Der geplante und teils schon vollzogene Ausbau der B404 zur A21 wird einen erheblichen Zuwachs an Verkehr nach Kiel bringen. Laut KN online vom 14. 4. 2016 wird prognostiziert, dass der Verkehr von jetzt 43150 Fahrzeugen pro Stunde auf 69350 Fahrzeugen im Jahr 2025 steigen soll. Prognosen sind mit Vorsicht zu genießen, aber klar ist auch, dass eine Autobahn das Verkehrsvolumen erhöht. Die Auswirkungen dieser Autoflut auf Kiel beschreibt die Presseerklärung von NABU und BUND vom 20 April 2016:
„BUND und NABU fordern Tunnellösung
Der morgigen Ratsversammlung liegt ein Antrag der Stadtverwaltung vor, dem Entwurf zum Bundesverkehrswegeplan 2030 zu zustimmen. Dort sind drei Kieler Straßenbauprojekte aufgeführt: Der Anschluss der A21 am Barkauer Kreuz als in Planung, als Vorrangprojekt die Südspange Gaarden zwischen Neuer Hamburger Straße und Bad Segeberger Landstraße als neuer Teil der Bundesstraße B202 sowie als Nachrangprojekt die Ostuferumgehungsstraße von dort bis zur Mündung in den Ostring hinter dem Klausdorfer Weg.
BUND und NABU kritisieren dieses Vorgehen aufs Schärfste: “ Die Stadtverwaltung ignoriert die Schadstoff- und Lärmbelastung der Menschen am Theodor-Heuss-Ring und Ostring“, so Ulrike Hunold von der BUND-Kreisgruppe Kiel. Die kürzlich vorgestellte Machbarkeitsstudie zum A21 -Anschluss in Kiel liefert in ihrer Prognose zur Verkehrsbelastung 2025 bereits bei den bestehenden Straßenverhältnissen ein Verkehrsplus von 25% am Theodor-Heuss- Ring zwischen Barkauer Kreuz und Waldwiesenkreisel auf rund 130.000 Fahrzeuge in 24h. Dieser Bereich zeigt schon jetzt eine absolute Spitzenbelastung im deutschlandweiten Vergleich für die gefährlichen Stickoxide (NOx-Werte über 60 μg/m³ Luft). Für den laut Lärmaktionsplan der Stadt stark lärmbelasteten Ostring zwischen B76 und Klausdorfer Weg (hier liegen bisher keine Schadstoffmessungen vor) wird ein Zuwachs um 11% prognostiziert. Durch den Ausbau der A21 werden beide Bereiche künftig zusätzlich noch erheblich stärker belastet. Daran würde auch die geplante Südspange Gaarden nichts ändern. Einzig die als nachrangig eingestufte Ostuferumgehungsstraße würde den Ostring vom Verkehrszuwachs durch die A21 entlasten, würde aber einen gravierenden Eingriff in den Grüngürtel und Schutzgebiete bedeuten und müsste im weiteren Verlauf untertunnelt werden.
„Bevor noch mehr Verkehr in die Stadt hereingeführt wird, müssen zunächst einmal die bestehenden Verkehrssysteme anwohnerfreundlich und umweltgerecht ertüchtigt werden, z.B. durch Tunnel- oder Fahrbahndeckellösungen im Bereich Barkauer Kreuz/Theodor- Heuss-Ring und Ostring,“ so Gerrit Peters vom NABU. „ Die aktuellen Messwerte zeigen bereits, dass die bisher verfolgten Maßnahmen nichts fruchten. Hartmut Rudolphi vom NABU: „Mittelfristig müssen jedoch auch für den innerstädtischen Schwerlastverkehr von und zu den Frachtfähren intelligente Verkehrslösungen gefunden werden. Z. B. indem bereits an den Stadtgrenzen ein Teil des Frachtaufkommens auf die Schiene umgelegt wird. Auch sollte insbesondere für den Süden Kiels eine schienengestützte Anbindung des Nahverkehrs auf den Weg gebracht werden.“ Das Schadstoffmessnetz an Straßen ist im Vorwege der Planungen kurzfristig engmaschig zu ergänzen.
Die genannte Machbarkeitsstudie, die von der Stadt Kiel 2010 mit einem Kostenvolumen von 250.000€ in Auftrag gegeben wurde, untersuchte Alternativen für den A21-Anschluss über das bestehende Straßennetz sowie mit zusätzlichem Bau einer sogenannten Südspange als A21-Anschluss oder Ausbau des Wellseedamms im Süden. Die Studie kommt zu keiner Empfehlung und weist auf die vorhandenen Probleme bezüglich der Aufnahme des Verkehrs in die nachgelagerten Straßen hin. Nicht in Auftrag gegeben worden war die Betrachtung von Ertüchtigungsmaßnahmen im Bereich Theodor-Heuss-Ring bzw. Ostring. Die Machbarkeitstudie wurde erst kürzlich veröffentlicht, das Land hatte jedoch schon Monate zuvor die Vorschläge zum Bundesverkehrswegeplan beim Verkehrsministerium eingereicht. Laut Ratsbeschluss von 2010 sollte die Machbarkeitsstudie bereits 2012 zur Diskussion vorliegen. Stattdessen schlägt die Stadtverwaltung nun diesbezüglich kurzerhand die Weitergabe der Studie an das Landesplanungsamt ohne eigene Empfehlung vor. BUND und NABU fordern hier dringend eine Diskussion auf breiter Basis wie diese Verkehrssituation künftig gelöst werden soll. Andernfalls läuft die Stadt hier sehenden Auges in eine Situation, in der die Lärm und Schadstoffimmisionen ein Niveau erreichen, das letztlich nicht in den Griff zu bekommen sein wird.
Link zur Bundesverkehrswegeplan: Südspange“