Seit einem halben Jahr lebt die Wagengruppe Schlagloch auf einer Wiese im Gewerbegebiet Wellsee an der B404. Ihr Pachtvertrag läuft noch bis Ende Mai. Wohin es dann geht, ist noch völlig ungewiss. Die Gruppe hat der Stadt Kiel acht Flächen vorgeschlagen, die für sie in Frage kommen würden. Aber auch eine Zwischennutzung auf einer der 59 städtischen Grundstücke aus dem Wohnflächenatlas wäre für sie denkbar. Kiekt ab und an auf ihre Homepage für neue Informationen: https://schlagloch.blogsport.eu/
Die sechs Wagen lagen malerisch im Schnee, als ich mal wieder zu Besuch kam. Die Leute sind etwas genervt von der Frage, wie es sich denn so lebt in einem Bauwagen oder umgebauten LKW. Für sie ist es normaler Alltag. Aber für die meisten meiner LeserInnen eben nicht. Ich kann berichten, dass es ziemlich gemütlich ist. Wir saßen zu fünft in einem LKW und tranken Kaffee. Der Holzofen bullerte, der Kaffee wurde auf einer mit Gas betriebenen Kochplatte gekocht, und abends gibt es etwas Licht für eine Leselampe, wenn Sonne auf das Solarpaneel gefallen ist und es nicht gerade von Schnee bedeckt war. Der Wagen ist innen mit Spanholzplatten eingekleidet, die Möbel platzsparend eingebaut.
Der Lebensstil ist bescheiden, aber es ist schön, im Grünen zu wohnen und seine eigenen vier Wände zu besitzen. “Wenn ich noch ein Fenster haben möchte, nehme ich die Säge.“, sagte eine Bewohnerin. Problematisch war das extrem matschige Wetter seit letztem Juli. Einige der Wagen steckten fest. Im Winter ist es auch nicht so schön, wenn man von der Arbeit in einen eiskalten Wagen kommt und erst mal einheizen muss. Andererseits ist dieses einfache Leben auch sehr sinnlich. Wichtig ist hier auch der Gemeinschaftsgedanke.
Die Gruppe Schlagloch wünscht, dass es in der Stadt mehr Raum für ihre Lebensweise geben sollte. Zur Zeit gibt es in Kiel noch ein anderes Wagenprojekt. Irgendwie will „Schlagloch“ auch für mehr sozialen Wohnungsbau eintreten, obwohl zumindest die vier Personen, mit denen ich sprach, für sich selber keine Sozialwohnung suchen, weil sie das Leben in dieser Wagengruppe bewusst gewählt haben und lieben.
Nachtrag vom 6. MÄrz: Eine Dokumentation ihrer Bemühungen um einen neuen Stellpatz steht jetzt auf ihrer Website.