Altenrade in Hassee wird Blühwiese

Nächste Blühwiese: Altenrade, Hassee

Was oft gefordert wurde, wird jetzt wahr. Die Stadt legt 18 Blühwiesen an, für jeden Ortsbeirat eine. Als nächster Ortsteil ist Hassee dran mit der Wiese Altenrade bzw Schmuckplatz. Als die Bahnlinie Kiel Eckernförde entstand, wurde ein Gedenkstein auf der Wiese gegenüber dem alten Bahnhof platziert, der natürlich auch auf der Blühwiese seinen Ehrenplatz behält.

Eine Mitarbeiterin des Grünflächenamts erläuterte das Konzept gestern im Ortsbeirat Hassee/ Vieburg. Was Insekten anbetrifft, beschrieb sie die Lage als ernst:

  • In Schleswig-Holstein ist über die Hälfte der Insekten-Arten vom Aussterben bedroht oder schon ausgestorben!
  • Weltweit sind 90 Prozent der Pflanzenarten auf Bestäubung durch Insekten angewiesen.
  • Außerdem sind Insekten Futter für viele andere Tiere.
  • Insekten zersetzen Biomasse. Ohne Insekten würden wir schnell auf gewaltigen Massen von Blättern und Stängeln sitzen bleiben.
  • Fachleute halten das Insektensterben für so schlimm wie den Klimawandel.

Der Verlust von Wiesen ist ein wichtiger Faktor für dieses Insektensterben. Schleswig-Holstein ist hier trauriges Schlusslicht innerhalb von Deutschland: 87 Prozent der Wiesen sind in den letzten 30 Jahren durch Umnutzung oder Intensivierung verloren gegangen. Dabei sind Blühwiesen mit die artenreichsten Biotope in Mitteleuropa. Das war der Hintergrund für den Beschluss der Kieler Ratsversammlung vom 16. Mai 2019, nach geeigneten Flächen für die Anlage von Blühwiesen zu suchen.

Blühwiese, ja gerne!

In den Ortsbeiräten war das Interesse groß! Erste Flächen wurden auch bereits angelegt, z.B in Mettenhof und in Kronsburg. Die von den Ortsbeiräten eingereichten Flächenvorschläge wurden auf Eignung geprüft. Es sollten Flächen sein, die nicht ohnehin schon artenreich sind. In Hassee fiel die Wahl auf Altenrade, eine 1000 Quadratmeter große Rasenfläche mit größeren Bäumen, darunter vier Pyramideneichen. In der Mitte steht der Gedenkstein.

Das Konzept für Altenrade: Die Rasenfläche wird umgebrochen und mit regionalen Blumen eingesät. Das werden überwiegend mehrjährige sein, aber auch einige einjährige Blumen, damit gleich im ersten Jahr etwas blüht. Dann wird zweimal gemäht, im Juni und im September. Weil die Blumen im Juni gerade blühen, können alternierende Teilflächen auch stehen bleiben. Insgesamt soll die Juni-Mahd aber zu einer zweiten Blüte führen. Das Mähgut wird abgeräumt. „Bei guter Pflege können Blühwiesen viele Jahre bestehen bleiben“, sagte die Expertin . Ein Rasenweg wird zum Gedenkstein führen.

Blühwiese zum Mitmachen

Das Programm „18 Blühwiesen“ sieht die Beteiligung der Bevölkerung vor. In Kronsburg haben sich die Kinder der betreuten Grundschule Kronsburg mit Kunst und Kuchen beteiligt.

Auch für die Blühwiese Altenrade bildet sich schon ein Rahmenprogramm. Der Jugendtreff Station 113 möchte Pate stehen, und der Junge Rat wird sich auch in die Gestaltung einbringen. Station 113 holt mit dieser Aktion sein 20-jähriges Jubiläum nach, das Corona-bedingt nicht gefeiert werden konnte.

Und noch eine erfreuliche Entwicklung: auf der Ortsbeiratssitzung bekundete Herr Dr Ehlert von der Kieler Müllverbrennung Interesse, eine weitere Blühwiese zu finanzieren, als ergänzender Ausgleich für gefällte Bäume.

Es ist übrigens nicht so einfach, geeignete Flächen für Blühwiesen zu finden. Kiel hat viel Wald und viele Straßen, aber nicht so viele Grünflächen, wie die Mitarbeiterin des Grünflächenamtes erklärte.

In der Diskussion mit den Anwohnern kam das Thema Schottergärten auf. Ein Anwohner sagte, immer mehr Schottergärten wären wirklich kontraproduktiv, wenn man etwas für die Insekten tun möchte. Noch werden Schottergärten in Kiel geduldet.

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