Am 7. September zog eine Demonstration, aufgerufen von der Initiative “Rheinmetall entwaffnen” vom Bootshafen nach Gaarden. Ulrich Hühn war dabei und berichtet über das Agieren der Polizei:
Es ware eine der buntesten Demos, die ich je in Kiel gesehen habe, oder überhaupt gesehen hatte. Von einem alten Hanomag mit den Aufschriften: “Der Widerstand ist der einzige Ausweg, der aus dem Elend in der Welt führt: Arbeiter, dein Frieden ist rot und beendet den Krieg”.
Oder: “Arbeiterbewegung für den Wiederaufbau der KPD, Revolution statt Krieg und Faschismus, revolutionäre Front, FDJ”
Ich glaube, mit soviel freier Meinungsäußerung war die Polizei einfach überfordert, daher die ständige Überreaktion. Im Einzelnen:
Nachdem der Demo Zug 50 Meter begleitet wurde, stürmten zum ersten Mal ein Trupp von über 10 Polizisten und Polizistinnen und griffen, für meine Eindrücke wahllos, einen Demonstranten aus der Menge und stoppten den Zug mit der Begründung, er oder sie hätte ein verbotenes Symbol getragen. In der Folge wurden wir von behelmten Polizist*innen eingekesselt, so wie ich es aus Schilderungen aus Hamburg in Erinnerung hatte. Mir war mulmig ob des Wissens, wie das enden kann. Immer wieder kam es zu Lautsprecher Durchsagen von der Polizei und von der Demo Leitung, außerdem ertönten Sprechchöre und, besonders schön, Jugendliche begannen zu singen.
Nach einer viertel Stunde wurde die Person frei gelassen, ich habe nicht gesehen, ob der angeblich verbotene Schritftzug abgelegt wurde und der Zug bewegte sich zur ersten Zwischen Kundgebung vor dem Bahnhof.
Als wir weiter marschierten, spielte sich die gleiche Szene wieder an der Ecke zur Gablenzbrücke ab, wieder liefen über 10 Polizist*innen und griffen eine Person heraus und kesselten sie vor einem Laden ein. Auch hier wieder die gleiche Begründung und der gleiche Ablauf. Der dritte Vorfall ereignete sich in Höhe des Hörnbades, diesmal wurden zwei Aktivisten, die eine rote Fahne trugen, darunter G. von attac, zu Boden gerissen und an den Straßenrand gezerrt bis die beiden nach einer Viertel Stunde, leicht verletzt, frei gelassen wurden.
Den vierten Vorfall habe ich nicht genau beobachtet, er ereignete sich an der Ecke Werftstraße und Karlstal. Laut Polizeidurchsagen soll es sich um ein verbotenes Transparent gehandelt haben.
Ich glaube, wir marschierten genau so lange, wie die Polizei uns stoppte. Ich habe den Demozug noch bis zum Vinetaplatz begleitet und bin dann, reichlich erschöpft, weg geradelt, ich war also nicht mehr bei der Abschlusskundgebung bei der Thyssen Krupp Marine Systems dabei, der Demoverlauf war auch nicht angekündigt, wohl nur mit der Polizei abgesprochen.
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Beim ersten Stopp ging es um FDJ-Symbolik, beim zweiten um verbotene kurdische Symbole, an der Wache beim Karlstal gab es einen Farbbeutelwurf.
Danke für die Infos!