Plastik ist zwar praktisch, kann aber auch der Gesundheit schaden, und die Menge an Plastikmüll, die weltweit anfällt, ist auf jeden Fall eine Bedrohung für die Umwelt. Der weitgehende Verzicht auf Plastik bedeutet eine tiefgreifende Umstellung des Lebensstils, die aber beglückende Nebenwirkungen haben kann. Dies wurde mir klar im Gespräch mit einer Bekannten, die seit einem Jahr fast komplett plastikfrei lebt.
Sie möchte Heimathafen Herz genannt werden, wie ihr gleichnamiger Blog. Wir verabredeten uns im Café Lunatique, wo es möglich ist, plastikfrei zu konsumieren. Zur Sicherheit sagte Heimathafen Herz aber dennoch gleich am Tresen, dass sie weder Serviette noch Plastik brauche.
Erste Schritte in ein plastikfreies Leben: Es fiel ihr relativ leicht auf Plastikflaschen, Plastiktüten und Tupperdosen zu verzichten. Mit diesen einfachen Maßnahmen waren schon gefühlte 80 Prozent Plastik aus ihrem Leben entfernt. Jetzt benutzt sie Körbe, Leinenbeutel oder Gläser zum transportieren und aufbewahren. Nach einigen Monaten schon hatte sie keinen nicht-organischen Müll mehr.
Unverpackt kaufen: Zum Glück gibt es den Laden „Unverpackt“ ( Kronshagener Weg 10). Ansonsten kauft Heimathafen Herz gerne auf dem Wochenmarkt. Dabei machte sie auch die Erfahrung, dass sich Lebensmittel länger halten, wenn sie nicht in Plastik verpackt sind. Auf Lebensmittel, die es nur in Plastik verpackt zu kaufen gibt, verzichtet sie weitgehend.
Hygiene ohne Plastik: Zum Waschen verwendet sie Seife. Auch für die Haare gibt es Haarseife, sie putzt sich die Zähne mit einer Bambuszahnbürste und einer selbstgerührten Creme aus 2 Teelöffel Kokosöl, 2 Teelöffel Birkenzucker und 20 Tropfen Pfefferminzöl.
Eine plastikfreie Kostprobe: Heimathafen Herz packte vor mir ihren Korb aus: (siehe Foto oben) Handcreme in einer Metalldose, ein Zigarrenkästchen mit Bleistiften und Federhalter, Leinenbeutel in verschiedenen Größen, bestickte Taschentücher von ihrer Großmutter, ein Holzkamm , Besteck aus Metall. Alles ist ästhetsch und nostalgisch. Sie liebt es, auf Flohmärkten Gebrauchsgegenstände zu finden, aus der Zeit bevor Plastik allgegenwärtig wurde. Überhaupt hat das plastikfreie Leben für sie viel mit Schönheit zu tun. Sie sagt, sie hat Plastik auch als Kind schon nicht gerne berührt und als irgendwie hässliches und minderwertiges Material empfunden. Wie sehr sie Plastik gestört hat, wurde ihr allerdings erst bewusst, nachdem sie Plastik aus ihrem Leben eliminiert hatte.
Es ist angengehm, dass Heimathafen Herz nicht missioniert sondern ganz auf sich bezogen spricht. Sie sagt, sie unterscheidet zwischen ihren eigenen Entscheidungen und den Entscheidungen anderer. So kann sie am normalen mit Plastik durchsetzten Leben teilnehmen . Aber in ihrem eigenen Entscheidungsbereich ist sie sehr konsequent und hat dadurch auch Vorbildcharakter. Ich habe mir auf jeden Fall schon einige Impulse auf dem Weg ins plastikfreie Leben mitgenommen durch die Bekanntschaft mit ihr.
Am Anfang stand eigentlich eine eher intellektuelle Beschäftigung mit dem Thema . Sie las über Weichmacher , Mikropartikel , und andere suspekte Bestandteile von Haushaltsgegenständen, Verpackungen und Putzmitteln. So las sie in einer Studie, dass Bakterien auf Plastikbrettern länger leben als auf Hozbrettern. Besonders schlimm findet sie Plastik in Verbindung mit heißen Getränken, da sich Schadstoffe dann leichter herauslösen. Ihr wurde klar, dass sie weder ihren Körper noch die Umwelt mit Kunststoff belasten möchte.
Kommunikation: Über einen Punkt sprachen wir ziemlich lange. Heimathafen Herz sagt, sie würde authentischer kommunizieren, seitdem sie ohne Plastik lebt. Auf Umwegen verstand ich warum. Sie sagte, Plastik wäre oft Ersatz für wertvollere Stoffe wie Perlen oder Porzellan. Plastik gibt oft vor, ein anderes Material zu sein. “Ich habe das Gefühl, dass ich jede Menge Plastik aus meinem Leben entfernt habe, und etwas gefunden habe, was echt ist. “ Durch ein einfacheres Leben mit echteren oder zumindest naturnäheren Materialien ist ihr Leben authentischer geworden und sie empfindet ihren Zugang zu anderen direkter.
Grenzen: Einige Kompromisse muss sie doch eingehen: Tabletten sind meistens in Plastik und Alufolie eingeschweißt. Manche Öle dürfen nur in Flaschen abgefüllt verkauft werden. Metallverschlüsse sind innen mit Kunststoff beschichtet.
Ein Leben in Schönheit : als Künstlerin ist es ihr wichtig, dass alles schön aussieht. Sie liebt es, in ihren eigenen vier Wänden umgeben zu sein von Objekten aus Naturmaterialien, die auch angenehm in der Berührung sind. Diese ästhetische Komponente des plastikfeien Lebens ist für sie auch eine Bereicherung, mit der sie nicht gerechnet hatte, als sie begann, diesen Weg zu gehen.
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In vielen haben wir ebenfalls Plastik reduziert und das schon lange. Ist etwas einzufrieren, dann nehmen wir Gläser. Geht wunderbar. Haarseife und Seife ersetzten seit Jahren Deuschgel und Shampoo. Die Seifenreste werden mit Wasser in Gläsern als Seifenlauge angesetzt und als Waschmittel für Wäsche verwendet. Es ist noch eine ganze Strecke Weg bis plastikfrei, aber auch ein spannender.
Danke für Deinen Kommentar! Schön, dass Du schon seit langer Zeit Plastik reduziert hast! Das macht Mut.
Vielen lieben Dank, Uschi!
Du fragtest mich nach meinem Blog, ich verlinke ihn hier. Er ist allerdings nicht so aktuell gehalten, wie die Facebook-Seite. Bin, wie gesagt, überrascht welchen positiven Eindruck mein Lebensstil nach außen macht. Mir selbst macht es tatsächlich sehr Spaß =)
Liebe Grüße, Heimathafen Herz.
Danke für den Kommentar. Im Artikel habe ich schon auf die sehr schöne Facebook-Seite hingewiesen.
super!