Schlagwort-Archive: LEG-Mieter*innen wehren sich

LEG Theater

Die Wohnungsgesellschaft LEG lud am 17. April zu einer Mieterversammlung in den Güterbahnhof ein. Bei Kaffee und Brezeln sollten die erbosten Mieter und Mieterinnen an Stationen zu verschiedenen Themen ins Gespräch mit den Verantwortlichen kommen. Vor Ort war auch der Technische Service, eine Tochtergesellschaft der LEG und für Reparaturen verantwortlich.

Sebastian Hell von der LEG sagte mir vor der Veranstaltung, dass es darum gehe, mit den Mietenden ins Gespräch zu kommen. „Sie können noch mal sagen, was gemacht werden soll.“ Dieses Angebot könnte allerdings zu noch mehr Frust führen. Denn die Mietenden melden die Missstände ja. Das Problem ist, dass auf die Meldung häufig keine Aktion erfolgt.

Gespräche mit Mietenden der LEG

Vor der Versammlung, zu der nur Betroffene eingeladen waren, sprach ich mit einigen von ihnen.

Monika Milbord, die schon einmal diesem Blog berichtete, ist sauer, weil das Kellerfenster immer noch nicht repariert wurde. Die Müllsituation im Hof habe sich allerdings etwas gebessert, seitdem zwei zusätzliche Tonnen aufgestellt wurden.

Ewa berichtete, dass nach dem Auftritt der LEG im Ortsbeirat tatsächlich jemand in ihr Haus gekommen sei für kleinere Sachen. Allerdings nicht für das klemmende Fenster in ihrem Badezimmer, dass sich nicht öffnen lässt.

Ghafar aus dem Irak hat seit einem Jahr Schimmel in der Wohnung. Er zeigte mir auf seinem Handy Fotos von der nassen Wand. Da er an diesem Tag frei hat, ist er gekommen um zu sagen, wie sauer er ist.

Zu dritt versuchten wir, einen Brief der LEG an Ayse zu verstehen. Anscheinend hat sie jetzt ein Guthaben, das aber mit einem ungenannten Betrag verrechnet werden soll. Man müsste wirklich Jura studiert haben, um das Schreiben zu deuten. Warum gibt es keine ordentliche Abrechnung, und warum wird der eventuell zu viel gezahlte Betrag nicht einfach erstattet?

Nach der Versammlung

Andrea Dibbern schrieb mir nach der Versammlung, es sei wieder nur eine Theaterveranstaltung gewesen. Immerhin konnte sie aber so viel Druck aufbauen, dass am nächsten Tag jemand wegen einem verstopften Fallrohr kommen soll und auch ein Dachdecker wurde beauftragt. Wieder nur leere Versprechen? Und sollte es nicht genügen, dass Mängel auf normalem Weg gemeldet werden?

Der nächste Akt erfolgt am Mittwoch, da treffen sich Mietende um 18 Uhr in der Sozialkirche Gaarden (Stoschstr. 52) um zu besprechen, wie es weiter geht. Dazu lädt die Initiative “LEG-Mieter*innen wehren” sich ein.

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LEG war Thema im Sozialausschuss

Kiel: Mieter beklagen Vernachlässigung durch LEG

Ärger um LEG-Wohnungen

Der NDR und die Kieler Nachrichten berichteten bereits über die Unzufriedenheit von einigen Mietern und Mieterinnen mit der Wohnungsgesellschaft LEG, die Ende 2021 zahlreiche Wohnungen von der KIV in Gaarden kaufte. (Links zu den Berichten siehe unten) Es geht bei den Vorwürfen um verschleppte Reparaturen und intransparente Abrechnungen. Die Berichte zeigen schon Wirkung, sagte Florian Eggers, der über den Stadtteilladen eine solidarische Mieterberatung anbietet. Er konnte berichten von Mietern, bei denen sich die LEG wegen angemahnten Reparaturen plötzlich gemeldet hat. Auch einige intransparente Wasserrechnungen sollen neu berechnet werden. Der Protest durch die Bürgerinitiative „LEG-Mieter*innen wehren sich“ hat sich durch das Medienecho also schon gelohnt.

Ich traf mich mit Florian Eggers und zwei Mieterinnen der LEG, Andrea Dibbern und Monika Milbord für ein Gespräch.

Früher, sagte Monika Milbord, bei der KIV, da hatte man wenigstens einen Ansprechpartner im Büro. Jetzt landet man in einem Call-Center, vermutlich in Düsseldorf. „Dort wurde ich auch noch angemotzt, warum ich meine Beschwerden nicht als Email senden würde.“

Meine Gesprächspartnerinnen sind sich einig: wenn Beschwerden an die LEG gerichtet werden, passiert lange nichts, und manchmal nie.

„Wer soll das bezahlen?“ und „Wir haben niemand.“

Beispiel aus der Bielenbergstraße. In Monika Milbords Keller wurde von einem Obdachlosen eingebrochen. Frau Milbord musste mehrmals bei der LEG anrufen, um auf das kaputte Kellerfenster aufmerksam zu machen. Als endlich ein LEG-Mitarbeiter kam, um sich den Schaden anzusehen, soll er gesagt habe: „Wer soll das bezahlen?“ Seitdem regnet es bei Starkregen in den Keller. Mehr ist noch nicht passiert.

Wir wunderten uns im Gespräch, dass die LEG nicht aus eigenem Interesse mehr für die Substanz ihrer Häuser tut. Es sind manchmal Missstände, etwa schlecht verfugte Fensterrahmen, oder kaputte Kellerfenster oder schiefe Dachziegeln, die leicht zu beheben wären, aber unbehandelt auf Dauer das Mauerwerk schädigen können. Natürlich leiden auch die Mieter und Mieterinnen, wenn die Substanz kaputt geht.

Andrea Dibbern erzählt eine entsprechende Geschichte aus ihrem Haus im Buschfeld. Der Mieter über ihr klagte über eine sehr feuchte Küche. Es kam auch ein Mitarbeiter von der LEG, der mit einem Feuchtigkeitsmesser feststellte, dass nicht nur die Küche sondern vor allem der Dachboden darüber extrem feucht war. Die Dachdecker, die danach den Dachstuhl untersuchten, stellten fest, dass der Kamin feucht ist, zogen jedoch unverrichteter Dinge ab. Seitdem ist nichts mehr unternommen worden.

Dieser Befund zog sich durch alle Geschichten: „Es kommen schon Leute von der LEG, aber es wird nichts gemacht.“ Als im Nachbarhaus die Tür eingetreten wurde, kam ein Mitarbeiter der LEG und sagte lapidarisch. „Wir haben zur Zeit niemand.“

In der Mieterberatung

Florian Eggers, der für die Linke im Ortsbeirat Gaarden sitzt, beobachtet, dass vermehrt Leute mit ihren Nebenkostenabrechnungen in die „Solidarische Mieterberatung“ kommen. Monika Milbord berichtet, ihre Nebenkosten seien für 2021 um 100 Prozent gestiegen, und darin hat sich die Energiekrise noch gar nicht niederschlagen können. Florian Eggers berichtet von hohen Nachzahlungen in den letzten Wochen, 1.000 Euro sind keine Seltenheit. Der höchste Wert war 3.000 Euro. Andere Mieter und Mieterinnen haben dagegenn nur kleine Nachzahlungen, weil das Wasser bei ihnen gar nicht berechnet wurde.

Die Wasserrechnungen: Nachdem die Kieler Nachrichten die Wasserrechnungen thematisierten , versprach die LEG: „Da dieser Vorgang sicherlich einige Zeit in Anspruch nehmen wird, werden wir die Wasserkosten der Abrechnung für das Jahr 2021 nun für die entsprechenden Gebäude allein auf Basis der Zählerstände der Wohnungswasserzähler neu berechnen und korrigieren – und die Hauptwasserzähler zunächst außen vor lassen. Unsere betroffenen Mieterinnen werden somit von uns Erstattungen erhalten.“

In den Nebenkosten sind Kosten für Rauchmelder, Hausmeisterei, Sperrmüll, Gebäudeversicherung, Treppenhausreinigung und Wasser enthalten. Andrea Dibbern ärgert sich, dass sie für einen Hausmeisterdienst bezahlt, aber es wurde noch nie ein Hausmeister in ihrem Haus gesehen. Der Garten hinter dem Haus ist ungepflegt, die Treppe von Brombeeren überwuchert.

Ärger gab es auch um die Treppenhausreinigung. Diese übernehmen nun die Mieter der Buschfeldstraße 7,9 und 11 selber, nachdem Frau Dibbern in diesen Häusern Unterschriften gesammelt hatte. Die Reinigung war davor nur sporadisch durchgeführt worden, und es entstand der Eindruck, dass lediglich die Fußmatten hochgeklappt wurden.

Hof in der Bielenbergstraße

Im Haus von Monika Milbord ist die Müllsituation ein großes Ärgernis. Einmal wurde der Müllcontainer im Hof nicht geleert, weil er falsch befüllt war. Dann wurde der weitere Müll einfach daneben gelagert. Schuld an dieser Situation haben zwar in erster Linie die Bewohner. Es handelt sich um ausländische Bauarbeiter, die in Monteurswohnungen einige Wochen oder Monate leben und sich nicht mit der deutschen Mülltrennung befassen. Allerdings sind nicht nur die Mieter sondern auch die Eigentümer in der Pflicht, für Ordnung auf dem Hof zu sorgen. Gemäß der Kieler Rattenverordnung ist es die Pflicht der Eigentümerin, dafür zu sorgen, dass kein Müll außerhalb der Tonnen liegt. Es bleibt der Fantasie der Vermieterin überlassen, wie sie das regelt. Mit dieser Kieler Rattenverordnung soll vermutlich auch ein Impuls gesetzt werden, dass die Häuser nicht überbelegt werden.

Mieter*innen wehren sich

Zum ersten Treffen der Initiative „LEG-Mieter*innen wehren sich“ im Sub Rosa kamen etwa 60 Leute. Das nächste Treffen findet wieder im Sub Rosa statt, am 20. Februar um 18 Uhr. Das Einlenken der LEG, die wie viele andere im Wohnungsbau auch tatsächlich unter Fachkräftemangel und Lieferverzögerungen leidet, ist ein großartiger Erfolg der BI. Allerdings äußerte Florian Eggers die Sorge, dass die LEG jetzt auf Beschwerden von aufmüpfigen Mietern und Mieterinnen eingeht, um das Thema zu befrieden. Es gäbe aber viele Leute, die kein Deutsch sprechen oder alt oder arm sind, und die nicht den langen Atem haben, mit ihren Beschwerden bei dem LEG Call Center durchzudringen.

Betragsbild: Wir trafen uns in der Bambule in Kiel-Gaarden. Von links: Florian Eggers, Andrea Dibbern und Monika Mildbord

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Müll in Gaarden