Ausweichfläche für die Drogenszene

Die Ausweichfläche für die Drogenszene am Karlstal wird noch wenig genutzt

Dieser Artikel geht der Frage nach, warum die Suchtkranken die Ausweichfläche noch kaum nutzen.

Wer lange nicht mehr am „Rewe“ im Karlstal vorbei gegangen ist, wird schockiert sein. Zwar stehen schon seit Jahren Menschen aus der sogenannten „Szene“ dort und unterhalten sich. Neu ist aber, dass in der Öffentlichkeit Crack geraucht wird. Dazu kommt eine Verwahrlosung des Ortes durch Littering und auch Ablagerung von größerem Müll. Es ist ein Zustand, der für die Menschen, die hier einkaufen wollen, schwer zu ertragen ist. Andererseits: Auch Drogen- und Alkoholabhängige dürfen sich im öffentlichen Raum aufhalten, und viele haben auch kein richtiges Zuhause. Aus dieser Erkenntnis heraus hat die Stadt eine nah gelegene Fläche bereitgestellt. Gleichzeitig verschwanden die Wartehäuschen an den Bushaltestellen am Karlstal, die gerne von den Abhängigen genutzt wurden.

Ausweichfläche gegenüber „Penny“

Etwa 800 Meter vom „Rewe“ entfernt, in der Werftstraße Ecke Schwedendamm hat die Stadt ein Areal eingerichtet, das mit Stellwänden abgeschirmt ist. Innerhalb der Stellwände befindet sich eine Rasenfläche und ein Pavillon mit Stühlen und Tischen, und etwas versteckt, ein Pissoir. Als ich gestern vorbei kam, hielten sich dort nur zwei Männer auf. Sie saßen im Pavillon und waren gerade dabei, mit Löffeln, Feuerzeug und Pfeife eine Ladung vorzubereiten. Ich fragte, ob sie Zeit für ein Gespräch hätten. „Das ist jetzt gerade nicht so gut“, lautete die Antwort. Wir machten aus, dass ich etwas später wieder komme. Damit sie anonym bleiben, habe ich ihre und alle anderen Namen geändert.

Denny ist schon lange abhängig. Er erinnert sich noch an die Zeit, als die „Szene“ sich am Sophienhof vor „Blume 2000“ traf. Damals sei der Zusammenhalt besser gewesen. Man habe sich gegenseitig geholfen. Vor zehn Jahren hat er aufgehört zu spritzen, nachdem die Venen „verschwanden“, er stieg auf die Pfeife um . Jetzt raucht er Crack, der Rausch ist der Gleiche, sagt er. Leider sei das Klima unter den Suchtkranken seit der Crackwelle skrupelloser und aggressiver geworden.

Die beiden Männer bedauern, dass wenige aus der Szene hierher kommen. Sönke sagt: „Wenn man irgendwo seine Ruhe hat, sollte man das nutzen.“ Und Denny lobt: „ Ich finde es gut, dass die Stadt sich mal Gedanken gemacht hat.“

Die Szene am Karlstal

Um ein Gefühl dafür zu bekommen, warum die Drogenszene nicht auf die Ausweichfläche zieht, besuchte ich das Karlstal. Der Anblick : Auf einer Seite hockte eine Gruppe von Männern auf dem Boden, einer rauchte Pfeife. Auf der anderen Seite des Eingangs lagerten ebenfalls Männer auf dem Boden und schienen beschäftigt. „Das sind die Crack-Raucher“, sagte mir Thomas, einer der Männer mit denen ich hier ins Gespräch komme. Thomas sieht gesund aus, erst dachte ich, vielleicht ist er ein Sozialarbeiter. Aber er bezeichnete sich als Suchtkranker. Wie alle hier. „Alle die hier stehen, sind Suchtpatienten. Sie konsumieren Alkohol, Kokain, Heroin oder Crack.“ Als ich später noch einmal zu dieser Stelle zurückkehrte, sah ich , wie ihm gerade etwas in eine Tüte eingefüllt wurde. Er war also zum Kaufen vor Ort.

Der andere Mann, ich nenne ihn Ali, ist gut gekleidet, allerdings fehlen einige Zähne im Frontbereich. Er klagt über die zunehmende Aggressivität in der „Szene“. Er selber wurde schon beklaut. „Früher, wenn man sein Geldbeutel oder Handy liegen gelassen hat, wurde man drauf aufmerksam gemacht. Jetzt nimmt es sich sofort jemand. Die Menschen haben keine Prinzipien mehr.“

Diese beiden Männer erklärten mit, warum die Ausweichfläche (noch) nicht angenommen wird. „Da geht keiner hin, weil da niemand ist.“ So einfach ist es. Die Suchtkranken gehen da hin, wo ihre Kontakte sind, und noch ist das eher das Karlstal. Ich fragte, ob sie oft vom Karlstal verscheucht werden. „Ja, aber nur wenn es überhand nimmt. Dann kommt die Polizei oder das Ordnungsamt.“ Gestern war hier vergleichsweise wenig los.

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2 Gedanken zu „Die Ausweichfläche für die Drogenszene am Karlstal wird noch wenig genutzt“

  1. Die Frage weshalb dort keiner hingeht, habe ich mir auch schon mal gestellt, beim vorbeigehen, da ich diesen Platz für sehr viel angenehmer erachte, wie bei Rewe. Im Sommer schön im grünen eine Pfeife oder was auch immer rauchen, mit weniger Aufmerksamkeit, so wie im Schrevenpark wo auch ein Drogentreff ist. Vorstellen könnte ich mir, es sind Gewohnten die sich nicht so leicht ändern der Leute die ständig Drogen nehmen müssen, wenn keiner einen Anfang macht wird es so bleiben wie es jetzt ist…

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