IHRISS hilft psychisch kranken Frauen

Psychische Erkrankungen sind immer noch mit einem Stigma versehen und können in die soziale Isolation führen. Wenn Betroffene offen zu ihrer Erkrankung stehen, stoßen sie oft auf Unverständnis oder sogar Ablehnung. Andererseits kann es auch sehr Kraft zehrend sein, ihren inneren Zustand vor anderen zu verbergen.

Der Verein IHRISS versucht mit zwei Projekten, psychisch kranken Frauen zu helfen. Da gibt es zum Einen den Treffpunkt in der Jeßstraße für Beratung und Gruppentreffen, und zum Anderen Betreutes Wohnen.

IHRISS richtet sich nur an Frauen. Viele psychisch erkrankte Frauen haben Gewalterfahrungen mit Männern gemacht Ein Team aus Frauen und ein nur für Frauen offenes Café, das bietet ihnen einen besonderen Schutz und ermöglicht Vertrauen.

In der Jeßstraße 3 gibt es montags, mittwochs und freitags ein offenes Treffen “für Frauen mit und ohne Psychiatrie-Erfahrung”. Diese sehr umfassende Beschreibung wurde gewählt um einen niedrig-schwelligen Zugang zu ermöglichen. Außerdem bietet der Treff geführte Gruppen zu verschiedenen Themen an, für die eine telefonische Anmeldung erforderlich ist (Tel: 0431 63697). “Frauen über 50” donnerstags 14 – 19. “Selbstfürsorge” alle zwei Wochen. Hier geht es um Techniken der Entspannung, der Achtsamkeit, der Eigenverantwortlichkeit. Die Gruppe “Zwitscher” richtet sich an junge Frauen. Einmal im Monat lädt “Kreativ im Jahreslauf” zum gemeinsamen Malen und Basteln ein.

Zum Beratungsangebot gehören aber auch Einzelgespräche zur Entlastung und um sich Rat zu holen bei der Suche nach einem Therapieplatz oder einem guten Anwalt. In den Gruppen darf übrigens nicht über traumatische Erfahrungen gesprochen werden, da dies bei den anderen Frauen Ängste auslösen könnte.

Ängste, Depressionen, Psychosen, Süchte, Ess-Störungen, das sind einige der Probleme der Frauen, die diese Anlaufstelle aufsuchen. Oft hat es durch die Erkrankung auch einen Bruch in der Biografie gegeben. Die Trennung vom Partner oder der Verlust des Arbeitsplatzes kann zu einem Umzug in eine weniger sichere Gegend führen . Zu den seelischen Problemen kommen also auch oft ganz existentielle Belastungen dazu.

Typisch für IHRISS sind ganz unverbindliche, niederschwellige Angebote um den betroffenen Frauen keine Versagenserfahrungen zu bescheren. Die Belastbarkeit von psychisch erkrankten Frauen ist nicht so groß, und oft hängt es von der Tagesform ab, ob eine Frau ein Angebot wahrnehmen kann oder überhaupt in der Lage ist, das Haus zu verlassen. Aus diesem Grund ist es für sie schwierig, einem verbindlichen Kurs wie an der VHS zu folgen.

Die andere Säule von IHRISS ist das ambulant betreute Wohnen. Frauen, die sich helfen lassen wollen, setzen sich in einem Gespräch eigene Ziele. Es kann darum gehen, die Woche zu planen, das Budget einzuteilen, Einkäufe zu erledigen, ein Hobby zu entwickeln, sich ehrenamtlich zu engagieren oder sogar einen Job zu finden. Im Zuge der Betreung können auch neue Ziele formuliert werden. Viele Frauen wünschen sich Hilfe bei der Bearbeitung ihrer Post, denn gerade Rechnungen oder Behördenschreiben können große Ängste auslösen. Es ist schön, wenn es  dann durch die Unterstützung gelingt, wieder  so wie früher oder sogar mehr am sozialen Leben teilzunehmen.

Leider wird die Finanzierung immer mehr zurückgefahren. Vor allem der Treff, der aus Mitteln der Stadt Kiel und des Landes finanziert wird, ist ständig in seiner Existenz bedroht. Es gibt einen Förderverein, der für Bastelmaterial, Essen und Ausflüge aufkommt. Mehr Info hierzu unter Tel 0431 63697. Das Betreute Wohnen wird dagegen durch die Eingliederungshilfe , auf die jeder Anspruch hat, getragen.

Als ich den Treff besuchte und mich als Bloggerin zu erkennen gab, mochten die anwesenden Frauen nicht mit mir reden. Aber ich hatte die Gelegenheit, mir die Räumlichkeiten anzusehen. Neben den Gruppenräumen und der Teeküche lädt auch noch ein Computerraum und ein lauschiger Innenhof zum Verweilen ein. IHRISS ist ein Schutzraum für verwundete Seelen.

Kontakt: www.ihriss.de

 

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