die Idee hingegen, Unterrichtsstunden „umzuwidmen“, um sich auf Mathematik und Deutsch zu konzentrieren, konterkariert den ganzheitlichen Bildungsauftrag der Grundschule. Musisch-
ästhetische Bildungsangebote, Sport und Bewegung sind nicht weniger wert, sondern tragen wesentlich zur Gesamtentwicklung der Kinder bei. Und sie ermöglichen auch den Schülerinnen und Schülern Selbstwirksamkeits-Erlebnisse, die in Mathematik oder Deutsch noch Schwierigkeiten haben.


Darüber hinaus bieten sich dort andere Möglichkeiten der positiven Beziehungsgestaltung an. Nach wie vor besteht der Auftrag, die pandemiebedingten, fehlenden Sozialerfahrungen nachzuholen, psychische Belastungen von Kindern zu erkennen und auch hier unterstützend zu agieren. Soll das jetzt ausgesetzt werden, wenn mehr Mathematik und Deutsch unterrichtet werden
muss?


Eine Schule, die durch stetiges Messen den Blick auf das Defizit legt – aber dann nicht agieren kann – ist alles, aber nicht zukunftsfähig.


Der entstehende Eindruck, Schulen müssen sich bei schlechten Ergebnissen in Testungen vor der Schulaufsicht verantworten, wirkt aus der Zeit gefallen. Es sollte weniger darum gehen, wie Schulen, oft personell eng besetzt, jetzt unter Druck zu setzen, sondern vielmehr darum, Schulen und Lehrkräfte so auszustatten, dass sie ihrer Aufgabe wirklich nachkommen können. Lehrkräften den sprichwörtlichen „Schwarzen Peter“ zuzuschieben ist vielleicht die einfachere, aber mit Sicherheit nicht die zielführende Variante. „ Ende der Pressemitteilung.

Bild von Pexels auf Pixabay

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Regionale Lebenszufriedenheit in Deutschland

Leistungsabfall: So müssen Grundschulen reagieren

NDR: Interview mit Bildungsministerin Karin Prien

Landtagswahl in SH: Thema Schule

Kieler Schroeder-Schulen im Gespräch

Eine BDA Podiumsdiskussion zum Thema Schroeder-Schulen am Mittwoch brachte die anwesenden Politiker sehr in Bedrängnis. Denn die meisten Diskutanten hatten nur Lob und Bewunderung für diesen „Schatz“ der Kieler Architektur.

23 Pavillon-Schulen, von denen 14 unter Denkmalschutz stehen, entstanden in der Nachkriegszeit, als der Architekt Rudof Schroeder Leiter des Kieler Hochbauamts war. Daher der Name Schroeder-Schulen. Es sind Freiluft-Schulen, in denen die Klassenzimmer ebenerdig Zugang nach draußen haben. Die Klassenzimmer sind relativ groß, haben jeweils einen Vorraum und eine kleine Rasenfläche, und sind mit Laubengängen verbunden.

Zur Vorgeschichte: die Schroeder-Schulen in der Ratsversammlung

Die Kieler Pläne für die Schroederschulen sehen einen kompletten Umbau der meisten Schroeder -Schulen vor, Abriss ist nicht ausgeschlossen. Das war der Hintergrund eines Beschlusses in der Kieler Ratsversammlung im Herbst 2020: die Verwaltung soll sich für eine Lockerung des Denkmalschutzes hinsichtlich der Schroeder-Schulen einsetzen. Denn noch hält der Denkmalschutz seine schützende Hand über diesem einzigartigen Ensemble. Einzig die Fraktion „die Fraktion“ enthielt sich, alle anderen Parteien stimmten für die Aufweichung des Denkmalschutzes.

Die Diskussionsrunde

Die Experten auf dem Podium deckten die Bereiche Architektur, Denkmalschutz, Pädagogik und Kunstgeschichte ab:

  • Prof. Dr. Klaus Gereon Beuckers, Lehrstuhlinhaber der Kunstgeschichte der CAU
  • Dr. Astrid Hansen, Referatsleiterin Denkmalpflege Hamburg
  • Markus Kaupert, BDA Architekt aus Lübeck
  • Bärbel Lorenzen, Lehrerin an der Gorch-Fock-Schule
  • als Moderator Dr. Thomas Welter, Geschäftsführer des BDA Bundesverband

Die Politik war vertreten durch Arne Langniß, baupolitischer Sprecher der Bündnis 90/Grünen in Kiel, und Tobias von der Heide,MdL für die CDU und Mitglied im Bildungsausschuss des schleswig-holsteinischen Landtags.

Sind die Schroeder Schulen noch zeitgemäß?

Ja, mehr denn je. Das wurde in der Diskussion auf vielfältige Weise deutlich. Prof. Beuckers beschrieb die Entstehung der Pavillon-Schulen in einer Zeit als die Seuche Tuberkulose noch nicht heilbar war. Um 1900 baute man Krankenhäuser als luftige voneinander getrennte Gebäude (Kieler Marine Lazarett!) . Auch die Schulen, die nach diesem Vorbild gebaut wurden, zuerst als Holzbaracken, sollten besonders gesund sein. Viel Luft, viel Unterricht im Freien, lange Flure vermeiden. Das war die Idee hinter den ersten Waldschulen oder Freiluftschulen. Daran lehnte sich Rudolf Schroeder bei der Konzeption der Kieler Pavillon-Schulen an. In Zeiten der Pandemie also hochaktuell.

Tobias von der Heide bemängelte, dass die Schroeder-Schulen keine Differizierungsräume böten. Das sahen die Experten entschieden anders. Aus pädagogischer Sicht erlauben gerade die Schroeder-Schulen eine große Flexibilität. Zu Kaiser Wilhelms Zeiten waren die Tische und Bänke noch aneinander geschraubt. Die Schroeder-Schulen haben dagegen große quadratische Räume und es war Programm, dass das Mobiliar nach Belieben umgestellt werden kann.

Aus eigener Erfahrung kann ich von einer Lehrerin an einer Schroeder-Schule berichten, die in der Mitte des Raums einen runden Teppich gelegt hat. Bei ihr gibt es überhaupt keinen Frontalunterricht. Dafür nutzt sie den Vorraum und den Laubengang als erweitertes Klassenzimmer.

Prof Beuckers erwähnte den starken Bewegungsdrang, den manche Kinder in die Schule bringen. „Heute wird das mit Medikamenten behandelt, in den Schroeder-Schulen gibt es dafür die Außenklasse“ .

Der Bericht einer Lehrerin an einer Schroeder-Schule

Bärbel Lorenzen berichtete von der Art, wie die Grünflächen in der Gorch-Fock-Schule genutzt werden. Die Schulwebsite (siehe unten) gibt einen anschaulichen Eindruck vom Lernen im Freien. Frau Lorenzen erinnerte sich an ihre eigene weitgehend unbeaufsichtigte Freizeit, in der sie ohne pädagogische Betüterung auf Bäume kletterte. Heute verbringt ein Kind, das auf eine Ganztagsschule geht, bis zum Abitur 22.000 Stunden auf dem Schulgelände. Da bieten gerade die Schroeder-Schulen eine vielfältige Architektur mit Kontakt zur Natur.

Die Gorch-Fock -Schule hat einen Schulgarten angelegt und viel Unterricht findet draußen statt. Die Klassenräume sind ästhetisch mit traumhaften Fischgräten-Parkett. Gruppenarbeit, Fächer- und Gruppenübergreifendes Lernen, und alles ,was moderne Pädagogik ausmacht , könne sehr gut an dieser Schule verwirklicht werden, so die Lehrerin.

Naturbezug in Zeiten des Klimawandels

Bärbel Lorenzen und andere betonten den Wert der grünen Klassenzimmer und Gärten für die Kinder. Prof. Beuckers sagte, zu den Reformideen der Pavillon-Schulen gehörte auch das haptische Lernen. Nicht nur Denken sondern auch Anfassen und Gestalten waren gewünscht. Gerade in Zeiten des Klimawandels ist es gut für Kinder, die Natur zu erleben und wertzuschätzen. Gesund ist der Aufenthalt mit Garten allenfalls. Leider nutzen nicht alle Lehrkräfte an den Schroeder-Schulen die Grünanlagen, und nicht alle haben Schulgärten.

Können die Schroeder-Schulen energetisch saniert werden?

Tobias von der Heide redete sehr lange von der Notwendigkeit standardisierter Verfahren. Das ist Politsprech für Abriss und Neubau, denn eine andere Standardisierung wird es nicht geben. Allenfalls könnte man – so der Architekt Kaupert – beim Fenstereinbau standardisierte Vorgehen wählen. Ansonsten sind die baulichen Gegebenheiten bei aller Ähnlichkeit doch zu unterschiedlich.

Der Lübecker Architekt Kaupert kann sich gut PV-Anlagen auf den Dächern vorstellen. Die Grünanlagen mit Bäumen bieten Verschattung und sind außerdem Teil der grünen Lunge von Kiel.

Die Denkmalschützerin Astrid Hansen bemerkte außerdem, dass Denkmalschutz per se auch immer Klimaschutz ist. Denn in jedem Gebäude ist „graue Energie“ enthalten, die Energie, die beim Bau aufgewendet wurde. Man darf bei Gebäuden nicht nur auf die Betriebskosten schauen.

Neubau ist auch nicht unbedingt günstiger als Sanierung, so die Meinung der Experten. Die Denkmalschützerin war sich auch sicher, dass es Förderprogramme des Bundes gäbe, die angezapft werden könnten, damit die Sanierung den Haushalt weniger belastet.

Jens Jacobus, Architekt und ehemaliger Leiter des Hochbauamtes der Stadt Kiel, meldete sich aus dem Publikum. Er wies darauf hin, dass es in seiner Zeit nie ausreichende Mittel zur Instandhaltung der Schulen gab, was zu ihrem teilweise schlechten baulichen Zustand heute führte.

Kritik an der Politik

Mehrere Sprecher hielten die politischen Gründe generell für vorgeschoben. Es würde in Wirklichkeit um die Überlegung gehen, wie man den Boden gewinnbringender verwerten könne. Die Pavillon-Schulen sind nämlich ziemlich raumgreifend. Die Experten waren sich auch einig, dass Neubau mit Sicherheit weniger und kompaktere Schulen bedeuten würde. Die anwesenden Politiker Arne Langniß und Tobias von der Heide bestritten, dass es ihnen um Bauland geht.

Dr. Astrid Hansen und auch andere betonten die Einzigartigkeit der Schroeder-Schulen für die Architektur und als Wahrzeichen für Kiel. Wir haben keine „Altstadt“, aber rund um das Stadtzentrum herum gibt es Altes und Bewahrenswertes, von den Jugendstilhäusern bis zu den Pavillon-Schulen. Nicht nur für Kinder, sondern auch für alle Kieler sind die Schroeder-Schulen ein Schatz, das war die Mehrheitsmeinung in dieser Runde.

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Das Schicksal der Schroederschulen

Website der Gorch-Fock-Schule

Schroeder-Schulen Thema des BDA (Bund deutscher Architekten

Kein Pool-Modell für Schulbegleitung

Die letzte Ratsversammlung lehnte einen Vorschlag der AfD zur Änderung der Schulbegleitung mehrheitlich ab. Es ging darum, Grund- und Gemeinschaftsschulen mit einem Budget für Schulbegleitungen auszustatten. Dieser Antrag der AfD kann nicht sofort in der Akte Unsinn abgelegt werden, denn andere Kommunen praktizieren solche Pool-Modelle. Dennoch gab es Gründe, warum Kiel das Pool-Modell nicht übernehmen wird.

In der Begründung des Antrags beschrieb Ratsherr Dachs (AfD) die steigende Tendenz zur Schulbegleitung. Er sagte: “In abzusehender Zeit werden wir von Schulbegleitung abhängig sein.“ Lehrer*innen wüssten auch am Besten, wer Hilfe braucht. Die Schulbegleiter*innen aus dem Pool könnten flexibel angefordert und eingesetzt werden, sodass mit dieser personellen Resource effizienter umgegangen würde.

In der schriftlichen Begründung heißt es: “Die Kleine Anfrage der AfD-Fraktion zum Thema „Schulbegleitungen in der Landeshauptstadt Kiel“ ergab, dass sich die Zahl der durchgeführten Schulbegleitungen von 60 im Jahr 2014 auf 104 im Jahr 2018 gestiegen ist und die Kosten für Schulbegleitungen nach § 35a SGB VIII von 798 T Euro auf 1.747 mehr als verdoppelt hat. Obwohl es noch keine belastbaren Zahlen für 2019 gibt, beobachtet die Verwaltung eine steigende Tendenz.”

Was machen Schulbegleiter*innen ?

Zur Einordung: Schulbegleiter*innen unterstützen Kinder mit geistiger, körperlicher oder seelischer Behinderung. Wahrend Schulassistent*innen den Lehrkräften helfen, unterstützt jede Schulbegleiter*in ein einzelnes Kind, ohne dabei pädagogische Aufgaben zu übernehmen. Es geht darum, je nach Art der Behinderung, für das Kind zu sorgen, dass es in den Klassenraum kommt, zur Toilette gehen kann, am Unterricht teilnehmen kann. So wird die Schulbegleiter*in ein autistisches Kind vielleicht mal in den Gang oder einen ruhigen Raum begleiten, wenn das Kind mit der Reizüberflutung durch eine große Klasse nicht klar kommt. Es ist unumstritten, dass die Inklusion ohne die Mittel der Schulbegleitung und Schulassistenz überhaupt nicht funktionieren würde.

Was ist anders mit Pool-Modell

Einige Kommunen praktizieren die Pool-Lösung. Es wäre auch für Kiel rechtlich möglich. In Lübeck und Pinneberg werden die Erfahrungen damit gerade evaluiert.

Beim Pool-Modell wird die Einzelbegleitung insofern gelockert, als es bei Krankheit Vertretungsmöglichkeiten gibt. Außerdem können Schulbegleiter*innen unkomplizierter ausgetauscht werden, wenn es mal nicht passt. Ohne Pool beantragen die Sorgeberechtigten die Schulbegleitung für das Kind. Im Pool-Modell steht der Schulleitung ein Pool an Schulbegleiter*innen zur Verfügung, die flexibel eingesetzt werden können, obwohl auch hier im Normalfall die Eins-zu-Eins-Begleitung praktiziert wird. Das Pool-Modell ist relativ jung. Die Evaluierungen werden zeigen, ob es Verbesserungen für die Kinder mit Handicap bringt oder doch nur ein Sparmodell ist.

In der Debatte in der Ratsversammlung verteidigte Bürgermeisterin und Schuldezernentin Renate Treutel das Kieler System, um das Kiel beneidet wird. Sie sagte, die Schulabrecherquote sei in Kiel so niedrig wegen der guten Kieler Unterstützungssysteme. Sie sprach sich deshalb gegen die Einführung des Pool-Modells aus, weil sie nicht das ihrer Meinung nach gute System aus den Angeln heben möchte.

Ratsherr Marcel Schmidt (SSW) äußerte sich skeptisch in Bezug auf die Motivation der AfD. Er nähme es der AfD nicht ab, dass sie etwas Positives für die Kinder bewirkten wollten und wies auf seine Lektüre des Online-Magazins AfD-Kompakt hin.

Zum Weiterlesen: https://www.familienhandbuch.de/kita/inklusion/Schulbegleitung.php

Kieler Gelehrtenschule : Tradition und Moderne

Am 16. Februar lud die Kieler Gelehrtenschule zum Tag der offenen Tür ein. Der Termin war kein Zufall, sondern der Vortag des 799. Geburtstag dieser 1320 gegründeten Kieler Schule. An der derzeitigen Adresse (Feldstr. 19) ist die Kieler Gelehrtenschule allerdings erst seit den 50er Jahren. Das besondere an diesem ältesten Kieler Gymnasium: Latein ist Pflicht, Altgriechisch möglich. Alle Kinder starten mit Latein in der 5. oder 6. Klasse, bzw Sexta oder Quinta, wie es hier heißt. Später kann Latein abgewählt werden.

Warum Latein?

Sinja Wischtukat, seit letztem Jahr Schulleiterin, und Dr. Sven Rausch, Mittelstufenleiter, bezeichneten sich als “leidenschaftliche Altsprachler”. Sie stellten in einer launigen Präsentation die Vorzüge des Lateinunterrichts vor.

  • Nicht ganz ernst gemeint stellten sie einen Bezug zwischen dem alten Rom und der heutigen Zeit her. War der römische Stammvater Aeneas, der aus Troja nach Italien floh, nicht auch ein Flüchtling? Mehr noch, ein Flüchtling, der über das Mittelmeer floh! Außerdem erst Problemjugendlicher und dann Alleinerziehender. Aktueller geht es ja kaum!
  • Latein hilft beim Nachdenken. Aufgrund der Komplexität dieser Sprache hat jeder Satz ein wenig den Charakter eines Kreuzworträtsels.
  • Latein schult das Verständnis von Grammatik. Nicht nur, weil die lateinische Grammatik besonders komplex ist, sondern auch weil sie auf Deutsch erklärt wird im Gegensatz zu den modernen Sprachen, bei denen die Grammatik in der Fremdsprache erklärt wird.
  • Latein ist die Mutter vieler europäischer Sprachen. Man könnte sie als Grundlagensprache bezeichnen.
  • Die römische Geschichte ist eine Wurzel der europäischen Kultur. Vieles in unserer Kultur kommt aus dieser faszinierenden Welt.
  • Latein schafft Vertrauen in die Struktur des Lernens. Die moderne Latein-Didaktik ist zwar spielerischer als früher, aber die Struktur des Unterrichts ist gleich geblieben. Grammatik verstehen, Vokabeln lernen, Texte übersetzen – so sieht der Lateinunterricht immer noch aus, auch wenn mit Rätseln und Legobausteinen gearbeitet wird. Interessant die Legolyse: hier bauen Kinder Satzteile mit farbigen Legosteinen nach und vergleichen dann ihre Türme. Es sei dann schon bemerkenswert, wenn zwei Zehnjährige sich angeregt über Grammatik unterhalten: “Ist das nicht eine Konjunktion?”

Was hat sich im Lateinunterricht geändert?

Es werden längst nicht mehr so viele Vokabeln gefordert. Wurden früher 1250 Vokabeln bis zur zehnten Klasse vorausgesetzt, sind es jetzt nur noch 500. Aber auch das sind noch fünf bis sechs Vokabeln pro Tag. Dann sind die Textbücher bunter und kindgerechter geworden. Es wird auf Lateinisch gespielt und gesungen. Die Welt des Lateinischen wird lebendig gemacht. An der Gelehrtenschule haben die Kinder, die in der fünften Klasse mit Latein anfangen wöchentlich zwei Doppelstunden und zwei Einzelstunden. Die Gelehrtenschule favorisiert allgemein die Doppelstunde mit kurzer Pause, aber Kontinuität sei auch wichtig, deshalb Latein an vier Tagen in der Wochen.

Der Charme von früher

„Die Schule wirkt altmodisch“ sagte eine Mutter, die den Offenen Tag besuchte. Den Eindruck hatte ich auch . Es gibt weder Epochenunterricht noch selbstbestimmtes Lernen. In den unteren Klassen endet der Unterricht mittags und die Kinder , die nicht das Angebot der offenen Ganztagsschule nutzen, können dann nach Hause gehen. Die Kieler Gelehrtenschule war übrigens die Kieler Schule, die am längsten am Samstagsunterricht festhielt. Wenn etwas besonders ist an dieser Schule, dann ist es ihr Festhalten an Traditionen. Was nicht schlecht sein muss. Auf jeden Fall machten die Schüler*innen, die diesen Offenen Tag mitgestalteten, einen aufgeschlossenen, interessierten und humorvollen Eindruck. Und die meisten werden wohl ihr Abitur schaffen. So ganz wie früher ist die Schule dann aber doch nicht. Immerhin gibt es das Fach Informatik und eine Computer-AG und einen neuen Wissenschaftstrakt mit modernster Ausstattung. Die Neuerungen im Lateinunterricht wurden schon erwähnt. Änderungen der allgemeinen Lehrpläne gehen auch an dieser Schule nicht vorbei. Die Schulleiterin begrüßte die Rückkehr zum Abitur in neun Jahren (G9) in Schleswig-Holstein, weil die Kinder so mehr Zeit zum Lernen habe.

Tolles Musikprogramm

Ein Schwerpunkt der Schule ist die musikalische Bildung. Wer möchte, kann ab der fünften Klasse in einer Bläsergruppe ein entsprechendes Instrument lernen. Wer schon ein anderes Instrument spielt, kann sofort ins Vororchester eintreten. Neben dem Symphonieorchester hat sich zur Zeit auch die Kombo Nr 5 profiliert. Der Tag der offenen Tür endete mit einem Konzert, das Lust auf mehr macht.

Anmeldungen sind ab 27. Februar möglich. Genaue Zeiten auf der Schul-Homepage: http://www.kieler-gelehrtenschule.de/index.phpp