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Bäume haben in Kiel einen schweren Stand

Einerseits macht sich die Selbstverwaltung stark für mehr Bäume. Andererseits werden bald 26 Bäume entlang des Westrings gefällt.

Ein Baum für jede Straße

Da brachten die „Fraktion“ und die Linke einen lobenswerten Antrag in den Innen- und Umweltausschuss ein: Ein Baum für jede Straße. Das Grünflächenamt antwortete mit einer Einschätzung, die zwar Sympathie für Bäume zeigt, aber in eine andere Richtung argumentiert. Neupflanzungen seien sehr schwierig. Wichtiger und lohnenswerter sei der Erhalt von bestehenden großen Bäumen. “Sehr viel nachhaltiger und zielführender für die Klimaanpassung im städtischen Bereich ist es jedoch, den vorhandenen Bestand großer Bäume zu sichern und zu erhalten. Deren Einfluss auf das Stadtklima, die Erholung und das Stadtbild ist oft sehr viel größer als das Pflanzen von Ausgleichsbäumen, welches im Straßenbereich nur noch mit sehr großem technischem Aufwand möglich ist.”

Höhere Priorität für den Erhalt

Durchgesetzt hat sich dann im Bauauschuss vom 7. November ein Änderungsangtrag von SPD, Grüne, der “Fraktion”, Linke und FDP, in dem es heißt: “Die Landeshauptstadt Kiel wird dem Erhalt der Kieler Bäume und der Neupflanzung eine höhere Priorität als bisher einräumen”. Die Standorte von bestehenden Bäumen sollen aufgewertet werden, damit die Bäume nicht sterben. Jährlich sollen neue Bäume in mindestens zweistelliger Zahl gepflanzt werden. Auch bei Neubauprojekten sollen Bäume stärker in die Abwägung einbezogen werden. Auch in diesem Antrag soll nach Möglichkeit in jeder Kieler Straße ein Baum stehe. Auch Parkplätze kommen als Pflanzorte in Frage. Schließlich soll die Baumschutzverordnung, auch unter Einbeziehung von Naturschutzverbänden überarbeitet werden.

Baumdrama am Westring

Gleichzeitig spielt sich am Westring ein Baumdrama ab. 26 Bäume, darunter stattliche Buchen, dürfen gefällt werden. Wahrscheinlich kreischen schon am Montag die Sägen. Grund ist der geplante Bau von zwei Möbelhäusern (Höffner und Skonto) auf dem angrenzenden Prüner Schlag, einem ehemaligen Kleingartengebiet. Die Kieler Nachrichten nannten als Grund: Die Baumaschinen sollen auf das Gelände fahren können und Gasleitungen müssen verlegt werden. Es stellt sich aber die Frage, warum für die Zuwegung gleich 26 Bäumen gefällt werden müssen. Skeptisch macht auch die Sache mit der Gasleitung. Denn die Bäume werden ja wohl nicht direkt auf einer Gasleitung gepflanzt worden sein. Ob es der Krieger Gruppe als Bauherrin nicht doch eher darum geht, eine freie Sicht vom Westring auf die Möbelhäuser zu schaffen? So wie vor IKEA, wo es früher auch einen Waldstreifen gab.

Warum die Geheimhaltung?

Seltsam auch die Geheimhaltung um dieses Baumthema. Eine Initiative namens Projekt Prüner Park hatte sich an den zuständigen Ortsbeirat Mitte gewandt, mit der Frage, wie viele Bäume gefällt werden würden. Die Antwort: Es wird nicht mitgeteilt. Dieser Blogartikel erklärt es im Detail: Klimanotstand? Möbelmarktzentrum!

Pressemitteilung der Stadt

Mittlerweile gibt es aber von der Stadt eine Pressemitteilung, in der die Zahl von 26 Bäumen genannt wird: “Im August 2021 soll das geplante Möbelmarktzentrum am Prüner Schlag eröffnet werden. Die Krieger Projektentwicklung GmbH bereitet derzeit den Bau der künftigen Einfahrt im Kreuzungsbereich am Westring vor. Dafür werden in der kommenden Woche 26 Bäume im Kreuzungsbereich gefällt. Außerdem laufen vorbereitende Maßnahmen für die Tieferlegung der vorhandenen Gasleitung der Stadtwerke Kiel. Die Umlegung ist für den Zeitraum vom 18. bis 30. November geplant.”

Auf jeden Fall wird das Thema Stadtbegrünung wieder weiter diskutiert werden. Wenigstens in neuen Baugebieten sollte es möglich sein, Bäume und Grünflächen einzuplanen. Damit es nicht aussieht wie im Bäckergang und im Schlossquartier.

(Das Foto zeigt einen Baum am Westring mit Banderole. Gesehen im September. Es könnte einer der Bäume sein, die zur Fällung vorgesehen sind.)