100 Jahre Grüngürtel und 50 Jahre Grüngürtelzerstörung

Kiel feiert dieses Jahr ein tolle städteplanerische Idee: vor 100 Jahren konzipierten Stadtbaurat Willy Hahn und Landschaftsarchitekt Leberecht Migge den Kieler Grüngürtel. Rund um die Stadt sollte es einen breiten Streifen Grünland aller Art geben, die weitere Ausdehnung der Stadt sollte jenseits des Grüngürtels erfolgen. Leider hat der Grüngürtel an zahlreichen Stellen doch der Bebauung weichen müssen und dieser Prozess ist noch nicht zu Ende. Letztendlich ist es jedes mal eine politische Entscheidung, ob der Grüngürtel bewahrt oder überbaut wird.

Der Grüngürtel besteht aus Kleingärten, Wäldern, Parks, Friedhöfen, Tiergehegen, Naturschutzflächen, Sportanlagen , dem Naturerlebnisraum Kollhorst und dem Botanischen Garten der Uni Kiel. Auch einige Seen gehören dazu: der Langsee, der Tröndelsee und der Drachensee.

Der Grüngürtel als Teil der Gartenstadt

Der Grüngürtel passt in die städtebauplanerische Vorstellung der „Gartenstädte“, die vor 100 Jahren beliebt war. Die Mietskasernen der Arbeiter sollten von Grünanlagen umgeben sein, dies wurde in Kiel an vielen Stellen umgesetzt. Die Kieler Schröder-Schulen mit den einstöckigen Klassenräumen umgeben von Gärten drücken ebenfalls diesen Gedanken aus. In Zeiten der Klimakatastrophe bekommt die Gartenstadt als städtebauliches Ideal zur Zeit wieder neue Bedeutung.

Grüngürtel zerlöchert

Durch Industrie- und Gewerbeansiedlung und durch Straßenbau ist der ursprüngliche Grüngürtel kleiner geworden. Ein Beispiel aus den letzten Jahren: der Bau von Möbel Höffner und Skonto nebst gigantischem Parkplatz auf dem ehemaligen Kleingartengebiet Prüner Schlag. Andere Bauprojekte waren: IKEA, Gewerbegebiet rechts der Hochbrücke, B76/ Theodor-Heuss-Ring, A215/Westring, Olof-Palme-Damm, Wohngebiet Bremerskamp, diverse Universitätsgebäude, Skandinaviendamm, Gewerbegebiet Wittland, B503 mit Hochbrücke, Cittipark, Gewerbegebiet Grasweg, Holsteinstadion.

Noch sind die Pläne für die Autobahn A21 auf Stadtgebiet, eventuell mit Schnellstraße („Südspange“) nebst Nebenstraßen nicht vom Tisch. Sie würden weitere herbe Verluste für den Grüngürtel bedeuten.

Kiel feiert den Grünflächen- und Siedlungsplan von 1922

1922, also vor 100 Jahren, wurde der Grünflächen- und Siedlungsplan verabschiedet. Die Stadt feiert dies als Geburtstag des Kieler Grüngürtels mit einer Reihe von Veranstaltungen.

Es ist möglich, den Grüngürtel auf einem Weg von 44,5 Kilometer zu durchwandern. Dieser Stadt.Garten.Wander.Weg führt von Schilksee bis zum Strand Hasselfelde in Neumühlen-Dietrichsdorf, und wäre von der Länge her sogar für einen Marathonlauf geeignet.

Leberecht Migge entwickelte eine Vision der Selbstversorgung in Kiel. Dabei spielten sowohl Gärten am Haus eine Rolle als auch Kleingärten. Wie aktuell seine Gedanken sind, zeigt die Transition Town Bewegung in letzter Zeit, die eine lokale Versorgung zur Abwendung der Klimakatastrophe propagiert. Angesichts der Nahrungsmittelkrise durch den Ukraine-Krieg erscheint die Möglichkeit zur Selbstversorgung so wichtig wie schon lange nicht mehr. Es gibt gute Gründe, den Kieler Grüngürtel nicht nur zu feiern sondern auch zu erhalten!

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Kleingärtenzerstörung mit System

Und wieder werden Kieler Kleingärten zerstört

SPD Kiel fordert bessere Bus- und Bahnverbindungen nach Kiel

Wie geht es weiter nach Auslaufen des 9-Euro-Tickets? Darüber macht sich die Kieler SPD Gedanken. Anstelle eine 9-Euro-Tickets befürwortet sie nach sozialen Kriterien vergünstigte Tickets. Außerdem beschreibt sie die zum Teil sehr schlechten Bus- und Bahnverbindungen auf dem Land.

Die Pressemitteilung:

SPD Kiel: Bus- und Schienenverkehr brauchen mehr Geld und Zeit von Bund und Land

Bus- und Schienenverkehr brauchen dringend mehr Geld von Bund und Land. Aber nur mehr Geld – wie von der Nah.SH gefordert – wird die Probleme nicht lösen. Die Landesregierung muss den Maßnahmen in der Umsetzung eine höhere Priorität einräumen.

Die SPD Kiel fordert einen Ausbau der Schieneninfrastruktur und eine schrittweise Reduzierung der Ticketpreise nach sozialen Kriterien. Dafür braucht es nicht nur mehr Geld, der Schienenverkehr muss auch endlich höchste Priorität bei den Planungen der Landesregierung haben. Nur mehr Geld vom Bund – wie von der Nah.SH gefordert – wird die Probleme nicht lösen.

Das 9 €-Ticket zeigt, dass die Menschen mehr Bahn fahren wollen. Doch volle Züge, eine hohe Verspätung und abgehängte Orte zeigen, dass es nicht ausreicht, die Ticket-Preise zu vergünstigen. Wir müssen die Infrastruktur ausbauen und das bestehende Netz sanieren. Dafür braucht es nicht nur mehr Geld von Bund und Land. Auch die Landesregierung muss dem Schienenverkehr endlich die Priorität einräumen, die er braucht!

„Seit Jahren fordern wir, dass das Land endlich die Bahnlinie Hein Schönberg ausbaut, um das Kieler Ostufer vom Autoverkehr zu entlasten und den Pendlerinnen und Pendlern eine Alternative zum Auto zu bieten“, erklärt die Kreisvorsitzende Gesine Stück. „Dabei mangelt es nicht am Geld, vielmehr verzögert das Land beim Planfeststellungsverfahren. Es kann nicht sein, dass Menschen umsteigen wollen aber weiter das Auto nutzen müssen. Der Verkehrsminister muss endlich dafür sorgen, dass diese wichtige Strecke vorankommt“.

Doch nicht nur die Hein Schönberg, auch zahlreiche Schienenprojekte kommen in Schleswig-Holstein nur schleppend voran. Die Untätigkeit der Landesregierung in den letzten fünf Jahre rächt sich jetzt. Für viele Menschen ist die Bahn – trotz 9 €-Ticket – keine Alternative, weil eine Anbindung fehlt. „Die Landesregierung muss dem Schienenverkehr die höchste Priorität bei der Verkehrsplanung einräumen. Sei es das S-Bahn-Projekt Kiel oder Hein Schönberg – tausende Pendlerinnen und Pendler brauchen endlich gute Zugverbindungen. Das entlastet nicht nur die Arbeitnehmer:innen, sondern stärkt auch den Wirtschaftsstandort“, ergänzt die stellvertretende Kreisvorsitzende Christina Schubert.

Die Landeshauptstadt Kiel hat zahlreiche Maßnahmen zur Verbesserung des ÖPNV ergriffen, etwa eine Ausweitung des Fährverkehrs, die Anschaffung von E-Bussen oder vergünstigte Ticketpreise. Auch die Planung der Stadtbahn (Tram oder BRT) ist schon weit gediehen. „Wir brauchen jetzt ein schnelles und eindeutiges Bekenntnis der Landesregierung zum höherwertigen ÖPNV in Kiel. Gerade in den Städten sind die Voraussetzungen für die Verkehrswende optimal – dafür muss die Landesregierung aber endlich die Rahmenbedingungen schaffen. Weitere fünf verlorene Jahre können wir uns nicht leisten“, erklärt der Verkehrsexperte der SPD-Ratsfraktion und Vorsitzende des Mobilitätsforums der Stadt Kiel Max Dregelies.

Doch auch die Ticket-Preise müssen günstiger werden. Das 9 €-Ticket hat auch gezeigt, dass Menschen mit dem Bus oder der Bahn unterwegs sind, die sich das vorher nicht leisten konnten. „Für die Kieler SPD bedeutet die solidarische Verkehrswende nicht nur Klimaschutz und weniger Lärm und Abgase durch Autos. Wir wollen und werden mehr Mobilität für die Kielerinnen und Kieler ermöglichen. Denn Mobilität ist Teilhabe – und die derzeitigen Preise schließen viele Menschen aus, denen das Geld für ein Ticket fehlt. Die Verkehrswende ist vor allem auch ein soziales Projekt. Einfache und günstige Monatstickets wie das 9 €-Ticket können den ÖPNV attraktiver machen“, so Gesine Stück. Darum setzt sich die SPD weiterhin für eine Ticketvergünstigung nach sozialen Kriterien ein.
„In Kiel haben wir die Tickets für Senior:innen, Kinder, Jugendliche und Azubis deutlich vergünstigt. Das Land könnte gerade Familien deutlich entlasten, wenn sie das Jugend und Azubi-Ticket nach Kieler Vorbild in ganz Schleswig-Holstein vergünstigt. Außerdem fordern wir ein Sozial-Ticket“, schließt Max Dregelies. Bund und Land müssen jetzt die Schlüsse aus dem 9 €-Ticket ziehen und zügig ein Konzept für die Zeit ab September vorlegen. Ende der Pressemitteilung

Ein Beispiel für ein abgehängtes Dorf ist Löptin. Die Busverbindung ins 20 Kilometer entfernte Kiel, die nie besonders toll war, aber immerhin bestand, endete im Dezember 2021. Jetzt gibt es nur noch eine Verbindung nach Preetz, allerdings hauptsächlich nachmittags und mit Anrufsammeltaxen, die eine Stunde vorher bestellt werden müssen.

Das Foto zeigt die ehemalige Bushaltestelle von Löptin mit der angeklebten Bekannmachung, dass diese Bushaltestelle nicht mehr angefahren wird.

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Industriegleis abgemeldet. Ortsbeirat verärgert

Pro und Kontra: Streitthema 9-Euro-Ticket

Geht doch zelten!

Klimaaktivisten von „smash cruiseship“ versuchten am Montag in Kiel drei Kreuzfahrtschiffe am Auslaufen zu hindern. „Geht doch zelten!“ stand auf einem Poster, als Appell an die Passagiere, eine klimafreundlichere Form des Urlaubs zu wählen. „Fight Greewashing“ lautete die Aufschrift auf einem Banner. Damit wollen die Klimaaktivisten darauf aufmerksam machen, dass die Umstellung auf LNG (liquified natural gas) keineswegs besonders klimafreundlich ist.

Die Aktivisten haben sich zu einem Bündnis mit dem Namen „smash cruiseshit“ zusammen getan. 30 – 50 Protestler waren an der Aktion beteiligt.

Sie wollten auf die Klimaschädlichkeit der Schiffe und die schwierigen Arbeitsbedingungen ab Bord aufmerksam machen.

Bei den drei Kreuzfahrtschiffen handelt es sich um die „Vasco da Gama“, die „MSC Preziosa“ und die „Norwegian Dawn“. Die Aktivisten versuchten diese Schiffe zu blockieren, indem sie mit Booten vor den Bug der Schiffe fuhren. Dennoch konnten alle drei Schiffe mit geringer Verspätung ablegen.

Wegen eines aufziehenden Gewitters brachen einige Aktivisten die Aktion ab. Andere wurden von der Polizei an Land gebracht. Die Kieler Nachrichten schreiben: „Straftatbestände seien nach jetzigem Stand nicht erkennbar, teilte Polizeisprecher Matthias Arends abschließend mit.“

Der CO2-Ausstoß und damit die Schädlichkeit von Kreuzfahrten ist erheblich. Die TAZ schreibt: „Bei einer siebentägigen Mittelmeerkreuzfahrt fallen laut Umweltbundesamt pro Person rund 1,9 Tonnen CO2-Äquivalente an. Das ist mehr als ein durchschnittlicher Deutscher pro Jahr mit Auto, Bus und Bahn verursacht.“

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TAZ: Kreuzfahrtschiffe blockiert: mit Paddeln gegen Dreckschleudern

Vor dem Bug der Zuiderdam

Zauberhaftes Café Fresco

In der Möllingstraße Ecke Exerzierplatz lädt das Restaurant und Gartencafé Fresco zum Verweilen ein. Die Innenräume sind mit alten Möbeln gemütlich eingerichtet. Im Hof befindet sich eine grüne Oase, wobei die Tische überdacht sind, sodass du auch während eines Sommerregens im Trockenen sitzt. Auch hier zeigt sich das Deko-Talent des Besitzers: Mit alten Möbeln und vielen Topfpflanzen entstand hier ein Wohnzimmer im Grünen.

Bevor der Chef dazu kam, sprach ich mit dem Mitarbeiter Herrn Prime. Er sagt, hier findet keine Systemgastronomie statt, es wird richtig gekocht. Vom Dip bis zum Brötchen ist alles hand-gemacht. Sogar die Tees werden selber gemischt und eingetütet.

Das Frühstücks/ Brunch- Büffet sieht köstlich aus, mit Nudelsalat, Bulgursalat, rote Beete, Joghurt-Minze-Dip, Curry-Feigen-Dip, Auberginen-Knoblauch-Dip, selbst-gebackenem Brot und viele andere Leckereien, auch vegane.

Die Speisekarte ist klein aber vielfältig. Die Preise fand ich angemessen. Das Frühstücksbuffet kostet 22,50 Euro, am Wochenende 28,50. Hirschgulasch mit Tagliatelle und Preiselbeeren für 22 Euro. Oder eine indische Suppe für 7,50. Einen Becher Kaffee gibt es schon für 2 Euro.

Fresco, Möllingstr. 3, Kiel

Die Preiselbeertorte, die ich probierte, bekommt die Note 1 plus mit Sternchen!

Gekocht wird überwiegend mit regionalen, saisonalen Zutaten, zum Teil vom Bauernhof des Chefs Manfredo Simonet. Sein nächstes Projekt ist ein mobiler Hühnerstall, um sein Lokal mit eigenen Eiern zu beliefern.

Frescos historische Fassade

Als Herr Simonet die Fassade renovierte, kamen die Aufschriften von einem früheren Lokal zum Vorschein. „Plantagenkaffee“ und „Kolonialwaren“ ist da zu lesen. Für die einen ist es ein pittoreskes Fotomotiv, für andere ein Ärgernis. Herr Simonet bestätigt, dass sich einige Gäste darüber beschwert haben, dass der Verweis auf das leidvolle Unterdrückungssystem Kolonialismus hier als Deko-Element eingesetzt wird. Herr Simonet kann die Aufregung zwar nicht nachvollziehen, hat aber gleichwohl vor, die historischen Aufschriften zu überpinseln, wenn er im Herbst die Fassade renoviert. Auch das wird nicht allen recht sein, weil damit wiederum ein Stück Kieler Geschichte aus der Sichtbarkeit verschwindet.

Restaurant und Gartencafé Fresco

Manfredo Simonet ist ein vielseitiger Unternehmer: Bauleiter, Landwirt und Gastronom. Er mag das Authentische, das ist das Kennzeichen von Fresco: alles ist frisch und handgemacht. Ein Umbau mit Erweiterung um einen Hofladen ist in Planung. Hier sollen Produkte aus der Region angeboten werden.

Seit Kurzem ist das Lokal bis 21. 30 geöffnet, nachdem es jahrelang um 18 Uhr schloss. Der Schwerpunkt liegt auf Events, wie Grillabende oder Hochzeiten, für die das Gartencafé gebucht werden kann.

Fresco ist ein zauberhaftes, originelles Lokal, eine Bereicherung der Kieler Gastroszene.

33 Jahre Widerhaken

Der Widerhaken, ein Naturkostmarkt für biologische Nahrungsmittel und Kosmetik, existiert seit 33 Jahren in der Kieler Innenstadt. Ein gutes Thema für diesen Blog, dachte ich. Zu meiner Überraschung bedurfte es einiger Überredungskunst meinerseits, bevor der Geschäftsführer bereit war, mit mir zu sprechen. Denn diese Institution hat vor 25 Jahren die Entscheidung getroffen, keine Öffentlichkeitsarbeit zu machen. Daran soll auch im Jubiläumsjahr nicht gerüttelt werden, zumal es einen Aufnahmestopp gibt, und man niemanden enttäuschen möchte. Mein Argument für ein Gespräch überzeugte dann aber doch: In Kiel floriert ein ganzes Netzwerk an größeren und kleineren alternativen Initiativen, die zum Teil gar nicht auf sich aufmerksam machen. Sie sind aber ein nicht unwichtiger Teil von Kiel und darüber sollte auch berichtet werden.

Der Naturkostmarkt liegt in einem Innenhof. Auf drei Räume verteilt wird ein Komplett-Angebot an ökologischen Lebensmitteln und Kosmetik bereitgestellt. Rote Linsen, Milchreis, Naturreis und viele andere Trockenwaren sogar unverpackt. Eine Apparatur mit Tonnen und angehängten Schaufeln lädt zum Selber-Abpacken ein.

Regionale Naturkost für einen begrenzten Kundenstamm

Der Widerhaken ist ein reiner Mitgliederladen mit zur Zeit circa 700 Mitgliedern. Der Co-Eigentümer und Geschäftsführer Christian Eilers (64) versucht punktgenau einzukaufen, und das gelingt bei einem festen Kundenstamm besser als in einem Laden mit Laufkundschaft. Es sagt über seinen Alltag: „Es ist immer noch anarchisch, jeder Tag ist anders, aber doch ganz gut planbar.“

Der Widerhaken bezieht die Lebensmittel zum Teil direkt von Erzeugern aus der Region. „Zum Beispiel Hof Seekamp in Löptin, die bauen für uns Kartoffeln an.“

Eine Ausweitung ist nicht angedacht, das geben die Räumlichkeiten nicht her. In der Corona-Zeit wurde sogar das Lager zum Verkaufsraum umgestaltet, seitdem ist Lagerhaltung eigentlich nicht mehr möglich. Die Begrenzung der Mitgliederzahl ist auch deshalb geboten, weil das Vertrauen besonders wichtig ist, denn hier wiegen die Leute ihre Ware selber ab.

Der Mitgliedsbeitrag von zur Zeit 16 Euro im Monat für jeden Erwachsenen deckt die Fixkosten wie etwa Miete und Versicherung. Die Waren können deshalb vergleichsweise günstig kalkuliert werden . Der Mitgliedsbeitrag ist zudem ein Anreiz, möglichst viel hier zu kaufen, damit es sich rentiert.

Ich beobachte einen Mann mit Kind, der Großeinkauf macht, und komme mit ihm ins Gespräch. Er kauft alles hier, und beginnt, mir vorzurechnen, warum sich das lohnt. Eine Großpackung Müsli kostet zwei Euro weniger als in einem bekannten Bioladen, die Erdbeeren kosten nur 4,50 Euro für 500 Gramm, und so weiter. Und es schmeckt, sagt der Sohn.

Widerhaken: die Historie

Angefangen hat alles im Dezember 1989. Nach einem Jahr des Aufbaus war der Laden existenzfähig. Damals fiel schon der Entschluss, den Mitgliederstand bei etwa 700 einpendeln zu lassen.

Die Corona-Pandemie war eine anstrengende Zeit, berichtet Christian, der seit der Gründung dabei ist. Er empfand diese Periode als stärkste Zensur, was Ideologie betraf, weil es gravierende Unterschiede in der Einschätzung der Pandemie gab. Einige Kunden waren Impfskeptiker, wollten keine Masken tragen. Es kam zu Szenen mit Geschrei im Laden.

Die derzeitige Inflation und die Lieferketten-Engpässe sieht er noch relativ gelassen.

Für Christian geht es langsam in Richtung Rente. Er sagt, er hat sich keine goldene Nase verdient, aber es war eine erfüllende Tätigkeit, und es besteht Hoffnung, dass das Geschäft in der Familie bleibt!

Von der Optik her strahlt der Widerhaken den Charme der Hippie-Bewegung aus, liebenswert anarchisch und mit vielen lustigen Bastel-Einfällen. Besonders gefiel mir dieses Sieb am Türknauf in Form eines Corona-Virus, daneben die Flaschen am Schrubber zum Hände-Desinfizieren!

Einkaufsgemeinschaft Widerhaken

Auf die nächsten 33 Jahre!

Adresse und Zeitpunkt der internen Jubiläumsfeier werden an dieser Stelle nicht bekannt gegeben, aus oben genannten Gründen.

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Leder, Filz und mehr

Kiel-Gaarden: Mann erschossen

In der vergangenen Nacht kam es im Kieler Stadtteil Gaarden zu einem Tötungsdelikt. Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft ermitteln.

Gegen 23:15 Uhr schoss ein Mann in der Straße Gustav-Schatz-Hof mehrfach auf offener Straße auf einen 31-jährigen Mann. Dieser verstarb trotz sofortiger Reanimationsversuche im Krankenhaus. Die rechtsmedizinische Untersuchung wird im Laufe des Tages erfolgen.

Der Täter ist flüchtig. Aus ermittlungstaktischen Gründen werden derzeit keine weiteren Angaben gemacht. Krimalpolizei und Staatsanwaltschaft werden weitere Informationen voraussichtlich im Laufe des Tages bekannt geben.

kn online. Tötungsdelikt in Kiel-Gaarden

Corona-Pandemie: Schulschließungen sind effektiv

Keine große Überraschung: Für die Eindämmung der Corona-Pandemie waren Schulschließungen sehr effektiv. Allerdings hatten Schulschließungen auch negative Folgen, etwa Lerndefizite bei Schülern oder Fehltage von berufstätigen Eltern. Ebenfalls sehr effektiv waren öffentliche Informationskampagnen. Überraschend dagegen die geringe Wirksamkeit von Masken.

Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Kieler Instituts für Weltwirtschaft. Die Autoren Alexander Sandkamp und Anthonin Levelu verglichen mit statistischen Methoden 14 nicht-pharmazeutische Maßnahmen anhand von Daten aus 182 Ländern für das Jahr 2020. Sie untersuchten den Einfluss auf den Reproduktionswert: Dieser Wert gibt an, wieviele Menschen eine infizierte Person ansteckt.

Die Top-Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie

Die Rangordnung der wirkungsvollsten Maßnahmen, in Klammern die Reduktion des R-Wertes:

  • öffentliche Informationskampagnen (-35)
  • Schulschließungen (-24)
  • Corona-Tests (-23)
  • Kontaktverfolgung (-15)
  • internationale Reisebeschränkungn (-14)
  • Absage öffentlicher Veranstaltungen (-13)

Das Tragen von Masken hatte im untersuchten Zeitraum keinen messbaren Effekt! Allerdings wurden Masken in Europa erst ab Mitte 2020 relevant und die zuerst üblichen Stoffmasken waren weniger wirksam als die später üblichen medizinischen Masken. Darauf weisen die Autoren hin.

Öffentliche Informationskampagnen haben gemäß der Studie einen großen Effekt auf das Verhalten der Menschen und haben den Charme, wenig Geld in der Umsetzung zu kosten. Dagegen ist die Kontaktverfolgung eine personalintensive Maßnahme und damit relativ teure Maßnahme.

Eine Frage der Abwägung

Die Autoren betonen, dass die Maßnahmen auch andere Folgen haben, die in der Abwägung zu berücksichtigen sind. Schulschließungen sind zwar sehr effektiv, was die Eindämmung von Infektionen betrifft, allerdings müssen auch die sozialen und wirtschaftlichen Folgen bedacht werden. Manche Maßnahmen haben auch andere medizinisch relevante Folgen, die Autoren nennen Depressionen aufgrund von Einsamkeit.

Die Autoren stellen fest, dass die non-pharmazeutischen Maßnahmen in der Pandemiebekämpfung weniger wichtig geworden sind, seitdem es Impfstoffe gibt. Allerdings haben nicht alle Länder genug Impfstoff für ihre Bevölkerungen. Außerdem können die Erkenntnisse dieser Studie auch relevant sein für zukünftige Pandemien oder neue Varianten von SARS-CoV-2.

Quelle: https://www.ifw-kiel.de/de/publikationen/medieninformationen/2022/corona-informationen-schulschliessungen-und-tests-wirken-gegen-infektion/

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So war es am Anfang der Pandemie in Kiel

Leder, Filz und mehr

Als kreativen Co-Working-Space könnte man die Kombination von Isarnhoe und Larsens Lederwerkstatt (ehemals Lederkontor Eckernförde) bezeichnen, sagt Lars Groppe, einer der Ladner. Hinten in der Werkstatt entstehen die handgemachten Artikel, vorne ist der Verkaufsraum mit heller und angenehmer Atmosphäre. 2013 in Eckernförde gegründet, sind die Läden im Doppelpack kürzlich nach Kiel in die Wilhelminenstraße 47-49 gezogen.

Lars stellt Lederwaren her, etwa Taschen, Gürtel nach Maß mit auswechselbaren Schnallen, Hundehalsbänder, Tabaktaschen. Teilweise sind die Stücke auch noch von Hand mit Ornamenten modelliert. Es gibt auch handgeschmiedete Messer mit verzierten Lederscheiden.

Larsens Lederwerkstatt, Kiel

Das Sortiment von Jessica umfasst u.a handgefilzte Artikel wie Sitzkissen und -matten, Taschen, Armstulpen, Hüte und Schals aus extra-weicher Merionowolle. Zum Teil wird dabei in Nunotechnik gearbeitet, das heißt, es werden Stoffe wie z.B. Seide befilzt. Hierbei nimmt sie auch Second-Hand Material, und die Ergebnisse dieses Upcyclings sind faszinierend. Jessica stellt auch einige Bilder in Guache-Technik aus.

Nachhaltigkeit ist für beide ein wichtiges Thema. Dazu passt die kleine Auswahl von Isarnhoe an Second-Hand Mode für Frauen. Die Artikel sind teils alltagstauglich, teils aber auch für besondere Anlässe geeignet.

Lars meint, dass Leder wegen der langen Haltbarkeit eigentlich generell nachhaltig ist. Problematisch kann dagegen die chemische Gerbung in einigen Ländern sein. Deshalb arbeitet er fast nur noch mit pflanzlich gegerbtem Leder. Er führt auch gerne Reparaturen und Neuanfertigungen durch.

Ein Besuch lohnt sich sehr, wenn du auf der Suche nach „handcrafted“ Unikaten oder origineller Second-Hand-Kleidung bist!

Wilhelminenstraße 47-49

Die Öffnungszeiten sind: Mo, Di, Do, Fr : 10:00 – 18:00 Uhr, Mi : 10:00 – 15:00 Uhr, Sa : 10:00 – 14:00 Uhr.

Schwere Verletzungen nach Streit in Mettenhof

Gemeinsame Presseerklärung der Staatsanwaltschaft Kiel und der Polizeidirektion Kiel:

Am Montagnachmittag geriet ein Jugendlicher in einem Mehrfamilienhaus in Kiel-Mettenhof mit einer 42 Jahre alten Frau in Streit. Dabei stach er mehrfach mit einem Messer auf die Frau und ihren 20-jährigen Sohn ein. Beide erlitten schwere Verletzungen. Der Tatverdächtige wurde festgenommen.

Nach derzeitigem Ermittlungsstand betrat ein jugendlicher Tatverdächtiger um 17:09 Uhr ein Mehrfamilienhaus in der Helsinkistraße. Im Hausflurbereich vor der Wohnung der Geschädigten, die bereits die Wohnungstür geöffnet hatte, seien beide Personen in Streit geraten. Nach einem kurzen Wortwechsel habe der Beschuldigte mehrfach mit einem Messer auf die 42 Jahre alte Geschädigte und den 20 Jahre alten Sohn eingestochen. Hintergrund der Tat dürften nach jetzigem Stand der Ermittlungen eskalierende Nachbarschaftsstreitigkeiten gewesen sein.

Die beiden 42- und 20-jährigen Geschädigten erlitten schwere Verletzungen. Sie kamen zur Behandlung ins Krankenhaus. Der ebenfalls anwesende Lebensgefährte der geschädigten Mutter konnte den Tatverdächtigen überwältigen und bis zum Eintreffen der Polizei festhalten. Polizeibeamtinnen und -beamte des 3. Polizeireviers nahmen den jungen Mann fest. Er soll heute auf Antrag der Kieler Staatsanwaltschaft im Laufe des Tages einem Haftrichter vorgeführt werden. Über das Ergebnis der Vorführung wird nachberichtet.

Die Kriminalpolizei und die Staatsanwaltschaft Kiel ermitteln wegen des Verdachts eines versuchten Tötungsdeliktes. Weitere Hintergründe zur Tat können zum jetzigen Zeitpunkt nicht genannt werden. Zum Schutz der Identität des Beschuldigten werden keine Angaben über das genaue Alter des Jugendlichen gemacht.

Bahide-Arslan-Platz: schöner mit weniger Parkplätzen

Als ein Problem mit vielen Facetten erweist sich die Umgestaltung des Bahide-Arslan-Platzes. Im Vorfeld gab es eine Bürger*innenbeteiligung, eine Kunstaktion und das Thema wurde im Kultur-, Bau- und Finanzausschuss, in der Ratsversammlung und im Ortsbeirat Gaarden besprochen. Die verschiedenen Vorstellungen waren dabei nicht völlig kompatibel. Vor allem der Wegfall von Parkplätzen sorgte für Protest bei Teilen des Ortsbeirats Gaarden. Weil die eigentliche Umgestaltung mit Planung, Ausschreibung und Umsetzung mindestens fünf Jahre dauern würde, entstand die Idee einer Interimslösung, für die die Verwaltung einen Vorschlag macht.

Vorschlag der Verwaltung als Interimslösung für den Bahide-Arslan-Platz:

„Bereits auf der Sitzung des OBR Gaarden am 9. März wurden folgende Maßnahmen vorgestellt. Diese wären kurzfristig ab Sommer 2022 umsetzbar (s. Anlage 1):

–          Versetzung des Denkmals von Ben Siebenrock (mit der Witwe des Künstlers abgestimmt)

–          Aufstellung einer städtischen Informationsstele

–          Aufstellung von Pollern, um das Befahren um die spitze Seite des Platzes für den regulären Autoverkehr zu verhindern und Aufenthaltsqualität auf dem Platz zu schaffen (Rettungswege bleiben erhalten; öffentliche Anlieger sind informiert)

–          Wegfall von acht Parkplätzen am Platz (wird als verträglich in Hinblick auf die in dem Gebiet vorliegende Stellplatzsituation eingeschätzt; Quelle: Parkraumuntersuchung IKS 2019)

–          die Entfernung der Fahrradbügel um den Platz herum

–          eine teilweise Absenkung der Bordsteine um eine bedingte Barrierefreiheit der Platzfläche herzustellen

–          Farbaufbringungen auf dem Pflaster

–          Aufstellung von bspw. Pflanzkübeln (Pflege aus privater Initiative wäre notwendig)

Wesentlich ist dabei, dass eine Lösung, in der die Parkplätze und damit der Autoverkehr rund um den Platz erhalten bleiben, den Ergebnissen des partizipativen Kunstprojekts und vor allem der Aufwertung des Platzes hinsichtlich eines Gedenk-Charakters deutlich entgegensteht.

Sofern der Autoverkehr rund um den Platz uneingeschränkt erhalten bleibt, wird es nicht möglich sein, die den Platz umgebenden Fahrradbügel zu entfernen, da sonst die Gefahr bestünde, dass der Platz selbst als Parkplatz genutzt würde.

Sofern die Parkplätze erhalten bleiben sollen, würde sich eine Interimslösung also auf die Versetzung des Denkmals und die Errichtung einer Informationsstele reduzieren.“ Zitatende.

Zur Vorgeschichte des Bahide-Arslan-Platzes

Bahide Arslan fiel in Mölln 1992 mit ihrer Enkelin und Nichte einem rassistisch-motivierten Brandanschlag zum Opfer. Am 23. November 1999 wurde der Platz am Zusammenfluss von Kaiserstraße und Wikingerstraße zu ihrem Gedenken eingeweiht.

Eine künstlerische Aktion im Sommer 2021 lenkte die Aufmerksamkeit auf diesen Platz. Die Gestaltungsvorschläge wurden im Herbst 2021 in der Gaardener Galerie OnSpace gezeigt.

Der Wunsch nach einer Interimslösung, die schnell zu einer höheren Aufenthaltsqualität führt und gleichzeitig auf den historischen Hintergrund der Namensgebung hinweist, ist darin begründet, dass die eigentliche Umgestaltung des Platzes fünf Jahre dauern würde. Die Interimslösung könnte dagegen schon in diesem Jahr umgesetzt werden.

Dieses Thema wird am 28. Juni im Kulturausschuss abgehandelt und kommt danach wieder auf die Tagesordnung des Bauauschusses.

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Gedenken an die rassistischen Brandanschläge von Mölln auf dem Bahide-Arslan-Platz

Fahrradbügel und Poller: Streit in der Kieler Ratsversammlung

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