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Kieler Stadtteil Wik leidet unter Geflüchteten

Geflüchtete, die zum Teil in der Unterkunft Arkonastraße leben, machten sich im Stadtteil Wik unbeliebt. In der Presse werden sie teilweise als die „Puschen-Gang“ bezeichnet. Dies ist aber irreführend, denn wie die Polizei auf Anfrage klarstellte, handelt es sich nicht um eine Bande im Sinne einer homogenen Gruppe mit festen Strukturen. Vereinzelt gibt es zwar Verwandschaftsbeziehungen oder schon in der Heimat bestandene Verbindungen. Von einer Bande könne man aber nicht sprechen.

Das sind die Delikte

Im Zeitraum 01.10.2023 – 30.09.2024 leitete die Polizei eine hohe dreistellige Zahl an Ermittlungsverfahren gegen knapp 200 Personen, die zum Zeitpunkt der Tat in der Unterkunft Arkonastraße gemeldet waren. Dabei fielen zehn Personen mit jeweils mehr als zehn Straftaten auf. Von diesen zehn Personen leben aktuell sechs Personen nicht mehr in der Arkonastraße. Die Straftaten wurden nicht nur in der Wik sondern im ganzen Stadttgebiet und teilweise auch außerhalb von Kiel begangen.

Bei den Delikten handelt es sich laut Polizei überwiegend um Diebstahl und Hausfriedensbruch sowie – mit deutlichem Abstand geringer – Körperverletzungen. Letztere geschahen hauptsächlich unter Bewohnern der Unterkunft.

Aus dem Stadtteil Wik gingen zahlreiche Beschwerden wegen Ruhestörung oder Müllablagerung ein. 21 Einsätze in 2024, also rechnerisch alle zwei Wochen eine, bezogen sich auf gemeldete Ruhestörungen.

Insgesamt ist die Wik kein Kriminalitätsschwerpunkt in Kiel.

Diese Geschichte katapultierte Kiel mal wieder in die überregionale Presse. BILD, Welt und Zeit berichteten. Als ich letztes Wochenende in Sachsen-Anhalt war, kam ich mit einer Frau ins Gespräch, der beim Stichwort Kiel gleich die Probleme mit der „Flüchtlingsbande“ einfiel!

Hilfe für die Wik und für die Unterkunft

In der Unterkunft Arkonastraße leben zur Zeit 646 Menschen, davon sind 220 unter 18 Jahre alt. Durch verschiedene Maßnahmen soll die Situation in der Unterkunft und auch im Stadtteil entspannt werden:

  • Es wurden Umzüge innerhalb der Unterkunft Arkonastraße angeordnet. Ein Teil der Konflikte findet ja unter den Bewohnern und Bewohnerinnen statt, sodass eine andere Raumzuteilung schon die Lage entspannen kann.
  • Der Sicherheitsdienst in der Nacht wurde um zwei Personen erhöht.
  • 2025 sollen einige der Bewohner in die neue Unterkunft in der Feldstraße umziehen.
  • Der Ortsbeirat möchte in Gruppen mit Menschen aus verschiedenen Bereichen in der Wik Workshops gestalten, bei denen Herausforderungen „intensiv, moderiert und professionell“ besprochen werden.
  • Auch wenn sich die Zahl der Geflüchteten verringern sollte, soll es nicht weniger Personal in der Arkonastraße geben.

Der Ausdruck Puschen-Gang stammt daher, dass einige Frauen aus der Unterkunft in ihren Puschen in den gegenüberliegenden Supermarkt gehen. Was hier unüblich aber nicht verboten ist.

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Starker Anstieg der Flüchtlingszahlen

Kiel: „Sie werden bedroht!

Starker Anstieg der Flüchtlingszahlen

Die Flüchtlingszahlen sind stark gestiegen und Sozialdezernent Stöcken weiß nicht mehr, wo er die geflüchteten Menschen unterbringen soll. Er möchte vermeiden, wieder Sporthallen anzumieten. Mehr Menschen in die Container packen, geht auch aus logistischen Gründen nicht, da oft Familien in Containern leben, und da könne man nicht einfach eine fremde Person zuweisen. „Wir kommen an die Grenzen der Kapazitäten“, so das Fazit des Sozialdezernenten, als er gestern die Lage im Sozialausschuss beschrieb. Wenn kein Wunder geschieht, etwa in Form eines angebotenen Gebäudes, wird er dem Land melden, dass Kiel keine weiteren Menschen aufnehmen könne.

Die Herkunft der Geflüchteten

Zur Zeit kommen viele Ukrainer, an zweiter Stelle stehen junge syrische Männer.

Bis Ende 2022 kamen über 2.500 Menschen aus der Ukraine nach Kiel. Rund 1.000 davon mussten untergebracht werden, die anderen fanden private Unterkünfte. Im laufenden Jahr 2023 (Stichtag 31.07.2023) wurden bereits weitere 317 Personen aus der Ukraine aufgenommen. Weitere 837 Menschen aus anderen Ländern wurden Kiel in der Zeit von Januar 2022 bis Ende Juli 2023 zugewiesen.

Arkonastraße und andere Unterkünfte

In kürzester Zeit war die Landeshauptstadt Kiel gezwungen, neue Unterbringungskapazitäten zu schaffen sowie dezentralen Wohnraum anzumieten.

Einige Unterkünfte wurden reaktiviert, bzw. neu in Betrieb genommen. Dazu gehören:

– Gemeinschaftsunterkunft Arkonastraße, Block A

– Gemeinschaftsunterkunft Herthastraße

– Gemeinschaftsunterkunft Hof Hammer

– Gemeinschaftsunterkunft Düvelsbeker Hof, Feldstraße

– Gemeinschaftsunterkunft Diedrichstraße (Schließung zum 31.08.2022, Rückgabe an Wohnungslosenhilfe)

– Gemeinschaftsunterkunft Königsweg

– Gemeinschaftsunterkunft Poggendörper Weg (ehemaliges Pflegeheim, Inbetriebnahme ab September 2023)

– Anmietung von 75 Wohnungen

– Zudem wird die Gemeinschaftsunterkunft Tempest erneut aufgebaut und wird voraussichtlich im Januar 2024 in Betrieb gehen.

Insgesamt betreut die Kommune 5.000 Menschen mit Ersatzunterkünften. Dazu gehören auch Deutsche, die obdachlos geworden sind.

Das Beitragsbild zeigt die Unterkunft Arkonastraße.

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Überwältigende Hilfsbereitschaft für ukrainische Geflüchtete

Hilfsaktionen für Ukrainer in Kiel

Die Hilfsaktionen für die Flüchtlinge aus der Ukraine laufen auf Hochtouren. Gestern musste der Verein “Kiel hilft“ sogar einen Spendenaufnahmestopp verkünden! Dieser Verein postet regelmäßig „Bestelllisten“ auf seiner Facebookseite und die gewünschten Artikel, etwa Dosenöffner oder Handtücher, können zu den angegebenen Zeiten entweder direkt in die Geflüchteten-Unterkunft Arkonastraße oder zu „Kiel hilft“ (Kleiner Kuhberg 14) gebracht werden. Manchmal sucht der Verein auch freiwillige Helfer, die etwa beim Herrichten von Zimmern helfen. Schaut immer mal auf ihre Facebookseite! Die Koordination der Hilfen läuft so gut, weil dieser Verein, der während der Flüchtlingswelle 2015 entstand, auf die Erfahrungen aus dieser Zeit zurückgreifen kann. Das gilt auch für die Stadt Kiel.

Auf der städtischen Homepage finden sich Tipps für Geflüchtete aus der Ukraine auf Deutsch und auf Ukrainisch. Die Neuangekommenen sollen zuerst in das Ankunftszentrum am Stresemannplatz 1-3 gehen. Hier gibt es sogar Schlafplätze für eine Nacht.

Neben Sachspenden sind auch Geldspenden sehr hilfreich. Sie können oft gezielter eingesetzt werden. Um Geldspenden bittet die „Stiftung Drachensee“, denn sie plant in die Ukraine zu fahren um Menschen mit Behinderung von dort nach Deutschland zu holen. Die Spenden sind etwa für Benzinkosten gedacht.

Auch das „Deutsche Rote Kreuz“ sammelt Geldspenden. https://www.drk.de/ppc/nothilfe-ukraine/

Wer abgeschlossenen Wohnraum an Ukrainer vermieten will, kann sich bei der Verwaltung melden: Wohnungsvermittlung@kiel.de , Stichwort Ukraine.

Die „Süddeutsche Zeitung“meldetet, dass laut dpa am 15. März bereits 1.700 geflüchtete Ukrainer in Schleswig-Holstein gemeldet waren, Tendenz steigend.

So war es 2016: Anpacken bei „Kiel hilft Flüchtlingen“

(Beitragsbild: ein Gemälde von Betty Donald. Mehr Bilder von ihr seht ihr auf ihrem Facebook-Profil.)

Geschenke für geflüchtete Kinder in Kiel

 Das Fest der Geschenke steht kurz bevor und das bedeutet auch Endspurt für die Aktion “Geschenkpäckchen für geflüchtete Kinder”.

Mittlerweile im vierten Jahr sammelt Luise Amtsberg Päckchen mit Geschenken für die Kinder eines Flüchtlingsheims in Kiel. Luise Amtsberg ist Bundestagsabgeordnete von Bündnis 90/ Die Grünen und flüchtlingspolitische Sprecherin.

In ihrem Büro und in der anderen Sammelstelle Netzwerkladen Holtenauer Straße werden seit Tagen Päckchen für diese Sammelaktion abgegeben. Unterstützt wird dieAktion u.a. vom Glückslokal , vom Spielzeugladen Höhenflug, von den Kieler Verkehrswerken mit Bustickets und den Stadtwerken mit Tickets für das Eisfestival. Vor allem aber von vielen Einzelpersonen, die ihre Päckchen nach detaillierten Vorgaben zusammenstellten.

 Frau Amtsberg sagt, man habe im Laufe der Jahre aus Erfahrung gelernt . Dazu gehören die Geschenktipps auf dem Flyer und die Kategorisierung nach Altersstufen. Außerdem wurden bestimmte Inhalte pro Päckchen empfohlen, damit die Geschenke in etwa gleichwertig sind.

 Heute konnten die letzten Päckchen abgegeben werden, und zum Dank gab es Glühwein oder -punsch. Der Stress des Endspurts ist aber noch nicht ganz vorbei, denn morgen werden Luise Amtsberg und ihr Team alle über 180 Päckchen durchsehen, um sicher zu stellen, dass nichts Unbrauchbares enthalten ist. Sollte es in einer Kategorie nicht ausreichend Geschenke geben, wird noch nachgekauft.

 Dieses Jahr sind die Geschenke für den Schusterkrug bestimmt. Natürlich hat sich Amtsberg vorher über Zahl, Geschlecht und Alter der Kinder informiert. So ist gewährleistet, dass jedes Kind ein angemessenes Geschenk erhält.

 Luise Amtsbergs Motivation zu dieser Aktion waren die unglaublich vielen Geflüchteten, die 2015 nach Kiel kamen. Kiel war ja in besonderem Maße von der Flüchtlingskrise betroffen, weil auch die Geflüchteten, die nach Skandinavien wollte, zu uns kamen und eine Weile blieben. Die Notdürftigkeit dieser Menschen, die viel verloren hatten, beeindruckte sie sehr. “Man möchte natürlich allen etwas schenken”, so Luise Amtsberg, die sich auch sehr über andere Aktionen freut. Beispiel: heute bekamen bedürftige Kinder Geschenke auf dem Rathausplatz. Aber auf Grund ihrer Funktion als flüchtlingspolitische Sprecherin ihrer Fraktionhat sie sich auf die Geflüchteten konzentriert.

  Jetzt stapeln sich Tüten und Päckchen im Fenster, unter dem Tisch und auf dem Schrank, und warten auf Auslieferung.

(Foto: Luise Amtsberg in ihrem Kieler Büro , im Hintergrund ein kleiner Teil der gespendeten Geschenke)