Der Flandernbunker ist ein imposanter 3-stöckiger Betonklotz an der Kiellinie. Nach Kriegsende wurde er “entfestigt”, das heißt mit Dynamit wurden Löcher in die sieben Meter dicken Wände gesprengt, sodass er nie wieder als Militärbunker genutzt werden kann. Die Löcher sind jetzt Fenster, sodass der Eindruck von innen einigermaßen freundlich und hell ist. Man kann sich aber lebhaft vorstellen, wie dunkel und klamm es ohne Fenster einmal war.
Konzipiert für 750 Matrosen, suchten hier tatsächlich bis zu 1500 Personen Schutz, da die Verwandten der Militärs auch aufgenommen wurden. Der Bunker wurde erst 1943/44 unter Hochdruck gebaut, als mit Bombardements gerechnet werden musste.
Auf dem Rundgang durch den Bunker sieht man an den Wänden Poster hängen von früheren Ausstellungen: Alltag im Krieg, oder Flucht heute und früher oder 100 Jahre Erster Weltkrieg. Für das Kriegszeugnisprojekt wurden 400 Interviews geführt.
Ich kam mit einigen anderen Besuchern ins Gespräch. Eine ältere Dame erzählte, dass sie als 6-jährige aus Ostpreußen geflüchtet war. In ihrer Familie war das Thema tabu: “Geschichte ist Geschichte ist vorbei. So wurden wir erzogen.” Ein etwa 40-jähriger schwadronierte dann über den Schaden, den die “deutsche Volksseele” durch diese Verdrängung genommen habe. Dieser Nazijargon scheint wieder salonfähig zu sein. Seltsames Gespräch. Zum Glück kann aber jetzt alles aufgearbeitet werden, wie die Ausstellungen im Flandernbunker augenscheinlich bezeugen.
Bis zum 15. Januar 2017 ist die Ausstellung Graenzeland zu sehen. 36 dänische und deutsche Künstlerlnnen beschäftigen sich in Drucken, Installationen, Gemälden, Fotografien und Skulpturen mit den Beziehungen zwischen Dänemark und Deutschland. Besonders gut gefiel mir “Grenzzeit/ Grensernestid” von Andrea Gose. Die Installation zeigt in teils lustigen , teils tragischen Anspielungen, wie sich eine menschengemachte Grenze durch Landschaft und Gesellschaft zieht.
Die Gedenkstätte Flandernbunker wird von Mahnmal Kilian ev betrieben. Dieser Verein versucht, die Grauen von Krieg und Flucht im Gespräch zu halten und vor dem Vergessen zu bewahren.
Flandernbunker
Kiellinie 249 (am Tirpitzhafen)
www.mahnmalkilian.de