Heute am späten Nachmittag lockte eine Wahlveranstaltung des Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) etwa 1.000 Leute (meine Schätzung) auf den Asmus-Bremer-Platz. Es war eine erfreulich friedliche Stunde in der Sonne, ohne Störrufe, ohne Trillerpfeifen, ohne Gegendemo. (Die kleine Gruppe mit Banner in der Hafenstraße gegenüber war kein Protest, sondern die regelmäßig stattfindende Mahnwache für ein freies jüdische Leben!)
Zu den beiden Vorrednern gehörte der Spitzenkandidat für die Europawahl Fabio de Masi. Er hat sich durch die Beschäftigung mit dem Cum Ex Skandal hervorgetan. Damals noch bei der Partei Die Linke.
Star des Termins war die elegante und eloquente Sahra Wagenknecht. In ihrer humorvollen Rede spottete sie über abgehobene Politiker, die die Sorgen der Menschen nicht kennen würden. Besonders lustig machte sie sich über das Klientel der Grünen. Die Rede war von zwei E-Autos und Cargobike.
Thematisch ging es sehr stark um nationale Themen. Das Rentensystem, das Gesundheitswesen, die Bildung , auf all diesen Feldern sieht sie Reformbedarf. Den größten Applaus erhielt sie für ihre Beschreibung der Grundschulen. Hier würden zu viele Kinder am Ende der Grundschulzeit nicht richtig lesen, rechnen, schreiben können. „Wir geben den Schulen Laptops und Smartboards, aber was die Kinder brauchen , sind Lehrer!“
Was mir auffiel: keiner verlor ein Wort über die Agrarpolitik, was gerade für die Europawahl ein wichtiges Thema ist, während Schul-, Renten- und Gesundheitspolitik gerade nicht in Brüssel gemacht werden. Sahra Wagenknecht argumentierte: ein gutes Abschneiden ihrer Partei bei der Europawahl würde auch in Berlin gehört werden.
Ein wichtiges Thema für das BSW ist der Umgang mit Kriegen. Hier wünschen sie sich weniger Waffenlieferungen und mehr diplomatische Bemühungen. Wagenknecht referierte die Lage mit großer Leidenschaft.
An einem Stand verteilte ein bekannter Kieler Politiker Flyer. Stefan Rudau, ehemals von der Linken, engagiert sich jetzt hier.
Ich bin immer völlig entsetzt über die Aggressivität , die ich auf manchen Wahlveranstaltungen erlebe. Schön, dass es auch so gesittet und friedlich zugehen kann!
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Man sollte aber erwähnen, dass Sahra Wagenknecht sich nur gegen Waffenlieferungen an die Ukraine wendet. Sie hat noch nie ein kritisches Wort über den Iran oder Nordkorea verloren, weil die eben Russland unterstützen – was sie nicht kritisiert.