Die letzten Pächter trotzen Möbel Kraft

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Andreas Galka

Auf Kiels ältestem Kleingartengelände “Prüner Schlag” und auf dem verkauften Teil von „Brunsrade“ gibt es nur noch zwei verpachtete Gärten. Sonja Vollbehr und Dr. Andreas Galka haben nicht vor, sich abfinden zu lassen um Platz für den Bau von Möbel Kraft und Skonto zu machen. Sie lassen sich auch nicht einschüchtern, obwohl Frau Vollbehr es schon unheimlich findet in diesem von Vandalismus heimgesuchten Gebiet zu arbeiten. Gerade ist ihre Gartenpforte wieder geklaut worden.

Sonja Vollbehr und Andreas Galka kämpfen für den Erhalt der Kleingärten, die hier und an anderen Stellen von Bauprojekten bedroht sind. Im Prüner Schlag geht es konkret um die Pläne des Krieger Konzerns, zu dem die Möbelketten Möbel Kraft und Skonto gehören. Der Naturwissenschaflter Galka (48) ärgert sich besonders über die Art, wie die Stadt Kiel das Gelände verkauft hat, bevor es überhaupt einen Bebauungsplan gab. Der Verkaufspreis dieses “Filetstücks” von einem Grundstück sowie das Wertgutachten bleiben übrigens weiter Geheimsache. Dagegen ist geklagt worden. Andreas Galka: „Ich finde es merkwürdig, dass trotz des knappen Ergebnisses des Bürgerentscheids keinerlei Versuch gemacht wurde, den Konflikt durch zumindest kleine Gesten des Entgegenkommens, bzw. des Kompromisses zu entschärfen. Ursprünglich war immer die Rede davon gewesen, ein Drittel der Fläche sollten Gärten bleiben, bzw. der Investor werde den Anteil der Fläche, den er nicht für seine Bauten braucht, an die Stadt zurückgeben.“

Ich besuchte Herrn Galka an einem heißen Sonntagnachmittag in seiner Parzelle 556. Er war gerade dabei, die Hecke zu schneiden, obwohl der Garten im Prinzip in einem durch Bauzäune abgeriegelten Gebiet liegt. Aber die Form soll gewahrt werden, auch wenn hier niemand mehr spazieren geht. Im Hintergrund bauten Galkas Frau und einige Freunde gerade den Grill zwischen Baumspinat- und Erdbeerbeet auf. Der Garten ist auch ein Ort der Geselligkeit.

Anfang des Jahres gab es einen Schreck, als die verbliebenen Pächter ein Kündigungsschreiben erhielten. Frau Vollbehr und Herr Galka wunderten sich schon, dass das Schreiben von der Firma Krieger und nicht vom Kleingartenverein kam . Aber nachdem ihr gemeinsamer Anwalt protestierte, wurde nichts mehr gehört. Hoffnung auf mindestens noch ein weiteres Gartenjahr macht auch die gerade bekannt gewordene Verschiebung des Baubeginns.

Andreas Galka und Sonja Vollbehr waren sehr aktiv an der Vorbereitung vom Bürgerentscheid gegen Möbel Kraft und Skonto beteiligt. Im März 2014 dann die Enttäuschung: eine knappe Mehrheit hatte sich für den Bau der Möbelhäuser ausgesprochen. Jetzt hoffen die Gegner noch, wenigstens den Flächenverbrauch zu reduzieren. Übrigens sehen die Pläne gar keine Bebauung ihrer Parzellen vor. Dieser Teil des Geländes soll als Fledermausbiotop gewahrt werden, nachdem zwei Drittel ihres Lebensraumes auf dem Prüner Schlag zerstört werden. So gesehen, könnten viele Gärten auch bleiben, da sich Fledermäuse nicht an Kleingärtnern stören.

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