Frischer Wind für Kiels Grüngürtel

Wie könnten Kiels Kleingärtenanlagen noch verbessert werden? An dieser Frage arbeiteten die Teams um Maria Julius und Dr. Uta Fischer-Gäde seit 2014. Die Ergebnisse liegen jetzt vor und wurden auf vier Stadtteil-Foren vorgestellt.

Insgesamt stellt das Kleingarten-Entwicklungskonzept (KEK) für ganz Kiel ein Defizit von 766 Parzellen fest. Besonders eklatant ist der Mangel im am dichtesten besiedelten Bereich Kiel Mitte/West. Hier fehlen 3400 Parzellen. Zugrunde gelegt wurde bei dieser Bedarfsschätzung die Richtlinie des Deutschen Städtebundes, nach der für zehn Wohnungen in Geschossbau ein Kleingarten vorgehalten werden sollte.

Die KEK-Planerinnen mahnten dringend eine bessere Vermarktung unter Verwendung neuer Medien an, damit frei stehende Parzellen und potentielle Pächter zusammen finden. Es gibt leider auch heute noch Kleingartenvereine ohne eigene Website.

Ganz wichtig ist den Planerinnen der Erhalt der bestehenden Grünflächen als Naherholungsgebiet und wegen ihrer ökologischen Funktion. Als Schwerpunktmaßnahmen schlägt das KEK  vor:

  1. Eine “Charta Stadtgarten Kiel” könne den Bestandsschutz erhöhen. Das KEK selber hat keine rechtliche Verbindlichkeit. Es ist lediglich eine Vorlage. Aber Parteien und Politiker, die sich zu den in einer Charta formulierten Zielen bekannt haben, wird es schwerer fallen, eine gegenläufige Politik zu vertreten.
  2. Ein „Stadtgartenweg“ soll auf 43 Kilometer an schönen Stellen entlang durch den Grüngürtel führen und durch einheitliche Gestaltung erkennbar sein. So würde der Grüngürtel auch für Nichtpächter attraktiver. Denkbar wäre sogar ein Marathon auf dieser Strecke.
  3. „Kleingartenparks“ können vielfältig genutzt werden. Wenn Kleingartenvereine Flächen zu diesem Zweck abtreten, können hier Gemeinschaftsgärten, Streuobstwiesen oder auch ein Café im Grünen entstehen. In anderen Städten gab es Ideenwettbewerbe, an denen sich Initiativen oder interessierte Bürger bewerben konnten. Auf dem Forum in Kiel Mitte/West zeigte Daniel Müller vom Alte Mu Impuls-Werk gleich reges Interesse.
  4. Ein zentrales „Kleingarten-Büro“ könnte alle Informationen bündeln und Ort für Veranstaltungen wie Schulungen oder Saatgutbörsen sein. Gleichzeitig empfiehlt das Konzept, die Größe der Vereine auf 500 Mitglieder zu beschränken. Das würde die Vorstände entlasten und das soziale Gefüge im Verein stärken.

Ich besuchte das Forum für die Kleingärten Mitte/West am 4. Mai, das mit etwa 50 Teilnehmern nur schwach besucht war. Insgesamt wurde die Vorstellung des KEK positiv aufgenommen. Zwei Themen waren kontrovers: Es gibt immer noch viel Wut und Enttäuschung über den Verkauf von Teilen des Prüner Schlags, Kiels ältestem Kleingartenverein, an einen Möbelkonzern. Außerdem war auch die zunehmende Kontrolle der Kleingärten ein Thema. “Sind wir bei der Stasi?”, fragte ein Mann aus dem Saal. Tatsächlich stellt das Amt für Immobilienwirtschaft dieses Jahr zusätzliches Personal ein, um die Gärten zu kontrollieren. Dies war aber nicht das Thema des KEK, das eher eine Lockerung und eine vielfältige Nutzung der Kleingärten vorschlägt. Frau Dr. Fischer-Gäde: “Neben klassischem Gärtnern kann es auch neue Formen des Gärtnerns geben. Nutzen Sie die Beipiele anderer Städte!”

Soweit zu den allgemeinen Vorschlägen. Das Konzept geht dann noch sehr ins Detail mit Vorschlägen zu einzelnen Koppeln. Nachzulesen im Internet:

http://www.kiel.de/leben/stadtentwicklung/kleingarten/index.php

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