Statement der Antifa Jugend Kiel zum Klimacamp

Die Antifa Jugend Kiel (AJK) sandte mir dieses Statement als Antwort auf die Pressemitteilung von Fridays for Future (FfF). Ich veröffentliche es gekürzt, weil es sehr lang und zum Teil nicht direkt auf den Vorfall im Klimacamp eingeht. In einer persönlichen Mitteilung bestätigte eine Frau aus der Antifa Jugend, dass ihre Gruppe maßgeblich an der Organisation der Solidaritäts-Demo beteiligt war, sich dabei aber eng mit einzelnen Personen von FfF absprach.

Statement (gekürzt)

[…..] Die Klimagerechtigkeitsbewegung ist eine wahnsinnig diverse, bunte, weltweite Gemeinschaft. Fridays For Future, Ende Gelände, Free The Soil, Smash Cruiseshit, indigene Kämpfe wie die von Autumn Peltier, vom Hambi bis nach Rojava. Auch wir stehen dafür ein, sind persönlich seit langem ein Teil davon. Wir alle träumen von einer menschenwürdigen Zukunft, von einem guten und schönen Leben –für Alle! Den Planeten und alles Leben darauf nicht zugrunde zurichten ist dabei unverzichtbar, das wissen Alle. Im Gedenken der Vergangenheit Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen eint unsund ist unsere antifaschistische Tradition.Auf die Klimagerechtigkeitsbewegung, auf diese Gemeinschaft wurdehierin Kiel ein feiger Anschlag verübt, den wir, obwohl keine Personen zu Schaden kamen so ernst nehmen müssen, wie er gemeint ist. In der Nacht Dienstag auf Mittwoch und auch an weiteren Tagenund in weiteren Nächten kam es zu verschiedenen Angriffen auf das Fridays For Future Klimacamp. Noch ist nicht bewiesen wer es war, warum, und was sonst noch zu beweisen sein soll. Ein Transparent hat gebrannt, unter anderem, und die Erfahrung lehrt, dasssolche Angriffe nur der Anfang sind. Wir müssen von einem Brandanschlag sprechen, einem Anschlag auf einen Ort, wo progressive, linke Politik stattfinden soll, wo darüber gesprochen wird, wie ein gutes und schönes Leben auch besonders für zukünftige Generationen zu verwirklichen ist, wie der Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen zu bewerkstelligen ist, wo miteinander diskutiert, voneinander gelernt, gemeinsam gegessen und getrunken wird.Wer auch immer und aus welchen Gründen auch immer das angreifenwollte, diese Personen waren damit nicht einverstanden. Nicht einverstanden mit Tierrechten und Umweltschutz, nicht einverstanden mit Freiheitsliebe und Solidarität, diese Personen waren nicht einverstanden mit Antikapitalismus, Antirassismus, Antisexismus, Antifaschismus, den grundlegendenund notwendigenBausteinen der Klimagerechtigkeit. Aufgrund der Vorfälle dieser Nacht von rechten, reaktionären Angriffen zu sprechen braucht keine polizeilichen Beweise, keine Geständnisse und auch keine fünf Plena. Es ist ein Anschlag, der uns alle meint. Uns alle, die wir für Klimagerechtigkeit und gegen den Raubbau am Planeten und gegen die Ausbeutung von Menschen und Tieren auf die Straße gehen. [……..]Wir können nicht erwarten, den Planeten zu rettenund die Welt zu verändern nur mit Spaziergängen, Singen, Händchen halten und einer trägen Blindheit gegenüber der sich formierenden faschistoiden Gefahr. Wir können nicht erwarten die Menschheit und alle anderen Lebewesen der Erde zu befreien und die ganze sich selbst-reproduzierende Struktur des Kapitalismus, die ganze strukturelle, zerstörerische, ausbeuterische Gewalt der Gesellschaft, der wir und der ganze Planet ausgesetzt sind lassen es einfach geschehen. Das muss uns bewusst sein, damit müssen wir einen Umgang finden–durch Solidarität, durch Organisierung, durchSelbstschutz.

Einen ersten Schritt haben wir gleich am Mittwochabendmit einer gemeinsamen Spontigemacht. Es möge uns unserenergischerund kämpferischerStil verziehenwerden, unsere Aufgebrachtheit und unser Zorn.Auf einen Anschlag mit Weg-Ducken, Zaudern, Angst zu reagieren ist der falsche Weg, erst rechtweiter zu kämpfen für eine richtige und gerechte Sache muss die Antwort sein. Wir als Antifaschistische Jugend Kiel und viele weitere antifaschistische Zusammenschlüsse und Einzelpersonen, viele weitere linke Kräfte haben gezeigt, trotz inhaltlicher und methodischer Differenzen in solchen Momenten und im gemeinsamen Kampf um Klimagerechtigkeit und eine menschenwürdige Zukunft unverbrüchlich zusammenzustehen. Wir sind verwundert und enttäuscht, wie wir öffentlichkeitswirksam verleumdet wurden und werden, unsere Solidarität und unsere Beteiligung unerwünscht und negiertund unsere Mitarbeitin Zukunft erschwert werden soll.Aussage gegen Aussage, Kampagne gegen Kampagne, Schlammschlachten und Beleidigt-Spielen sind nicht der Stil unseres Umgangs mit den Anfeindungen, die wir leider in den letzten Tagen erleben müssen. Wir werden somit die Falschdarstellungen, Vorwürfe, Beleidigungen nicht weiter kommentieren. Gesetzt den Fall, die Ortsgruppe Kiel findet intern wieder zu sich und wünscht einen Dialog auf Augenhöhe, um die Geschehnisse der letzten Woche gemeinsam aufzuarbeiten, wollen wir uns dem aber keinesfalls verwehren –die Vertrauensbasis ist im Moment aber verloren und wir wollen, werden und können uns nicht anbiedern im Versuch, diese einseitig wieder herzustellen. Wir sind dankbar für die breite Welle von Positionierungen und Solidarisierungen, die herzliche und entschlossene Art, wie wir unterstützt werden ist keinesfalls selbstverständlich.Besonders möchten wir dabei die OG Steinfurt/ Mielkendorf hervorheben, welche immer schon besonders fancy war und nun auch Sammlungsbecken für Vertriebene der OG Kiel wurde und mit welcher wir in enger Zusammenarbeit und Kooperation in Zukunft aktiv sein wollen. Die OG Steinfurt/ Mielkendorf steht ihrerseits unter großem Druck und wird von vielen Seiten delegitimiert und angegriffen, wir möchten hier an dieser Stelle zu Solidarität mit ihnen aufrufen!Abschließend können wir die Ortsgruppe Kiel und die ganze Bewegung nur auffordern, sich aus gegebenen Anlässen mit ihren Privilegien auseinanderzusetzen, mit ihren Cis-, Hetero-, männlichen, weißen, Bildungs-und Wohlstands-Privilegienund so vielen mehr, die nicht wahrhaben zu wollen oder bewusst auszuspielenwir Alle Gefahr laufen

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