Nach einjähriger Bauzeit wurde heute das Richtfest für das Schlossquartier gefeiert – aber nicht von allen. Ein Bündnis für bezahlbaren Wohnraum protestierte.
Die Wohnblöcke des Schlossquartiers liegen zwischen dem Alten Markt und dem Kieler Schloss, in direkter Nähe zur Förde, zur Fußgängerzone und zu vielen Veranstaltungsorten. Der Prospekt bringt es auf den Punkt: Entfernung zum Öko-Wochenmarkt 6 Minuten, zum Kreuzfahrtterminal 3 Minuten , zur Uniklinik 7 Minuten. Durchschnittlich 4000 Euro pro Quadratmeter kosten die Eigentumswohnungen. Eine Mietwohnung von 106 m² wird im Internet für 1557 Euro Kaltmiete anboten.
In seiner Ansprache auf dem Richtfest gab Oberbürgermeister Kämpfer zu, dass diese sehr zentrale Lage ihren Preis hat. Beinah entschuldigend wies er auf andere preiswertere Bauprojekte in Kiel hin.
Von den 213 Wohneinheiten sind 130 Eigentumswohnungen während 83 vermietet werden. Einige der Eigentumswohnungen werden vermutlich ebenfalls vermietet werden. Von der Größe her variieren die Wohnungen zwischen 60 und 130 m². Bezug wahrscheinlich im Frühjahr 2018. Im Erdgeschoss soll es Geschäfte geben.
“Hier würden wir auch gern wohnen!” stand auf einem Transparent, das die Protestgruppe auf dem Alten Markt ausrollte. Das Bündnis bezahlbarer Wohnraum fordert u.a. mehr sozialen Wohnungsbau und die Nutzung öffentlichen Baulands ausschließlich für öffentlichen Wohnungsbau. Nur so hätten Geringverdiener, Studierende oder auch große Familien eine Chance auf dem Wohnungsmarkt.
Der Protestzug bewegte sich vom Alten Markt zum Hauptevent und setzte den offiziellen Reden laute Musik mit passenden Texten entgegen, bis die Polizei gerufen wurde..
Lärm, Abgase und vor allem Staub beeinträchtigten die Anwohner während der letzten zwölf Monate. “Wer setzt sich hier hin?” fragte ein Wirt entnervt, während ein LKW sich gerade an den Außentischen des Restaurants vorbei schob. Im Frühjahr 2019 sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein.
Die Bauarbeiter sind überwiegend Migranten. Ich hörte eine Sprache, die ich nicht kannte und kam mit Bauarbeitern ins Gespräch. Sie sagten, die meisten kämen aus dem ehemaligen Jugoslawien. Sie sprechen serbisch, kroatisch und makedonisch. Wo und unter welchen Bedingungen sie wohl wohnen?
Mit dem Schlossquartier verbindet sich die Hoffnung auf eine Belebung der Innenstadt. Angesichts der Leerstände auf der Holstenstraße kann ein Zuwachs an Bewohnern nicht schaden.
http://bezahlbar-wohnen.org/