Initiative “Kiel hilft Flüchtlingen” zieht um

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Die Ende August gegründete Initiative “Kiel hilft Flüchtlingen” steht vor ihrer bislang größten Herausforderung. Sie muss ihr Lager in der Gärtnerstr. 55 aufgeben, weil der Eigentümer, der die Halle großzügig zur Verfügung gestellt hat, sie jetzt vermieten will. Glücklicherweise hat ihnen die Evangelische Stadtmission in Gaarden eine Halle angeboten (Preetzer Str. 5). Der bevorstehende Umzug bereitet aber noch viel Kopfzerbrechen, da die neue Halle auch noch ausgeräumt und renoviert werden muss. Aber diese neue Etappe soll mit einer Einweihungs-Party gefeiert werden. Termin ist noch unbekannt.

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Kiel hilft Flüchtlingen hat als Facebook-Gruppe begonnen, schnell eine Eigendynamik entwickelt und zählt mittlerweile über 12 000 Mitglieder. Das erste Ziel war die Unterstützung der Erstaufnahmeeinrichtung am Nordmarksportfeld. Später kam dann die Versorgung der Transit-Flüchtlinge mit Wasser und anderen Dingen dazu. In der Markthalle am Bootshafen wird jetzt auch Kleidung ausgeben. Wenn andere Flüchtlings-Initiativen Bedarf anmelden, kann ihnen auch Ware gebracht werden.

Der Spendenfluss und das Engagement der ehrenamtlichen Helfer ist ungebrochen groß. In der Halle türmt sich eine unglaubliche Menge an Säcken und Kartons. Aber es ist ein geordnetes Chaos, wie ich schnell lernte. Die Logistik der „Spendenbewältigung“ sieht so aus. Erster Schritt: die Spenden kommen auf einen großen Haufen in der Mitte der Halle. Fleißige Hände nehmen sich einen Sack oder Karton nach dem anderen vor, falten die Kleidung und sortieren sie in beschriftete Fächer (1. Foto). Wenn ein Fach voll ist, wird die Ware in einen Karton gepackt und beschriftet (2. Foto). Im Durchschnitt sind immer mindestens zehn Freiwillige hier und sortieren die gespendete Ware. Man kann übrigens ohne Anmeldung vorbei kommen und helfen. Ich sprach mit zwei Frauen, die zum ersten mal hier waren. Sie sind Freundinnen und hatten sich das gemeinsam vorgenommen.

Die Initiative begann mit einem Facebook-Aufruf von  Faiza Tahir aus Pakistan. Am ersten Abend hatten sich schon etwa hundert Personen eingetragen. Faiza, Christian Müller und etwa 20 Personen, darunter Studenten, Mütter in Elternzeit, Menschen mit und ohne Arbeit, bildeten erst einmal den harten Kern der Gruppe. Sie waren sich einig im Wunsch, den Flüchtlingen praktisch und unbürokratisch zu helfen. Einerseits bietet der Facebook-Auftritt eine Struktur, wo Interessierte sich schnell einbringen können. Andererseits bildeten sich interne Untergruppen für bestimmte Aufgaben (z.B. Lager, Öffentlichkeitsarbeit, Großspenden etc) , die sozusagen das organisatorische Rückgrat bilden. Mein Gesprächspartner  kümmert sich beispielsweise (neben seinem Beruf) um die Lagerlogistik.

Er erzählte eine Geschichte, die die Traumatisierung der Geflüchteten durch Gewalt in ihrer Heimat gut verdeutlicht. Er war einmal in einer Erstaufnahme, als er während einer Pause folgendes Erlebnis hatte. Er stand in seiner Pause auf dem Hof. Ein etwa 8-jähriges syrisches Mädchen spielte Ball. Als der Ball gegen sein Bein rollte, fing das Mädchen an zu schreien und konnte sich nicht mehr beruhigen. Erst als ein Dolmetscher dazu kam, klärte sich das Problem. Das Mädchen hatte einmal in Syrien mit ihrem Bruder Ball gespielt, und der Ball war einem Polizisten ans Bein gesprungen, worauf der Polizist den Bruder halb tot geschlagen hatte. Weil mein Gesprächspartner in seiner Neonweste quasi uniformiert war, dachte das Mädchen, er wäre ein Polizist und würde sie jetzt auch schlagen, und so fürchtete sie um ihr Leben.

Sachspenden , auch fest verpackte Lebensmittel und Wasser in Flaschen, können noch bis auf Weiteres in der Gärtnerstraße 55 abgegeben werden. Aber achten Sie auf die täglichen Spenden– und Hilfsaufrufe, die die Gruppe auf Facebook und auf ihrer Website postet.

Facebook: Kiel hilft Flüchtlingen
www.kiel-hilft-fluechtlingen.de

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