Am Montag lud Foodsharing Kiel zu einer „Schnippelparty“ in das Nachhaltigkeitszentrum ein. Es hatten so viele Menschen Interesse, dass eine Warteliste angelegt wurde. Die nächste „Schnippelparty“ kommt bestimmt, und Marion Pinnau, Leiterin des Nachhaltigkeitszentrums am Europaplatz, hofft sogar auf eine Verstetigung dieser Aktion.
Auf einer Schnippelparty werden gerettete Lebensmittel gemeinsam zu einem Essen zubereitet. Auf dem Beitragsbild seht ihr schon einmal das Gemüse, das an diesem Abend verarbeitet wurde. Ich hatte die Gelegenheit, kurz vorher mit Marja Paasch von Foodsharing Kiel ein Gespräch zu führen.
Foodsharing ist richtig groß in Kiel
Was die Kieler Lebensmittelretter schaffen, ist einfach gigantisch. Über 600 Aktive retten wöchentlich im Durchschnitt 8.3 Tonnen Lebensmittel vor dem Wegwerfen. Sie sind von 6 Uhr bis 23 Uhr aktiv. Angenommen werden auch kleine Mengen. Die Foodsaver dürfen einen Anteil für sich behalten und spenden den Rest nach Gutdünken an Bedürftige. Marja Paasch etwa fährt gerne zum Bodelschwinghhaus. Sie erzählt, dass die hungrigen wohnungslosen Männer dort sehr dankbar sind, wenn sie Essen bringt.
Mit der Tafel kommt man sich gar nicht ins Gehege, aus mehreren Gründen. Die Tafel ist nur an größeren Mengen interessiert, während die Foodsaver auch kommen, wenn es vier Brötchen gibt. Foodsharing darf auch gekochte und gefrorene Lebensmittel annehmen. Zwischen Foodsharing und Tafel gibt es einen Rahmenvertrag, der regelt, dass die Supermärkte erst an Foodsharing abgeben, wenn die Tafel sich bedient hat oder nichts braucht.
Das welke Radieschen zum Leben erwecken
Die Motivation ist in erster Linie die Nachhaltigkeit. Es sollen möglichst keine Lebensmittel weggeworfen werden müssen. Zu den Aktivitäten gehören demnach auch Bildungsangebote. Was kann man mit welken Lebensmitteln noch anfangen? Was für Rezepte gibt es für die typischen Reste, die in einem Haushalt anfallen, etwa trockenes Brot? Die Idee, ist, dass alle auch zu Hause Lebensmittel vor der Tonne retten können! Auch auf die Politik möchte die Organisation einwirken, auf dass entlang der ganzen Wertschöpfungskette Verschwendung vermieden wird. Die Stadt Kiel hat erklärt, sich aktiv gegen Verschwendung und für mehr Wertschätzung von Lebensmitteln einzusetzen, und darf sich jetzt Foodsharing-Stadt nennen.
Probleme und Glücksfälle
Ein großes Problem für Foodsharing Kiel ist das jährliche Sommerloch. Unter den Aktiven sind viele Studierende, was einerseits sehr schön ist, aber doch auch problematisch , weil diese idealistischen jungen Leute in den langen Semesterferien oft Kiel verlassen. Gesucht werden vor allem Menschen, die sich stetiger einbringen können. Dabei ist die Mitwirkung sehr selbstbestimmt. Du trägst im Plan ein, wann du aktiv sein möchtest, das kannst du drei Wochen im voraus oder ganz spontan für heute machen. Gesucht werden auch Leute, die fit im Webdesign sind.
Wenn Marja Paasch erzählt, wird mir klar, dass die Lebensmittelrettung abwechslungsreich ist und oft improvisiert werden muss. Es ist ein gutes Werk, nachhaltig und sozial, das auch noch viel Spaß macht.
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