Das Grundstück für die Waldorf-Kita liegt ideal in der ruhigen Ernestinenstraße in Gaarden. Der Aldi-Markt nebenan bietet Parkplätze für Eltern, die ihre Kinder bringen und abholen. Das Grundstück ist auch ziemlich naturnah, denn hinter dem Grundstück stehen hohe Bäume und die Sportanlagen des Sportvereins Intertürk.
Vor drei Jahren begannen die Miglieder der Gründungs-Initiative zu überlegen, wie sie die Waldorfpädagogik nach Gaarden bringen könnten. Sie wollten einen Teil zur Verbesserung des Stadtteils beitragen. Bekanntlich ist Gaarden nicht nur der kinderreichste Stadtteil von Kiel. Dieser Stadtteil ist auch geprägt von Armut und einem hohen Anteil an Zugewanderten. In Gaarden bestehen Gundschul- und Kitagruppen im Durchschnitt zu 80 % aus Kindern mit Migrationshintergrund. Darunter sind viele neu zugewanderte Kinder, die noch gar nicht Deutsch sprechen! Es ist also ein ungewöhnlicher und auch problematischer Stadtteil.
Rituale entwickeln
Schwerpunkt der pädagogischen Arbeit soll ein kultur-offener und demokratie-fördernder Ansatz sein. Ein Beispiel: die für die Waldorfpädagogik typischen jahreszeitlichen Feste werden auf eine nicht-religiöse Art und Weise vermittelt. Der Advent ist dann nicht die Vorbereitung auf Weihnachten. Denn das wäre problematisch bei einem hohen Anteil an muslimischen Kindern. Advent wird vielmehr als Zeit der Besinnung verstanden. Da es in unseren Breitengraden im Dezember schon um 16 Uhr dunkel ist, verlagert sich das Leben von draußen nach drinnen. Wenn es draußen kalt und ungemütlich wird, macht man es sich im Haus bei Kerzenschein gemütlich. Meine Gesprächspartnerin sagte dann auch ganz erleichtert, dass Weihnachten ja sowieso in die Ferienzeit fällt. Auch Frühling/ Ostern und Erntedank können jahreszeitlich thematisiert werden, ohne direkten Bezug auf die Religion. Allerdings – so meine Gesprächspartnerin Ronja Naujokat – haben die christlichen Fest hierzulande doch auch einen gemeinschafts-stiftenden Charakter. Gefordert ist also eine taktvolle kulturelle Gradwanderung.
Immer geht es darum, Rituale so zu entwickeln oder anzubieten, dass nichts übergestülpt wird, aber auch keine Inhalte von vorneherein ausgeschlossen werden. Eigentlich ein sehr kreativer Ansatz.
Deutsch als Leitsprache in der Waldorf-Kita
In Gaarden ist Türkisch eigentlich die Sprache, mit der man am Weitesten kommt. Neben Deutsch spricht man in diesem interkulturellen Stadtteil auch u.a. bulgarisch, arabisch, russisch und polnisch. Die deutsche Sprache hat in Gaarden eine untergeordnete Bedeutung. Aus diesem Grund lernen die Kinder im Kindergarten kein Deutsch von den anderen Kindern, eher schnappen die deutsch-sprachigen Kinder hier etwas Türkisch oder Arabisch auf. Die Waldorf-Initiative ist sich dieser Problematik bewusst und möchte einen guten Mix hinbekommen. Auf keinen Fall darf es sein, dass 80% der Kinder Türkisch sprechen, und es sollen auch genug Kinder in jeder Gruppe sein, die Deutsch als Muttersprache oder zumindest von Geburt an sprechen. Nur so können die zugewanderten Kinder auch schon im Kindergartenalter die Landessprache Deutsch lernen. Auch das Personal soll Kenntnis von mindestens einer “Gaardenen Fremdsprache” neben Deutsch haben. Denn einerseits soll Deutsch als Verkehrssprache vermittelt werden, aber andererseits sollen auch die anderen Sprachen gepflegt werden.
Waldorfpädagogik passt sich dem modernen Leben an
Geplant sind drei Krippengruppen für ein- bis dreijährige Kinder und drei Elementargruppen für drei- bis sechsjährige Kinder. Die Gruppen umfassen 10 Kinder und werden von zwei bis drei Fachkräften betreut. Rudolf Steiner, der Begründer der Waldorf-Pädagogik, war eigentlich der Meinung, dass Kinder erst ab dem Alter von vier Jahren in einen Kindergarten gehen dürfen. Erst ab diesem Alter habe ein Kind die emotionale Reife um die Geborgenheit der Familie zeitweilig zu verlassen. Aber die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich in den letzten 100 Jahren verändert. Die Waldorfpädagogik müsse sich anpassen, sagt Frau Naujokat. Deshalb werden auch schon einjährige Kinder akzeptiert.
Finanzierung der Waldorf-Kita
Die Verhandlungen und Bauplanungen sind abgeschlossen. Der Kaufvertrag wird diese Woche unterschrieben. Investor ist die Kieler Baufirma Cordes, sie wird das Gebäude an die Waldorfkita vermieten. Vom Land bekam die Initiative 1,9 Millionen Euro Zuschuss zu den Baukosten. Geplant ist ein Steinklinkerhaus. Im Inneren soll der Waldorfstil zu erkennen sein, mit viel Holz und lasierten Wänden. Hierfür werden noch Sponsoren gesucht!
Die Kita erhält die übliche staatliche Hilfe zur Finanzierung für den laufenden Betrieb und erhebt auch die für Kiel üblichen Gebühren, die nach Einkommen gestaffelt sind. (Im Durchschnitt betragen die Betriebskosten für die Bereitstellung eines Krippenplatzes in Kiel 1.450 Euro pro Kind und Monat. Für die Kinder ab drei sind es immer noch rund 583 Euro pro Kind und Monat. )
Baubeginn ist für diesen Herbst geplant. Eröffnung 2019!
mehr Info: http://waldorf-gaarden.de/
Es geht einzig ums Geld!
ich zitiere: “Rudolf Steiner, der Begründer der Waldorf-Pädagogik, war eigentlich der Meinung, dass Kinder erst ab dem Alter von vier Jahren in einen Kindergarten gehen dürfen. Erst ab diesem Alter habe ein Kind die emotionale Reife um die Geborgenheit der Familie zeitweilig zu verlassen. Aber die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich in den letzten 100 Jahren verändert. Die Waldorfpädagogik müsse sich anpassen, sagt Frau Naujokat. Deshalb werden auch schon einjährige Kinder akzeptiert.”
ich wundere mich und könnte heulen
“die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich in den letzten 100 Jahren verändert”
stimmt. Vor hundert Jahren hatten die Reichen häufiger Hausdamen und Kindermächen, die mit im elterlichen Haushalt der KINDER lebten. Eine Trennung aus Raum und Familie war nicht nötig. “Nestwärme”war sicher und höchst förderlich. Die Armen schickten ihre Kinder aus purer Notwendigkeit zur Arbeit. Bildung? für die Reichen – auch zu Hause.
“Die Waldorfpädagogik müsse sich anpassen”
Steiner würde protestieren! es ist widerlich, wie hier argumentiert wird. Die Waldorfpädagogik wird als Aushängeschild missbraucht um “Qualitätspädagogik” zu verkaufen. Und die Kinder? Hat man denen schon die Gene dahin manipuliert, dass sie schon die ersten vier Jahre nichts mit Mutter zu tun haben wollen? bietet Nestle nun auch waldorfgeeignete Kleinkindnahrung an?
Es geht einzig ums Geld! Das Wohl der Kinder ist dieser Gesellschaft egal. Entfremdete, bindungsunfähige, leicht lenkbare, haltlose, manipulierte, manipulierbare Wesen, für die Wirtschaft nützliche Arbeitstrottel ohne Herz und Verstand werden da rangezogen. Wenn´s schlecht läuft, reicht es noch für medizinische Zwecke. Und wenn es noch schlechter läuft- an der Bushaltestelle im Karlstal ist immer ein Platz frei!
Vielen Dank für den Kommentar! Ich sehe die frühe Fremdbetreuung aus kinder-psychologischen Gründen auch kritisch. Die Kleinen wissen ja gar nicht mehr, wo ihr zu Hause eigentlich ist. Aber es ist das “neue Normal”, dem kann sich eine Walddorfkita wohl auch nicht entziehen.