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Die Freedom mit Fahrt auf Kiel

Die “Freedom” begann ihr Schiffsleben 1945 als Fischkutter. Möglicherweise wurde der Großsegler eine Zeit lang als Spionageschiff eingesetzt. Getarnt als Fischkutter war das eigentliche Geschäft vermutlich das Auffinden von U-Booten mittels eines eingebauten Sonars. Genau weiß man es allerdings nicht, aber es gibt Hinweise an Bord, vor allem ein Hohlraum an Bord , an dem sich ein Sonar hätte befinden können. 1990 wurde das Schiff als Gaffelschoner umgebaut. Zuletzt lag das mittlerweile “Freedom” genannnte Schiff sieben Jahre im Hafen von Eckernförde und rottete dort so langsam vor sich hin. Bis ihr Schicksal eine neue Wende nahm.

Ein neues Konzept für die “Freedom”

Diese Wende begann mit Jens Broschell, der vor etwa fünf Jahren das erste Mal versuchte, mit dem derzeitigen Besitzer Kontakt aufzunehmen. Er erhielt die Telefonnummer des Eigners von der Hafenbehörde. Allerdings kam der Kontakt mit dem Eigner Rieke Boomgaarden nicht zustande, denn dieser war gerade mit seinem anderen Segelschiff auf See. Bei einem neuen Anlauf vor ungefähr zwei Jahren gelang die Kontaktaufnahme und die Planungen gingen los. Nach vielen Überlegungen, wie die „Freedom“ gerettet werden kann, war ein erstes Konzept entstanden. Durch einige widrige Umstände und eine neu besetzte Crew konnte es in diesem Frühjahr losgehen. Denn gerade die Corona-Krise bedeutet für Rieke Boomgaarden, dass er die diesjährigen Segeltörns auf seinem andern Schiff, der „Sigandur“, einstellte. So ergab sich ein neuer Zeithorizont für Boomgaarden und das neu zusammengestellte Team.

Open Ship und Bistro an Bord der “Freedom”

Was als Traum und Spinnerei anfing, nahm dank glücklicher Fügungen schnell Form an. Jens Broschell, Marc Fahrenkrog, Rieke Boomgaarden und eine Gruppe von Freunden entwickelten die Idee, aus der “Freedom” ein Kulturschiff für Kiel zu machen. Eine Mischung aus Open Ship, Bistro und Ort für Workshops und Events, in diese Richtung soll es gehen.

Crew der “Freedom” mit Maskottchen

Es stellte sich schnell heraus, dass das Unterschiff noch in gutem Zustand ist. Über der Wasserlinie gibt es dagegen viel zu tun. Mit Hilfe eines Bootsbauers nimmt sich die Crew eine Arbeit nach der anderen vor. Der Bootsbauer tauscht rotte Planken aus, die Crew darf Rost beseitigen, Metallteile grundieren und lackieren. Diese Arbeiten , die auch voller unvorhergesehener Schwierigkeiten stecken, werden anschaulich auf einem Blog dokumentiert. Telegram → @freedomkiel, Facebook → Freedom Kiel .

Wie geht es in Kiel weiter?

Einige Hürden wurden schon genommen. Die “Freedom” hat einen festen Liegeplatz im Kieler Hörnbecken zugesagt bekommen, wo genau ist noch nicht bekannt. Am Montag, dem 29. Juni gründete die zehn-köpfige Crew eine Genossenschaft, zu der auch der Eigner des Schiffes gehört. Die Genossenschaft hat ein Vorkaufsrecht für das Schiff. Wenn alles nach Zeitplan läuft, kommt die “Freedom” im August dieses Jahres nach Kiel. Dann beginnen die Vorbereitungen für den späteren Betrieb, also weitere Umbaumaßnahmen unter Deck, ergänzende Einbauten für die Kombüse etc. Um diese Ideen zu verwirklichen, setzt die Crew ihre Hoffnung auf eine Crowdfunding-Kampagne, siehe Link unten.

Ich traf einige aus der Crew und spürte ihren Enthusiasmus. Marc erzählte, für ihn war die Fahrt der “Freedom” in die polnische Werft der bisherige Höhepunkt. In der Nacht vor dem Einlaufen saß er auf dem Deck, während die Sonne auf der einen Seite unterging und der Mond auf der anderen Seite aufging, um sich herum das Meer. Für Jens war es schön, als endlich nach viel Organisation mit der praktischen Arbeit angefangen werden konnte.

Arbeit im Kollektiv

Die Genossenschaft möchte die „Freedom“ in Kollektivarbeit betreiben und gemeinsam alle Entscheidungen treffen, wie etwa die Ausrichtung der angebotenen Snacks und Getränke, die vor allem regional, vegan/vegetarisch sein sollen. Darüber hinaus möchten sie den Betrieb so nachhaltig wie möglich gestalten.

Der Einzige mit Kapitänspatent ist der Skipper Rieken Boomgaarden . Er kennt das Schiff gut, und bringt allen das Segeln bei. Einige haben auch schon Segelerfahrung.

Das Schiff ist vom Typ her ein Gaffelschoner, 34 Meter lang, mit einer Masthöhe von 22 Metern.

Dieses attraktive Segelschiff wäre ein Gewinn für Kiel, weil es im Hafen schön anzusehen ist und den Menschen die Möglichkeit gibt, an Bord eines alten Schiffes zu gehen. Sozusagen ein Schiff zum Anfassen.

Das Eingangsfoto zeigt die “Freedom” auf der Werft.

https://www.startnext.com/save-the-freedom

http://freedom-kiel.de