Gartenlaube zum Abriss bestimmt.

Möbel Kraft, Bauboom in Kiel und Klimaschutz, ein Kommentar

Beitrag von Green Fan und Ursula Shelton

Eine Bürgerin aus Kiel stellte in der Ratsversammlung die Frage, wie sich die Verwüstung von achtzehn ( es sind tatsächlich nur zwölf) Hektar Kleingärten für die Ansiedlung von Möbel Kraft mit den ambitionierten Klimazielen der LH Kiel vertragen.

Die Frage im Wortlaut: “Wie verträgt sich die vollflächige Versiegelung eines – bisher als Kleingartengelände genutzten , circa 18 Ha großem Gebiet – mit dem von der Stadt Kiel erklärten Ziel der Klima-neutralen Stadt bis 2050 – mit diesem Bauvorhaben? Und weiterer Flächenversiegelung aufgrund des zukünftigen Baubooms in vielfältiger Hinsicht, in der Stadt? “

Bürgermeister Todeskinos Antwort zeigte, dass wenig Energie hinter dem Ziel der CO2-Neutralität steht, wie es im aufgelegten Masterplan 100 Prozent Klimaschutz dargestellt wird.

Er gab zu, dass jede Versiegelung natürlich einen Einfluss auf das Klima hätte.  Aber die Stadt werde am Ende der Umsetzung des Masterplans eine Bilanzierung vornehmen. Die Erfolge der ganzen Stadt müssten beachtet werden. Auf keinen Fall – so Todeskino weiter – werde man jetzt nicht anfangen , keinen Wohnungsbau oder Investitionen zu machen.

Man könnte seine Antwort auch so übersetzen: Es wird erst mal munter weiter gebaut und Boden versiegelt, auch mit Parkplätzen und Straßen, und dann wird man 2050, so lange lässt der Masterplan Zeit, mit Bedauern feststellen, dass die Ziele nicht erreicht wurden, auch nicht wenn man in der Zwischenzeit Kiels wunderschöne Backsteinfassaden hinter Styropor gepackt hätte.

Auf den Hinweis der Bürgerin, sie hätte noch keine einzige entsiegelte Fläche in der Stadt gesehen, wurde nicht eingegangen. Auch die von ihr angeregten Rasensteine als klimafreundlicher Belag für die Parkplätze wurde als „auch keine Lösung“ abgetan.

Zum Hintergrund: Der Krieger Konzern, zu dem Möbel Kraft gehört, plant den Bau von zwei Möbelhäusern auf dem Gelände Prüner Schlag . Die Dimensionen und der Flächenverbrauch sind ziemlich gigantisch. . Das Möbel Kraft Zentrum und das Skonto Möbelhaus  sollen insgesamt  48 000 m² Verkaufsfläche beinhalten. Dazu kommen umfangreiche Parkplätze. Für diesen Zweck werden 330 Kleingärten mit ihrer vielfältigen Flora samt Fauna, die in den letzten zweieinhalb Jahren dort ungestört leben konnte, vernichtet.

Als die Pläne bekannt wurden, dass an Möbel Kraft verkauft werden sollte,  waren noch 317 der 330 Gärten verpachtet. Es handelte sich hier also um ein beliebtes und lebendiges Kleingartenareal.

Die Aufregung in Kiels Bevölkerung war so groß, dass es 2014 zu einem Bürgerentscheid kam, den die Möbel Kraft Gegner allerdings verloren haben, wenn auch nur knapp. Vor etwa zwei Jahren ist ein Drittel der Lauben schon abgerissen worden. Die Zerstörung der übrigen Lauben steht jetzt unmittelbar bevor.

Zur Zeit sind noch drei Gärten nicht aufgegeben. Ein Garten ist legal gepachtet, ungekündigt und wird bewirtschaftet. Das „Kleine Gallische Dorf“ auf dem Prüner Schlag! Ein Garten wird bewirtschaftet ohne gepachtet zu sein. Und ein Garten ist noch gepachtet und ungekündigt, wird aber nicht mehr bewirtschaftet.

Es wird interessant sein zu sehen, wie die Grünen, die damals für den Verkauf des Prüner Schlags stimmten, sich neu positionieren, seitdem sie die Kooperation im Stadtrat verlassen haben.

5 Gedanken zu „Möbel Kraft, Bauboom in Kiel und Klimaschutz, ein Kommentar“

      1. Das wäre schön. 🙂 Ich bin noch fast jeden Tag da draußen und mache Photos. Zur Zeit fällt es mir aber immer noch sehr schwer darüber zu schreiben. Als die Arbeiten begannen hatte ich schon einen Blogbeitrag verfasst: https://ministeriumfuerinformationswiederbeschaffung.wordpress.com/2017/01/12/uhlenkrog-rampe-2-0/ Die Photos die ich da verwendet habe sind aber noch „harmlos“ im Vergleich zu jetzt. Am Grünen Weg wurde inzwischen der Oberboden zusammen geschoben und die Rodungen sind nahezu abgeschlossen. Sobald ich die Sache einigermaßen verdaut habe werde ich noch mehr Bilder online stellen.

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