Früher saßen Jugendliche abends auf Spielplätzen und kamen auf dumme Gedanken. Heute spielen sie zu Hause alleine Computerspiele. Das hat auch etwas Gutes, denn es könnte ein Grund sein, warum die Zahl der straffälligen Jugendlichen sinkt – denkt Marion Muerköster vom Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD)in Kiel. Sie stellte den Bericht zur Jugendkriminalität im Ortsbeirat Gaarden vor.
Die Zahlen für Kiel
In ganz Kiel geht die Zahl der jugendlichen Straftäter*innen zurück , sowohl kurz- als auch langfristig. Als Jugendliche gelten Personen im Alter von 14 bis unter 21. Es wurden 2017 weniger Jugendliche aktenkundig als im Vorjahr, weniger als vor fünf Jahren und weniger als vor 10 Jahren. Dieser Trend scheint sich 2018 fortzusetzen. Insgesamt wurden 572 Jugendliche im Jahr 2017 aktenkundig. Sie begingen 3.559 Straftaten, von denen 2.227 auf eine einzige Person, einen Stalker zurückgingen.
Dazu passt noch folgende Zahl: 67 Prozent der Täter*innen haben nur eine einzige Straftat begangen. Das könnte eine Folge der sozialpädagogischen Nacharbeit sein. Durch Gespräche oder Sanktionen wie Sozialtraining kommen die Jugendlichen zur Einsicht, dass sie sich in Zukunft an die Regeln halten wollen.
Während die Zahl der jugendlichen Straftäter*innen zurückgeht, verzeichnet die Statistik dagegen einen Anstieg der Straftaten, die 2017 leicht über dem Wert von 2007 liegen und seit einigen Jahren steigen. 2016 trieb ein Internetbetrüger die Statistik nach oben, 2017 ein Stalker . Mehr Straftaten, weniger Täter, ein Trend?
Zu den Delikten zählten letztes Jahr u.a. 226 Diebstähle, 149 registrierte Körperverletzung und 208 Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz.
Gründe für die sinkende Anzahl an jugendlichen Straftäter*innen
- Sicher spielt die Demografie eine Rolle. Es gibt weniger Jugendliche als früher.
- Es waren 2017 keine Banden aktiv.
- Frau Muerköster sagte, die Jugendlichen verbringen mehr Zeit allein zu Hause, wo sie vermutlich Computer-Spiele spielen.
- Der Erziehungsstil hat sich geändert. Die Jugendlichen von heute erleben weniger Gewalt durch ihre Eltern. Der Zusammenhang zwischen gewalttätiger Erziehung und Jugendkriminalität sei nachgewiesen, sagt Frau Muerköster.
Brave Jugendliche, auch in Gaarden
Nicht nur die absoluten Zahlen sondern auch der relative Anteil an straffälligen Jugendlichen hat sich verbessert. Besonders auffällig ist das in Gaarden, diesem als „Hotspot der Kriminalität“ verrufenen Stadtteil. Hier sank der Anteil von straffälligen Jugendlichen an der Gesamtzahl der Jugendlichen von 7,6 Prozent (2015) auf 7 Prozent (2016) auf nur noch 4,6 Prozent (2017). Für ganz Kiel beträgt der Wert 3,1 und ist in den vergangenen Jahren ebenfalls gesunken, wenn auch nicht so sprunghaft wie in Gaarden.
Die Polizei des vierten Reviers, zu dem Gaarden gehört , und der ASD arbeiten eng zusammen. Gegenseitige Hospitationen haben zu einem besseren Verständnis der Arbeit des jeweils anderen Dienstes geführt. Dies führt zu einer insgesamt guten Kommunikation und Kooperation. Bei gleichzeitig weniger Arbeit. Denn in diesem Jahr hat es bis jetzt in Gaarden erst 40 Jugendstraftaten gegeben!
Für Gaarden sieht der Trend wie für ganz Kiel recht positiv aus.