Am Wochenende zog die Wagengruppe Schlagloch in das Industriegebiet Wellsee. An der Kreuzung B404 und Edisonstraße sehe ich Wagen in einiger Entfernung auf der Wiese. Aber wie dahin kommen? Kurz entschlossen stapfe ich die Böschung hinunter und durch das hohe Gras. Es gibt aber auch einen Fußweg vor der Firma Thomsen, der zum Wagenplatz führt.
Der Platz am Stadtrand ist nicht ideal in Bezug auf den Wunsch der Gruppe, einen Freiraum für kulturelle Begegnung zu bieten. Aber andererseits ist die Wiese weitläufig und die Nachbarn gar nicht sichtbar. Das schafft etwas Privatsphäre im Gegensatz zum vorigen Domizil in der Hofteichstraße, wo die Wagen am Ende einer Straße recht eng beieinander standen. Und die Gruppe hat etwas Sicherheit, da sie hier bis April bleiben kann. Über die Höhe der Pacht wird noch mit der Stadt verhandelt.
Es ist etwas gewöhnungsbedürftig für ein alternatives Wohnprojekt einen Rüstungskonzern (Thales) und einen Fleischgroßhandel (Thomsen) als direkte Nachbarn zu haben. Aber diese Gebäude verschwinden hinter Büschen und hohen Eschen . Eigentlich ist es ganz idyllisch hier.
Jetzt sollen erst einmal Kompost-Toiletten und Unterstände für Holz und für die Kochecke gebaut werden. Die Bauwagen und umgebauten LKWs heizen mit Holz.
Die Besetzung des Prüner Schlags am 28 Mai hat noch ein juristisches Nachspiel. In einem zivilrechtlichen Verfahren geht es um die Bezahlung der Gerichtsvollzieherin und die Reservierung von Abschleppfahrzeugen, die allerdings nicht zum Einsatz kamen, da die AktivistInnen freiwillig das Gelände räumten. Dazu hat Möbel Kraft, dem das besetzte Gelände gehört, ein strafrechtliches Verfahren wegen Hausfriedensbruch angestrengt. “Es gibt weder ein Haus noch Friede.Es ist absurd”, kommentiert eine Bewohnerin.
Das Gelände in der Hofteichstraße, wo die Gruppe davor ihr Domizil aufgeschlagen hatte, soll an einen privaten Investor verkauft werden. Auch hier in Wellsee können sie nicht für immer bleiben. Die Suche nach einem geeigneten Gelände geht also weiter. Die Stadt hatte ihnen auch eine Wiese am Aubrook angeboten, die aber zu abschüssig war. Die Wagen hätten aufgebockt werden müssen, was nicht praktikabel war, da einige der WagnerInnen mit ihren umgebauten LKWs zur Arbeit fahren.
Bauwagen, Jurten und andere tiny houses gelten als besonders klimafreundlich wegen der geringen Wohnfläche. (Quelle: ISBN 978-3-440-15189-1, Seite 68). Die Wagengruppe Schlagloch ist nicht ans Stromnetz angeschlossen. Sie sind Teill der off-the-grid Bewegung: Leben ohne an das Gas- und Stromnetz angeschlossen zu sein. Hier noch ein interessanter Artikel zu unfreundlichen Kommentaren in den Kieler Nachrichten.:https://parzelle556.wordpress.com/2017/06/24/nomaden-im-pruener-schlag/
Zum Glück erlebt Schlagloch auch Unterstützung . Donnerstags gibt es weiterhin die küfa, (Küche für alle), Näheres auf ihrer Homepage: http://schlagloch.blogsport.eu/