Klimaneutral produzierter Strom für Schiffe im Hafen? Kiels neue Landstromanlage macht es möglich.
Am Ostseekai am Rande der Innenstadt ist da architektonisch ein echter Hingucker gelungen. Nachts leuchtet ein LED-Display auf, aber auch tagsüber kann sich der abgerundete Baukörper sehen lassen. Der Architekt Jan Schulze wies auf die gelochte Metallhülle hin, die auch ohne Display einen dynamischen Eindruck macht. Auf 720 Quadratmetern Außenfläche können die 12.000 LED-Leuchten per Computer zu Schriftzügen oder Bildern geschaltet werden. Dann leuchtet die Landstromanlage in der Dunkelheit.
Auch technisch war es eine Herausforderung. “ Eine spezielle Lösung mit einem Umspannwerk und entsprechendem Kabelmanagement musste her, die wir jetzt gemeinsam mit ABB, Siemens und Stemmann-Technik bauen”, so steht es auf der Homepage der Seehafengesellschaft Kiel. Der technische Aufwand ist auch deshalb groß, weil Fährschiffe große Mengen Strom verbrauchen, auch wenn sie nur im Hafen liegen. Ein großes Schiff benötigt soviel Strom wie eine kleine Stadt!
Die Seehafengesellschaft Kiel kauft für diese Anlage 100% Ökostrom ein. Somit wäre der Stromverbrauch emissions- und CO2-frei. Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer sagte bei der Einweihung: “Die Landstromanlage ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg, der ökologischste Hafen Europas zu werden.”
Aber wird der Landstrom auch abgenommen? Normalerweise nutzen Schiffe ihre bordeigenen Generatoren, die sie mit Diesel befeuern. Und genau dieser Diesel bringt Schadstoffe wie Feinstaub und Stickoxide in die Stadt, was auch gerade für Kiel eine riesige Herausforderung darstellt. Das Problem: Schiffsdiesel, der auch noch steuerlich begünstigt wird, kostet weniger als der Ökostrom vom Land. Ob die Fähr- und Kreuzfahrtschiffe den Kieler Landstrom abnehmen, hängt davon ab, wie viel den Reedereien an der Umwelt und einem guten Image gelegen ist.
Ein Anfang ist gemacht: Die Stena Line hat schon zugesagt, in Zukunft den Kieler Landstrom für ihre Fährschiffe zu “tanken”.
https://news.cision.com/de/stena-line-deutschland/i/2020-12-09