Die Messerattacke im Regionalzug vom 25. Januar gehört zu den schlimmsten Verbrechen in der jüngeren Geschichte von Schleswig-Holstein. Dieser Artikel fasst verschiedene Presseberichte zusammen, Verlinkung siehe unten.
Die Tat: Der mutmaßliche Täter Ibrahim A. attackierte Fahrgäste in einem Regionalzug mit einer Stichwaffe. Zwei Personen starben, fünf weitere Personen kamen mit teils schweren Verletzungen ins Krankenhaus.
Die Tat ereignete sich am 25. Januar kurz vor 15 Uhr im Regionalzug RE70 von Kiel nach Hamburg, kurz bevor der Zug in Brokstedt hielt. In diesem Zug gab es keine Video-Überwachung.
Über die Motive schwieg Ibrahim A. Die Staatsanwaltschaft Itzehoe ermittelt wegen „zweifachen heimtückischen Mordes und vier Fällen des versuchten Totschlags.“
Wer ist Ibrahim A.?
Der mutmaßliche Täter war zum Zeitpunkt 33 Jahre alt. Er stammt aus dem Gaza-Streifen. Seine Familie soll von der Palästinenserorganisation Hamas drangsaliert worden sein. Dies gibt sein Anwalt Björn Seelbach als Grund für seine Flucht an. 2014 kam er nach Deutschland. Laut Innenministerin (SH) Sabine Sütterlin-Waack sei 2021 ein Verfahren auf Rücknahme eingeleitet worden. Er hat bis jetzt den Status des subsidiären Schutz. „Der subsidiäre Schutz greift ein, wenn weder der Flüchtlingsschutz noch die Asylberechtigung gewährt werden können und im Herkunftsland ernsthafter Schaden droht“, so das Bundesamt für Migration.
Wenige Tage vor der Messerattacke im Zug wurde Ibrahim A. aus der Justizvollzugsanstalt Billwerder in Hamburg entlassen. Er saß dort in Untersuchungshaft wegen eines Körperverletzungsdelikts. Während der Untersuchungshaft soll er zweimal an tätlichen Auseinandersetzungen beteiligt gewesen sein. Aus diesem Grund wurde er in Billwerder psychiatrisch betreut. Außerdem begann der Drogen-Abhängige eine Methadon-Behandlung, wie die Hamburger Justizsenatorin Anna Galina berichtete.
Ibrahim A. wurde aus der Haft entlassen, da die Untersuchungshaft von der Länge her der Freiheitsstrafe in etwa entsprochen hätte. Das Landgericht Hamburg hob den Haftbefehl auf. Ein Psychiater hatte keine Gefahr der Fremd- oder Selbstgefährdung feststellen können. Somit wurde er ohne weitere Betreuung entlassen.
Als obdachlose Person meldete er sich beim Winternotprogramm der Stadt Hamburg an. Am Tag der Attacke war er in Kiel bei der Ausländerbehörde gewesen. Die Verbindung nach Kiel bestand, weil er hier vom 2. Juli bis 30. November 2021 Arbeitslosengeld II und Kosten der Unterkunft vom Jobcenter Kiel bezogen hatte, wie Kiels Ordnungsdezernent Christian Zierau berichtete. In dieser Zeit war er in Kiel gemeldet und wurde deshalb bei der Kieler Ausländerbehörde geführt.
Trauerfeier in Neumünster
Die beiden Getöteten waren eine 17-Jährige und ein 19-Jähriger. Sie kannten sich. Beide besuchten die Berufsschule in Neumünster. Heute, am 5. Februar besuchten Hunderte die Trauerfeier in der Vicelin-Kirche in Neumünster – auch Bundeskanzler Olaf Scholz nahm teil.
Die anderen Verletzten sind nicht mehr in Lebensgefahr.
Die Frage, ob diese schreckliche Tat hätte verhindert werden können, wird die Gesellschaft sicher noch länger beschäftigen.
Foto: Motivbild
Bluttat von Brokstedt, Verdächtiger in U-Haft