Wenn man auf der Holstenstraße von der Holstenbrücke Richtung Alter Markt geht, kann man nicht umhin zu bemerken, dass fast die ganze linke Seite leer steht. Diese obere Holstenstraße ist nun Austragungsort eines Experiments: subventionierte Mieten sollen Geschäfte in die Ladenlokale bringen, die sich dann -so die Hoffnung – etablieren können und sich selber tragen. Es betrifft die Ladenlokale in der Holstenstraße 1-2 und Holstenstraße 24, insgesamt 300 Quadratmeter.
Das Geld für diese Aktion stammt zu 75 % aus einem Fördertopf des Landes für Innenstadtentwicklung. Kiel mietet zwei Flächen an und vermietet sie zu 20% der Altmiete weiter. Hierfür werden in einem Ideenwettbewerb Geschäftskonzepte gesucht, die bestimmte Kriterien nach Möglichkeit erfüllen. Aus der Liste der Kriterien geht hervor, dass es ein originelles Konzept sein soll, das viele Kieler in die Holstenstraße bringt. Gerne auch Verkauf in Verbindung mit Workshops oder Café. Eventuell nachhaltig oder mit Lokalkolorit. Unter’m Strich: die Geschäftsmodelle sollen nicht nur etwas Besonderes sein, sondern auch noch funktionieren. Dafür gibt es mit der subventionierten Miete für zwei Jahre eine Anschubfinanzierung.
Kieler Kiez-Größe gesucht
Unter dem Motte „Kieler Kiez-Größe gesucht“ suchen Verwaltung und Kiel-Marketing nach Interessenten, die sich bis zum 24. Februar bewerben können. „Wir suchen Untermieter*innen, die ein stimmiges, innovatives Konzept vorweisen können, das neben spannenden Produkten ein großes Augenmerk auf Aufenthaltsqualität und Erlebnisorientierung für die Kund*innen richtet“, sagt Janine Streu von Kiel-Marketing.
Eine lokale Gruppe wird die Bewerbungen vorsortieren. Danach entscheiden eine fünf-köpfige externe Fachjury aus Experten für innovative Geschäftsideen gemeinsam mit der Kieler Bevölkerung. Die Kieler können vom 1.-8. März ihr Lieblingskonzept bestimmen. Das Bürger-Voting wird als eine volle Stimme in die Fachjury-Sitzung eingebracht. Voraussetzung für die Gültigkeit dieser Stimme ist, dass insgesamt mindestens 500 Votings eingehen. Die Abstimmung erfolgt online auf www.kieler-innenstadt.de/kiezstimme.
Für und Wider von subventionierten Mieten
In der Ratsversammlung am 20. Januar wurde dieses Projekt kurz im Zusammenhang mit einem anderen Antrag besprochen. Das Grundproblem der Holstenstaße sieht Ratsfrau Schubert (SPD) in den überzogenen Mietvorstellungen der Eigentümer. Ratsherr Dr. Soll (FDP) warnte, dass aus einem kurzfristigen Impuls keine langfristige Mietensubventionierung werden darf. Marcel Schmidt (SSW) verwies dagegen auf die Praxis in Paris, wo bestimmte Läden auf Dauer subventioniert werden, wenn das Angebot gewünscht ist, etwa für die Nahversorgung.
Trotz 15 Neueröffnungen und 15 Zwischennutzungen seit Fertigstellung des Holstenfleets macht die Holstenstraße weiterhin mit vielen Leerständen einen etwas traurigen Eindruck und könnte eine Belebung mit neuen Konzepten gut vertragen.
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Zu den Bedingungen des Ideenwettbewerbs
Bericht über einen ähnlichen Wettbewerb in Viersen, hier stehen die Gewinner schon fest.