Bauprojekte in der Kieler Innenstadt

LH Kiel lud zum Innenstadt Dialog.
Innenstadt Dialog in der Rotunde des Kieler Rathauses. Links Bürgermeister Todeskino .

In den nächsten Jahren werden etwa 700 Wohnungen in der Kieler Innenstadt gebaut. Auf dem gut besuchten Innenstadt Dialog am 3. März wurden die Bauprojekte vorgestellt. Es gab  seitens der BürgerInnen Interesse aber auch Kritik. Überraschend: Bürgermeister Todeskino drückte Bedauern bezüglich Möbel Kraft aus, obwohl er die geplante Ansiedlung von Möbel Kraft in Kiel maßgeblich vorangetrieben hatte.

Bauprojekte, mit vorraussichtlichem Jahr der Fertigstellung:

So gut wie abgeschlossen: Alte Feuerwache, die 130 Wohnungen sind größtenteils bezogen.

Im Bau: Schlossquartier: 215 Wohnungen, im Erdgeschoss Läden und Gastronomie. Fertig 2018.

Im Bau: ZOB plus Parkhaus mit 520 Stellplätzen und Hotel mit 160 Zimmern und Tiefgarage: fertig 2017.

Kiel-Kanal: Baubeginn Mitte 2017, fertig 2019. Das Ahlmann-Gebäude (Vodafone-Laden) und die Arkaden werden modernisiert. Für die andere Seite der Holstenbrücke gibt es auch Investitionsvorhaben.

Mit dem Abriss des Woolworth-Gebäudes soll in der 11. Kalenderwoche begonnen werden. Ein Unternehmen aus der Textilbranche wird wahrscheinlich Ende des Jahres mit einem Neubau beginnen.

C&A-Block und Markthalle: Beide Grundstücke werden neu bebaut. Über 100 Wohnungen plus Hotel mit 150 Zimmern. Im Erdgeschoss Gewerbe und Gastronomie. Fertig: 2019.

Der Bäckergang, wurde 2015 fertig gestellt. Hier kommen noch 25 weitere Wohneinheiten dazu.

Hopfenstraße: 115 Wohnungen, fertig 2020.

Haßstr: wird Ende 2017 begonnen.

Karstadt Sport in der Holstenstraße Ecke Hafenstraße : Hier wird in den oberen Etagen ein Hotelneubau entstehen.

Weitere Projekte in der Pipeline: Baulücke in der Schlossstraße, Hotelneubau am Exerzierplatz

Für Fußgänger und Radfahrer ändert sich die Straßenführung auch während der Bautätigkeiten nur in sofern als es Verengungen durch Bauzäune geben kann.

Für Busfahrer gibt es den neuen Fahrplan nach den Sommerferien. Mit Ausnahme der Linie 11 ist das dann auch der Fahrplan, der nach Fertigstellung des Kiel-Kanals gelten wird.

Die größte Umstellung für Autofahrer: Die Holstenbrücke wird ab dem 3. September 2017 nur noch für Busse, Radfahrer und Fußgänger passierbar sein.

Die Veranstaltung war mit etwa 180 Besuchern (meine Schätzung) gut besucht.

In der Diskussion wurde kritisiert:

Zu große Dichte: Konkret wurden hier die Alte Feuerwache und der Bäckergang genannt. Eine aufgebrachte Anwohnerin bezeichnete den Bäckergang als “Wohnen in Käfighaltung”.Zur Alten Feuerwache sagte ein Anwohner: “Das ist die am meisten zugekleisterte Fläche in Kiel”,und erntete viel Applaus für diese Einschätzung. Speziell bezogen auf die Alte Feuerwache wurde auch das Flachdach mit Kiesbelag kritisiert. Warum nicht Dachbegrünung?

Bürgermeister Todeskino bezeichnete die Dichte in der Innenstadt als normal für deutsche Städte. “Es ist so.” Er verwies außerdem auf die prognostizierten 20,000 zusätzlichen Einwohner in den nächsten zehn Jahren.

Die vielen Hotels riefen Verwunderung hervor. Todeskino sagte. “Niemand wird so blöd sein, ein Hotel zu bauen, wenn er keine Rendite erwartet.” Problematisch könne es für kleine Hotels werden.

Viele Bauprojekte sehen Gewerbe im Erdgeschoss vor. Das Publikum wies auf jetzt schon leer stehende Läden im Zentrum hin. Gerade schließt H&M eine Filiale in der oberen Holstenstaße. Todeskino bestätigte die Bedrohung durch andere Einkaufszentren: Neumünster, Schwentinental, Citti-Park und die Einzelhandelsegmente von Möbelhäusern wie IKEA und Möbel Kraft. ( Eigentlich sind nicht nur Teelichter und Wohnaccessoires sondern auch Möbel zentrenrelevant, da es immer noch Möbelgeschäfte in der Innenstadt gibt! )

Angesprochen wurde das Parkhaus in der Kaistraße, eine Lage mit Blick auf das Wasser. Warum nicht ein Seniorenheim am Wasser? Todeskino sagte, er selber fahre Fahrrad, aber die meisten Kieler würden sich mehr Parkplätze wünschen. Auch für die Geschäfte seien Parkmöglichkeiten essentiell.

Mit Traurigkeit festgestellt wurde auch, dass es im Zentrum nur einen einzigen Spielplätz gibt .

Im Grunde wissen es alle, aber es wurde dennoch thematisiert. Von keinem dieser Bauprojekte kann man günstigen Wohnraum erwarten. Die meisten Wohnungen werden Eigentumswohnungen sein, und auch wenn sie vermietet werden, wird es eher gehobenes Wohnen sein.

Mein Fazit: Den Kiel-Kanal sehe ich vorsichtig positiv. Auch wenn es ein zugiger Ort ist und man damit rechnen muss, dass Tüten und Pappbecher im Kanal schwimmen, ist es immer noch eine Aufwertung der tristen Holstenbrücke. Außerdem beobachte ich, dass die KielerInnen frische Luft mögen und auch im Winter unverdrossen draußen vor den Cafés sitzen!

Bedauerlich finde ich dagegen die Nachverdichtung, die Kiel nachhaltig unwohnlicher machen wird.

Es ist so, dass eine Stadt, die Wohnraum anbietet, auch Menschen von außerhalb anzieht. Je mehr gebaut wird, und je günstiger Wohnraum wird, desto mehr Menschen ziehen nach Kiel, sodass sich die Lage für die KielerInnen, die schon hier sind, überhaupt nicht entspannt. Ein Großteil der Neu-Kieler der letzten zwei Jahre waren übrigens Geflüchtete und EU-Einwanderer. Diese Menschen werden sich die neuen Wohnungen im Zentrum auf keinen Fall leisten können. Spötter sagen, hier wird für Hamburger Rentner gebaut.

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