Rainer Sacher, Leitender Direktor des Marinearsenals

Was macht das Kieler Marinearsenal?

52 Hektar eingezäuntes Gelände am Ostufer sind militärischer Sicherheitsbereich, und ohne sachliche Berechtigung haben Kieler und Kielerinnen keinen Zutritt. Durch den Zaun sieht man Grünanlagen, Hallen, Garagen, Pier. Das Gelände teilen sich das Marinearsenal (im Norden) und der Wehrtechnische Dienst (im Süden). Es gibt (noch) keine Tage der Offenen Tür, und in der Presse liest man auch nur selten etwas. Was machen die da eigentlich hinter dem Zaun in Ellerbek? Diese Frage beantwortete LDirMars Sacher sehr ausführlich.

Der Leitende Direktor des Marinearsenals (LDirMars) Rainer Sacher (58) ist verantwortlich für die drei Standorte des Marinearsenals: Wilhelmshaven, Rostock und Kiel, von denen Wilhelmshaven der bedeutendste ist. Perspektivisch soll Kiel aber auch an Bedeutung gewinnen.

Insgesamt 90 Hektar Sperrgebiet

Die Dimension des Areals ist beeindruckend und sicher hatte sich schon mancher auf Bauland gefreut, als das Marinearsenal in Kiel in Folge der Finanzkrise geschlossen werden sollte. Die Maße:

  • 52 Hektar an Land
  • 1550 Meter Kailänge
  • 38 Hektar Wasserfläche

Es kam dann doch anders: Seit dem Krieg in der Ukraine soll das Marinearsenal in Kiel nicht nur erhalten bleiben sondern mehr Aktivität entfalten.

Das Marinearsenal repariert und wartet

Der Wehrtechnische Dienst hat die Aufgabe, zu prüfen, ob bestellte Schiffe alle Funktionen erfüllen, die bestellt wurden. Das Marinearsenal ist dagegen mit Reparaturen betraut. Die Schiffe werden turnusmäßig instand gesetzt, da gibt es für jede Schiffsklasse einen eigenen Zyklus. Und natürlich werden Schiffe mit Defekten repariert. Der Standort Kiel, um den es hier geht, kümmert sich um U-Boote und Minenabwehrboote. Heute lag kein Schiff mit Wartungsbedarf an der Pier, aber letzte Woche wurde ein U-Boot repariert.

Reparaturen , die nicht militärisch sensible Teile der Schiffe betreffen, werden an Werften vergeben. Aber die Reparaturen an Waffen, Sensoren, Sehrohren erfolgen im Marinearsenal.

Für die U-Boote steht eine „Garage“ bereit, damit bei jedem Wetter gearbeitet werden kann. Die Sehrohrwerkstatt ist in einem Turm untergebracht, weil es manchmal notwendig ist, das Rohr ganz auszufahren.

Als ich heute zu Besuch war, lagen hauptsächlich Schiffe an der Pier, die entmilitarisiert werden. Das bedeutet, dass nicht nur Geschütze entfernt werden, sondern auch ihre Fundamente zerstört werden. Im Anschluss kommen die Schiffe zum Recyceln auf zivile Werften.

Feilen, Sägen, Hämmern

Eines der sanierten Gebäude beherbergt die Ausbildungswerkstätten. In vier Jahren lernen die Azubis mechanische, elektronische oder IT-Berufe. Ich war erstaunt, dass im ersten Ausbildungsjahr noch von Hand gefeilt, gesägt und gebohrt wird. Herr Sacher und der kommissarische Ausbildungsleiter Herr Kirchhoff erklärten mir, dass die Facharbeiter an Bord von Schiffen ziemliche Allrounder sein müssen. Auch Elektriker müssen da in der Lage sein, ein Loch in eine Metallplatte zu bohren. Deshalb die gründliche Ausbildung, die auch Basistechniken der Metallverarbeitung beinhaltet.

Wie geht es weiter mit dem Marinearsenal?

Ich fragte den Leitenden Direktor, was sein Pläne und Hoffnungen für die nächste Zukunft sind. Er hofft, in den nächsten fünf Jahren von jetzt 200 auf mindestens 350 Beschäftigte zu kommen. Und er möchte die Zahl der Auszubildenden von jetzt 32 auf 50 bringen. Ein weiteres großes Thema, das ihn beschäftigt, ist die Infrastruktur. Die meisten Hallen auf dem Gelände stammen aus den 60er Jahren, und bedürfen einer Sanierung. Bauarbeiten sind im militärischen Bereich allerdings noch bürokratischer als in der Privatwirtschaft, weil alle Firmenmitarbeiter, die auf dem Gelände oder an Bord arbeiten, eine Sicherheitsprüfung bestehen müssen. In diesem Bereich sind die Kriterien seit dem Ukraine-Krieg sogar strenger geworden.

Perspektivisch könnte das Dock B wieder von Wilhelmshaven nach Kiel zurückkehren. Das hängt davon ab, ob es Mittel für ein neu zu bauendes Dock in Wilhelmshaven geben wird.

Für die nahe Zukunft hofft Herr Sacher auf „grünes Licht“, eine Fregatte unter Wasser anzusprengen. Damit soll getestet werden, ob die technischen Anlagen danach noch so funktionieren wie die Berechnungen vorgeben. Weil so ein großer Knall eine Belastung für die Umwelt, vor allem für das Gehör der Säugetiere des Meeres ist, hatte der frühere Umweltminister von Schleswig-Holstein Robert Habeck keine Genehmigung erteilt.

Im Gespräch grämte sich Herr Sacher über das mangelnde Verständnis in der Bevölkerung für militärische Ausgaben. Ob diese Wahrnehmung noch stimmt?

(Das Beitragsbild zeigt den Leitenden Direktor des Marinearsenals Rainer Sacher vor dem Foschungsschiff Elisabeth Mann Borgese. Rechts im Bild die U-Boot-Garage.)

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