Knapp 60 Meter sind es von der Kante der Steilküste bis zum ersten Haus. Schilksee-Süd steht am Abgrund, wortwörtlich. Die Steilküste bricht in einem Tempo von 60 Zentimeter pro Jahr ab. Dieser Durchschnittswert wird in manchen Jahren jedoch deutlich überschritten. Während der Sturmflut im Oktober 2023 waren es gleich drei Meter! Verständlicherweise sind die Bewohner der Siedlung sehr besorgt. Gisela Poelke erzählt im RTL-Bericht (Link unten), dass sie vor 45 Jahren, als sie das Haus baute, das Meer gar nicht sehen konnte. Und jetzt schaut sie vom Balkon auf das Wasser. Fünf mal musste der Wanderweg, der zwischen ihrem Haus und der Küste verläuft, schon verlegt werden.
Ein ziemliches Ärgernis ist zudem die Tatsache, dass es seit der Sturmflut im Oktober letzten Jahres keinen Zugang zum Strand mehr gibt. Die Rampe des Anglervereins ist kaputt, die letzte verbliebene Treppe ebenfalls nicht mehr da. Schon jetzt kraxeln viele Spaziergänger und Angler auf waghalsigen Wegen die Steilküste hinauf und hinunter, mit dem Badebetrieb im Sommer wird das sicher noch heftiger werden.
Schilksee-Süd wird “Chefsache”
Letzten Mittwoch gab es eine sehr positive Überraschung, als OB Ulf Kämpfer die Ortsbeiratssitzung in Schilksee besuchte. Womit niemand gerechnet hatte: Kämpfer stellte die Möglichkeit eines Küstenschutzes für die Siedlung in Aussicht: „Wir werden noch in diesem Jahr ein Konzept erarbeiten, wie wir bei dem Küstenschutz in Schilksee weiter vorgehen“. Zunächst sollen Gutachten eingeholt werden. Die Gutachten sind notwendig, weil für jede Küstenschutzmaßnahme nachgewiesen werden muss, welche Auswirkungen sie auf benachbarte Küstenbereiche hat. Noch völlig ungeklärt ist die Finanzierung. In der RTL-Sendung bestätigte Ulf Kämpfer, dass niemand um sein Haus oder Erbe fürchten müsse. Er rechne mit etwa zwei Jahren für die Erstellung der Gutachten und einem Zeitrahmen von zehn Jahren für die Umsetzung der Maßnahmen.
Die Entscheidung, was an der Steilküste gemacht werden kann, liegt nicht nur im Ermessen der Stadt Kiel, sondern muss auch vom Land genehmigt werden. Im zitierten RTL-Bericht sagt Johannes Oelerich vom Landesbetrieb für Küsten- und Meeresschutz, dass die Steilküsten grundsätzlich in Ruhe gelassen werden. Aber für diese Regel gibt es eine Ausnahme: wenn eine Siedlung und wertvolle Infrastruktur akut bedroht sind. Viel wird also davon abhängen, wie das Land die Bedrohung für Schilksee-Süd einschätzt.
Hoffnung für die Bewohner der Steilküste
Vieles bleibt noch offen: die Art des Küstenschutzes, die Finanzierung, der Zeitpunkt, die Genehmigung durch das Land. Auch die Kieler Ratsversammlung muss sich hinter dieses Projekt stellen. Zunächst einmal ergab die gut besuchte Ortsbeiratssitzung aber einen Hoffnungsschimmer für die Küstenbewohner in Schilksee-Süd. Das Medieninteresse für ihre Lage ist jetzt groß und die Dringlichkeit der Küstenproblematik ist in der Politik angekommen.
Video: RTL-Beitrag vom 16. Februar 2024
Video: NDR: Leben am Abgrund (Dieser NDR-Beitrag thematisiert auch sehr anschaulich die Buhnen bzw Molen, mit denen sich Schilksee-Nord schützen darf.)
kn online: OB Kämpfer verspricht Schutz für Häuser auf Steilküste in Schilksee