Elektrisch betriebene Busse für Kiel

(von Ulrich Hühn). Eine erfreuliche, weil der Klimakrise begegnende Entwicklung, beschrieb Thomas Mau, Leiter der Abteilung Betrieb und Technik der KVG: Sein Unternehmen schafft aktuell rein elektrisch betriebene Gelenkbusse an, die zudem noch in den Niederlanden, also relativ regional, hergestellt werden.

Die Technik beschrieb er mit beachtlichen Zahlen: die 450 kW Unterflur montierten Batterien ermöglichen Reichweiten von 320 km und benötigen eine elektrische Arbeit von 100 bis 160 kWh. Das ist der Kostenpunkt der einzelnen Ladung. Bereits die in Betrieb befindlichen Hybrid Fahrzeuge brächten eine Diesel Einsparung von 24 % allein durch die beim Bremsen rück-gespeiste (rekuperierte) Energie, sie werden nicht extern aufgeladen, sondern nur durch Abbremsen und den Generatorbetrieb der Diesel.

KVG möchte in 30 Jahren abgasfrei fahren

Versuche mit Wasserstofftechnologie, also Brennstoffzellen-Betrieb werden ebenfalls erwogen. Sein Betrieb, die KVG, stellt 5-Jahres-Pläne auf, und plant in 30 Jahren einen abgasfreien Betrieb zu fahren. Wegen der daraus folgenden hohen Stickoxid Einsparung wird die gesamte Investition von den Bundesministerien für Umwelt und Verkehr teilweise gefördert.

Im neuen Betriebshof in Gaarden und an den Endhaltestellen Wik-NOK, Adalbertstraße, Rungholtplatz, Citti Park und in 2021 an der FH in Neumühlen werden Ladestationen, sog. Pantografen aufgestellt. Mehrere Busse können darunter fahren und lassen einen Auslege-Arm hochfahren, der, richtig positioniert, Kontakt mit dem elektrischen Gegenstück aufnimmt und im gekoppelten Fall den Energiefluß freigibt. Der große Vorteil ist die stationär umgerichtete elektrische Energie, das heißt, es entfällt der in den normalen Elektrofahrzeugen erforderliche Gleichrichter, der den Wechselstrom unseres Stromnetzes in für die Batterie erforderlichen Gleichstrom umwandelt. So kann der Betrieb schnell, gefahrlos und störungsfrei ablaufen.

Bemalte Trafostationen

Für das optische Erscheinungsbild und um wilde Graffiti zu vermeiden , hat die KVG die Gestaltung der Trafohäuschen an den Haltestellen mit den Ortsbeiräten abgestimmt. Es sind dabei schöne Bilderwie die Hallig Rungholt und deren Untergang, das Schiff Prinz Adalbert an der Adalbertstraße (siehe Beitragsbild) und eine Pferdebahn und die erste elektrische Straßenbahn im Betriebshof entstanden.

Linien 11 und 34

Weitere Vorteile sind die Erhöhung der Taktdichte auf den Linien 11 von 10 auf 7 Minuten und auf der Linie 34 von 20 auf 15 Minuten. Alles das wird zu erhöhten Nutzerzahlen und einer Aufwertung des Fahrbetriebes führen, bis in 10 Jahren dann endlich auf den Haupt Nutzungslinien ein schienengebundener ÖPNV realisiert wird, der die Erfordernisse einer Universitäts- und Gewerbestadt erfüllt.

KVG Kiel

Kiel: Klima-Talk

Höffner: die Planier-Arbeiten beginnen

Der Prüner Schlag verwandelt sich zur Zeit in eine Mondlandschaft. Die Planier-Arbeiten haben begonnen, um den Bau von zwei Möbelhäusern vorzubereiten. Ich traf einige Aktivist*innen der Initiative “ Projekt Prüner Park” auf dem Gelände.

Wo gestern noch eine Wildblumenwiese die Spaziergänger erfreute, wurde der Mutterboden abgeräumt und zu einem mannshohen Erdwall aufgeschüttet: “Mount Höffner” oder “Monte Kraft” wir er in den sozialen Medien genannt, in Anspielung auf eines der Möbelhäuser. Erst sollte hier ein Möbel Kraft gebaut werden, jetzt ein Möbel Höffner.

Laut Kieler Nachrichten erfuhr Baudezernentin Doris Grondke vom Investor per SMS den neuen Eröffnungstermin: am 2. September 2021 sollen Möbel Höffner und Skonto fertig sein. Das ist ein halbes Jahr später als der zuletzt angepeilte Termin.

Möbel Höffner und Skonto Vorgeschichte

Zur Vorgeschichte: Der Prüner Schlag war Kiels älteste Kleingartenanlage mit 330 Gärten und Teil des historischen Grüngürtels. Die Krieger-Gruppe erwarb 2012 das Gelände von der LH Kiel. Ab diesem Jahr wurden die Pächter*innen mit Abfindungen zur Aufgabe ihrer Parzellen bewogen. Das Gelände verwahrloste zunehmend. In Kiels Bevölkerung war der Verkauf dieser Kleingartenanlage ein sehr umstrittenes Thema und führte 2014 zu Kiels erstem Bürgerbegehren, das die Möbel-Kraft-Befürworter dann knapp gewannen. Die Baugenehmigung wurde erteilt. Seitdem ist nicht viel passiert. Statt einem Möbel Kraft möchte die Krieger Guppe lieber ein Möbel Höffner bauen. Die Stadt konnte nachträglich erreichen, dass die Fassade von Skonto nicht grell-gelb sondern dunkelgelb wird.

Noch im März 2020 erklärte Kurt Krieger, dass er nun erst im April 2021 eröffnen wolle. Zuletzt teilte er der Baudezernentin einen neuen Eröffnungstermin mit: 2. September 2021.

Projekt Prüner Park

In der Zwischenzeit hat sich eine Gruppe von Gegnern dieser Möbelhausbaupläne gebildet. Einige der Aktiven sind schon seit Zeiten des Bürgerbegehrens dabei, andere erst in den letzten Jahren dazu gekommen. Unter dem Namen “Projekt Prüner Park” setzen sie sich in fantasievollen Aktionen für den Erhalt des Prüner Parks als Park ein. Besonders spektakulär war ein aus Blumen bestehender riesiger Schriftzug auf dem Gelände. Ausgerechnet auf diesem Schriftzug wurde der Berg von Mutterboden aufgehäuft . Ein Zufall?

Ich traf die Gruppe im ehemaligen Garten von Andreas Galka, der als letzter legaler Pächter auf dem Prüner Schlag in die Lokalgeschichte einging. Auch dieser Garten ist vor einiger Zeit beim Abriss der Hütte verwüstet worden. Aber immerhin steht noch die äußere Hecke, jetzt mit “Mount Höffner” im Hintergrund.

Die Aktiven der Gruppe äußerten sich sehr erschüttert und enttäuscht über die Zerstörung des Prüner Schlags. Nach den letzten Erdarbeiten hatte sich gerade wieder ein lebendiges Biotop auf der Brachfläche entwickelt. Matthias Zimmermann formulierte für die Gruppe: “Wir missbilligen das starrsinnige Festhalten an Ansiedlungsplänen und Wirtschaftsmodellen, die durch die Entwicklung der Online-Wirtschaft längst überholt sind. Mit Blick auf die Klimakrise fordern wir dringend dazu auf, auf jede zusätzliche Versiegelung der Grünflächen zu verzichten.”

Einige der Aktivist*innen betreiben eigene Kleingärten. Im Gespräch mit ihnen spürt man die Liebe zu Kiels Grünflächen und das Verständnis für den Wert der Kleingärten. Matthias Zimmermann: “Kleingärten sind wertvolle Lebensräume und dürfen nicht aus Profitinteresse oder für aus der Zeit gefallene Straßenbaupläne vernichtet werden.” Damit spielte er auf die Pläne für die Anbindung der A21 mit Südspange an. Auch dadurch würden wieder 300 Kleingärten zerstört werden.

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Bäume haben einen schweren Stand.

kn online: Möbel Höffner will im September 2021 eröffnen

Zeigen, wie schön die Natur ist

Ausstellung: Spiegelbilder und die Poesie der Physik.

Seit seiner Pensionierung hat der ehemalige Physik- und Mathematiklehrer Jochim Lichtenberger noch mehr Zeit für die Kunst. In seiner siebten Ausstellung präsentiert er Fotografien zu drei Themenbereichen: Bäume, Schilf und Wasser. Immer führt sein spezieller Blick auf die Natur zu ungewöhnlichen Bildern, die surrealistisch oder sehr abstrakt wirken. Er sagt: “Ich glaube, ich sehe Dinge, die mir ohne physikalisches Wissen nicht aufgefallen wären.”

Auf der Vernissage wurde er mehrfach gefragt, wie er die Fotos nachbearbeitet, um die Effekte zu erzielen. Tatsächlich sind seine Fotos kaum nachbearbeitet. Er wählt die Einstellungen absichtlich so, dass sie seinem optischem Eindruck ganz nahe kommen. Der surrealistische Effekt kommt eher dadurch zustande, dass er ungewöhnliche Motive wählt.

Die Baumserie zeigt die Reflexion von Bäumen in Teichen. Dabei leuchtet, was immer auf dem Wasser schwimmt, während die reflektierten Objekte dunkel erscheinen. Immer überlagern sich zwei Ebenen. Diese Bilder stellt er auf den Kopf und wählt auch einen Ausschnitt, der nur Bäume zeigt. . Auf diese Art und Weise erscheinen beispielsweise dunkle Bäume mit großen orange-farbenen Blättern. Die funkelnden Sterne im Beitragsbild entstanden, weil sich Wasserhügel um Borkenstücke auf der Wasseroberfläche bildeten und sich das Licht darin reflektierte. Auf einigen Bildern sieht man schimmernde Farben. Dieser sehr seltene Effekt entsteht, wenn Staub oder Pollen auf dem dem Wasser liegt. Die Bilder aus dieser Serie wirken mystisch und seltsam.

Schilf hat eine große Faszination für den Fotografen. Er liebt es, wenn sich das Schilf im Wasser spiegelt. Manchmal sieht es aus, wie eine Runenschrift.

Meereswellen sind das dritte Motiv. Das Wasser wirkt ölig, weil Öl langsamer fließt als Wasser und das Foto den Moment einfängt , sozusagen die Bewegung verlangsamt. Diese Fotos wirken gleichzeitig dynamisch und statisch.

Lichtenberger verbringt sehr viel Zeit damit, seine Motive zu suchen. Für die Baumbilder suchte er – auch über google earth – Teiche von einer bestimmten Größe. Seine Fotos konnte er nur während weniger Wochen machen, solange das Laub in der richtigen Menge und Frische vorhanden war. Für die Serie mit abgebrochenen Schilfrohren verbrachte er viele Stunden damit, in Gummistiefeln am Uferrand nach Motiven zu suchen. Einen bestimmten Effekt kann man nur in manchen Jahren beobachten: wenn der See friert, bricht das Schilf. Im kommenden Frühling braucht es dann einen windstillen Tag um diese abgebrochenen Schilfrohre so zu fotografieren, dass sie sich im Wasser auf die gewünschte Weise spiegeln. Wenn Wasseroberfläche und Lichtverhältnisse stimmen, kann das Wasser seltsame Farben annehmen. z.B: monochrom gelb.

Die Farbe des Wassers – das ist ein Thema, dem er eine eigene Ausstellung gewidmet hat. Diese pastelligen Meeresansichten können in der Ausstellung in einer Mappe angesehen werden.

Eine Auswahl der Bilder seht ihr hier. Oder besser noch analog im Galeriecafé160. Die Bilder kosten 280 Euro inklusive Rahmen. Weitere Rundgänge mit dem Künstler: 23. Oktober und 20 November, jeweils um 16 Uhr. Anmeldung per Email oder telefonisch erforderlich: info@galerie160.de oder Tel: 0431 88 85 96 99.

Ausstellung: Spiegelbilder und die Poesie der Physik, 29. September bis 20. November

Galeriecafé160, Holtenauerstraße 160, Öffnungszeiten: Di – Sa, 14 – 19 Uhr.

Foto: Ausschnitt aus “Waldteiche 4”