Gemeinschaftskraftwerk Kiel

Kiel baut sein altes Kraftwerk zurück

Der Rückbau des ehemaligen Kraftwerks ist ein ziemlicher Kraftakt. Kiel hat bekanntlich mit dem Küstenkraftwerk ein modernes Gaskraftwerk in Betrieb genommen. Das alte mit Kohle befeuerte Gemeinschaftskraftwerk Kiel (GKK) kann abgerissen werden, wobei das ein so komplizierter Prozess ist, dass man heute von Rückbau spricht. Der Startschuss für den Rückbau fiel im November 2021. Das beauftragte Unternehmen Thelen Industrial Demolition (TID) ist auf den Rückbau von Kraftwerken spezialisiert. Das Kraftwerk gehört zu gleichen Teilen der Stadtwerke Kiel AG und der Uniper Kraftwerke AG.

In der Ortsbeiratssitzung Neumühlen-Dietrichsdorf/ Oppendorf berichteten drei Experten über den Rückbau: Dr. Martin Hein, Technischer Geschäftsführer des GKK, Matthias Brock, Kaufmännischer Geschäftsführer, und Kai Imberg, Geschäftsführer von TID.

Die folgenden Zahlen zeigen die Dimension des Unterfangens Rückbau eines Kraftwerks

Es fallen 20 – 23 Tausend Tonnen Stahl an. Insgesamt werden 75 Tausend Tonnen Abfälle und Baustoffe demontiert. 80 Gebäude werden zurückgebaut.

Zwei Drittel des Abraums müssen mit LKWs abgefahren werden, schätzungsweise sind es 960 Fuhren. Der Rest kann eventuell auf dem Seeweg fortgeschafft werden oder darf auf dem Gelände bleiben.

Eine kürzliche Enttäuschung war die Erkenntnis, dass der Kohlestaub, der sich mit dem Boden vermischt hat, auch entsorgt werden muss. Einer der potentiellen Käufer hatte darauf hingewiesen, dass dieses Kohle-Sand-Gemisch kein geeigneter Untergrund für das Bauen ist. Das kam überraschend, weil Kohle im Prinzip ein Naturstoff ist. Allein der Abtransport dieses Untergrunds ist verantwortlich für etwa 160 der 960 LKW-Ladungen.

Sprengung der Großbauten vom Kraftwerk

Die Großbauten wie Kesselhaus, Maschinenhaus und der 125 Meter hohe Schornstein sollen gesprengt werden. „Das wird noch mal einen Knall machen“, sagte Herr Imberg von der Abrissfirma TID. Ansonsten werden hydraulische Pulverisierer eingesetzt, die nicht so laut sind wie herkömmliche Geräte. Bei der Sprengung muss eventuell evakuiert werden, das hängt vom Sprengradius ab.

Matthias Brock, kaufmännischer Leiter des Gemeinschaftskraftwerks, erklärte, dass nichts die Arbeit des neuen Gaskraftwerks stören darf, da es Kiels Wärmeversorgung sichert. Das ist bei der Suche nach Käufern der Grundstücke zu berücksichtigen.

Dr. Martin Hein beschrieb die Vorgehensweise beim Rückbau. Zunächst wurde ein Gebäudekataster gemacht mit über 300 Messpunkten, um Schadstoffe aufzuspüren. An erster Stelle steht Asbest. Weitere typische Quellen von Schadstoffen sind Fensterkitte, Fliesenkleber, Anstriche, Dämmmaterialien. Bei Verdachtsflächen wird noch einmal kontrolliert. Martin Hein: „Wir haben großes Interesse, die Stoffe möglichst sauber zu trennen, damit wir möglichst wenig entsorgen müssen.“

Die Kai-Anlage bleibt bestehen, sie soll für das Küstenkraftwerk genutzt werden können . Ebenfalls erhalten bleibt das Heizwerk Ost, für den Fall einer Störung des Küstenkraftwerks.

Der Rückbau soll noch etwa zwei Jahre beanspruchen.

Grundstücke werden verkauft

Als die Arbeit im Ortsbeirat vorgestellt wurde, wurde auch thematisiert, dass kein Platz für den Bau eines neuen Kraftwerks reserviert wird. Für den Fall, dass auch das Küstenkraftwerk einmal ersetzt werden muss. Allerdings ist das neue Küstenkraftwerk als Übergangstechnologie konzipiert für den Übergang in eine dezentrale Versorgung mit erneuerbaren Energien.

Foto: MVV

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