Übergang Gaardener Ring Kieler Straße

Offener Brief von VCD und ADFC an Kiels OB

Den folgenden offenen Brief sandte der VCD Ortsgruppe Kiel und ADFC Kiel an den Kieler Oberbürgermeister und den Stadtrat für Finanzen, Personal, Ordnung und Feuerwehr. Das Beitragsfoto ist nicht Teil des Briefes.

An

Dr. Ulf Kämpfer, Oberbürgermeister Landeshauptstadt Kiel

Christian Zierau, Stadtrat für Finanzen, Personal, Ordnung und Feuerwehr

Sehr geehrter Herr Dr. Kämpfer,

Sehr geehrter Herr Zierau,

die Verkehrswende ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die angetrieben durch die Dynamiken der Klimakrise keine Verzögerung mehr im politischen Handeln erlaubt.

Mit Freude haben wir die praktischen Ergebnisse des politisch motivierten Handelns zur Förderung nachhaltiger Verkehrsarten zur Kenntnis genommen. Sei es der fahrradfreundliche Umbau des Königsweges, die Absicherung des Fuß- und Radweges am Bebelplatz oder die Umwandlung von KFZ Stellplätzen zu Fahrradabstellanlagen. Mit diesen Maßnahmen zeigt die Landeshauptstadt, dass ihr die schwächeren Verkehrsteilnehmer*innen wichtig sind, und sie diese gegenüber dem rücksichtslosen Verhalten einzelner PKW-Nutzer*innen schützt.

Auch an vielen anderen Stellen zeigen Sie und Ihre Verwaltungsmitarbeiter*innen im Kleinen, dass Sie die Verkehrswende ernst nehmen. Dafür wollen wir Ihnen an dieser Stelle unseren Dank und unsere Unterstützung aussprechen – weiter so!

Betrachten wir jedoch das „große Bild“ müssen wir schockiert feststellen, dass Sie sowie die Kieler Stadt- und Selbstverwaltung hier weiterhin ein vorrangig an einer autogerechten Mobilität arbeiten. Konkret zeigt sich dies an den autozentrierten Maßnahmen am Theodor-Heuss-Ring. Dort werden dürfen PKW weiterhin ungestört auf drei Fahrstreifen   fahren – und zum Schutz der Anwohner*innen und Radfahrenden und Fußgänger*innen fällt Ihnen nichts mehr ein, außer große Absaugcontainer auf den frisch erneuten Radweg zu stellen. Das ist einer Stadt, die für sich selbst den „Klimanotstand“ ausgerufen hat, nicht würdig. In diesem Zusammenhang vermissen wir ernsthafte und sichtbare Bemühungen, den motorisierten Individualverkehr schneller und nachhaltiger zu reduzieren.

Die Gesundheit der Anwohner*innen wird nicht nur von schlechter Luft beeinträchtigt, vor allem auch der Verkehrslärm macht – nicht nur entlang der B76 – krank. Hierfür fehlen Lösungen völlig. Die Umsetzung des „Masterplan 100% Klimaschutz“ der Landeshauptstadt sowie des „Masterplans Mobilität“ der KielRegion scheint uns in weiter Ferne. Wo sind die attraktiven Alternativen zum PKW? Wo sind die gut ausgebauten Verbindungen in die unterschiedlichen Wohnquartiere der Stadt und wo die Radschnellwege ins Umland? Wo sind die nutzer*innenorientierten Angebote ÖPNV mit Bus und Bahn?

Wichtig ist: Aber es bedarf nicht nur der Anreize für den Umweltverbund, sondern auch der Maßnahmen, die den PKW-Verkehr einschränken. Alle Verkehrsarten gleichzeitig zu berücksichtigen funktioniert nicht. Der Platz im öffentlichen Raum ist nicht vermehrbar. Der Umweltverbund kann daher – schon aus Platzgründen – nur zu Lasten des seit Jahrzehnten bevorzugten PKW-Verkehrs gestärkt werden.

Der Klimawandel und die von der Stadt Kiel selbst gesteckten Ziele, wie die Masterpläne und die viel zitierte Vision Zero, erlauben kein weiteres Abwarten. Wir appellieren an Sie, an die Kieler Stadt- und Selbstverwaltung, jetzt auch große Schritte zu gehen und konsequent effektive Maßnahmen für eine nachhaltige Verkehrswende zu planen und zeitnah umzusetzen. 

Sofia Grothkopp, ADFC Kiel

Frederik Meißner, VCD Kiel

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