Gestern war Corona Thema auf zwei Demonstrationen. Auf dem Exerzierplatz sammelten sich um 18 Uhr Impfbefürworter unter dem Motto „Solidarisch gegen Corona , kein Raum für Nazis“. Aufgerufen hatte der „Runde Tisch gegen Rassismus und Faschismus in Kiel“. Es kamen laut Polizei etwa 500 Menschen. Um 18.30 trafen sich die Impfskeptiker, die ihre Demonstration „Lichtspaziergang“ nennen, auf dem Rathausplatz, um „gemeinsam ein Zeichen für menschlichen und gesellschaftlichen Zusammenhalt“ zu setzen, wie es im Aufruf stand. Die Polizei schätzte 1.350 Personen, was mir als sehr großzügig erscheint. Eine halbe Stunde nach Beginn der Demonstration fragte ich einen Polizisten nach seiner Einschätzung. Er meinte, es wären etwa 500 und genau das war auch mein Eindruck als geübte Demonstrationsbeobachterin.
Demo auf dem Exerzierplatz
Auf dem Exerzierplatz wehten die Fahnen von „antifaschistischer Bewegung“ und „DKP“. Die Gewerkschaft Verdi hatte ihren roten Pavillon aufgebaut. Rein optisch eine typisch links-gerichtete Kundgebung.
Bevor die Redebeiträge begannen, sammelte ich Antworten auf die Frage: „Warum sind Sie hier?“
Hier einige Statements:
„Solidarisch ist, sich impfen zu lassen. Es dient dem Gemeinwohl.“
„Alle, die sich impfen lassen können, sollten es tun, im Sinne des Gemeinwohls.“
„Wir sind hier auch wegen der anderen Demo.“
„Ich wohne am Exerzierplatz (wo die Demos der Querdenker sonst stattfinden) . Es sieht immer so aus, wie wenn es keine Leute gibt, die eine andere Meinung haben.“
„Es ist eine gute Sache zu zeigen, das wir mehr sind.“
„Mit mehr Präsenz ein Zeichen setzen.“
Ich wäre gerne geblieben, um die Redebeiträge zu hören. Aber es war Zeit, die andere Demo zu besuchen.
Demo auf dem Rathausplatz
Auffällig war hier der für diese „Spaziergänge“ typische totale Mangel an Forderungen. Man sieht keine Poster, keine Banner. Stattdessen Menschen, die sich mit Lichterketten behängen. Der Redebedarf der Menschen, die ich ansprach war hoch.
Gespräch 1
Ich: Warum demonstrieren Sie hier?
Sie: Wir demonstrieren nicht, wir gehen spazieren.
Ich: Ok, warum gehen Sie gerade hier spazieren?
Sie: Wir wollen mit den anderen friedlichen Menschen etwas erreichen. Die Impfungen erreichen doch gar nicht, was sie sollen. Und die Medien berichten nur in eine Richtung. Und es sollte mal einen Runden Tisch geben, wo auch andere Meinungen berücksichtigt werden.
Gespräch 2
Eine Frau fragte mich, wo der „Spaziergang“ hin führt? Ich sagte, zur Holtenauer. Sie war beruhigt, dass es nicht zum Exerzierplatz geht, weil sie Angst vor der Gegendemo hatte. Zwischen uns ergab sich ein etwas längeres Gespräch.
Ich: Warum sind Sie heute hier?
Sie: Weil ich gegen den Impfzwang bin. Und die Medien berichten einseitig.
Ich: Das stimmt doch gar nicht. Haben Sie am Dienstag „Markus Lanz“ gesehen?
Sie: Nein. Was ist das?
Ich : Eine beliebte Talkshow im Fernsehen. Da war am Dienstag ein bekannter Virologe, der auch die Regierung berät. Er nannte sehr gute Gründe gegen eine Impfpflicht.
Sie: Ich sehe schon lange kein Fernsehen mehr, habe meinen Fernseher in den letzten zwei Jahren vielleicht zwei mal angeschaltet. Ich lese „Reitschuster“ und „Tichy“ und diesen Blog, der Spiegel-Artikel auseinandernimmt.
Gespräch 3
Meine Gesprächspartnerinnen waren zwei Frauen.
„Ich will meine Freiheit zurück und nicht zwangs-geimpft werden.“
„Und für die Kinder, die in der Schule Maske tragen müssen.“
„Und damit die Alten nicht alleine sterben. Ich würde meine Nachbarin, die sehr krank ist, gerne besuchen, aber ich darf nicht, weil ich nicht geimpft bin. Aber sie hat sonst niemanden.„
(Heute sah ich mir die Website des UKSH an. Hier gilt für Besucher 2G+, Ungeimpfte haben also keine Besuchsrechte, auch nicht mit Test.)
An diesem Punkt meiner Gespräche hatte die Versammlungsleiterin genügend Freiwillige als Ordner gefunden und war dabei, ein Kind zu interviewen. Auf die letzte Frage wusste das Kind nicht zu antworten. „Wie können wir die Gesellschaft besser machen?…..Na?…….Vielleicht durch miteinander Reden?“
Miteinander Reden ist eine gute Idee! Aber werden wir einander verstehen?
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Sie bezeichnen sich als geübte Demonstrationsbeobachterin und schreiben, dass 500 Demonstranten auf dem Lichtermarsch teilgenommen haben.
Ich habe selbst gezählt: wir waren 2300 Menschen.
Sie sollten nochmal weiter üben!
Es waren also wesentlich mehr. Danke, Graf Zahl.
Es würde mich interessieren, welche Schätzmethode Sie angewendet haben?