Am 24. Februar luden die Planerinnen vom Kieler Kleingartenentwicklungskonzept (KEK) zum Gartenforum für Kiel Mitte und West ein, um ihre Erkenntnisse aus den Gesprächen und der Bestandserfassung vorzutragen und zu diskutieren.
Hier einige Zahlen: Die über 3000 Parzellen in Kiel Mitte/West gehören überwiegend der Stadt Kiel. 66 Parzellen sind größer als 700 m². Die Altersstruktur ist die jüngste von den vier Kieler Stadtgebieten. Siebzehn Prozent der Pächter sind unter 31 Jahre alt! Die Altersspreizung ist sehr gut im Vergleich zu anderen Stadtteilen. 59 % der Gärten entsprechen der Gartenordnung in Bezug auf die Drittelregel: ein Drittel der Fläche soll für den Anbau von Obst und Gemüse verwendet werden. 34 % der Gärten dienen überwiegend der Erholung. Typischerweise haben Familien diese Art von Aufenthaltsgärten. Sechs Prozent der Gärten stehen leer (Gesamt Kiel: zehn Prozent Leerstand.). Rund fünfzehn Prozent der Parzellen in diesem Raum liegen innerhalb eines Bebauungsplans und sind als Kleingärten dort ausgewiesen, wodurch sie eine größere Bestandssicherung genießen.
Die Planerinnen Frau Julius und Frau Dr. Fischer-Gäde beschrieben Konfliktthemen, die durch die angrenzende Stadt oder Landschaft erzeugt werden. Manche Anlagen werden von Straßen durchschnitten. Maria Julius:“ Bestimmte Vereine überlegen, Flächen zurückzugeben, die zu nah an großen Straßen liegen.“ Problematisch sind auch ungepflegte Knicks, die die Gärten verschatten.
Es gibt ein Verfahren, den Bedarf an Kleingärten zu schätzen. Für die etwa 122 000 Bewohner von Kiel- Mitte /West lässt sich ein Versorgungsdefizit von etwa 700 Gärten errechnen. Auf den Wartelisten der Vereine stehen 400 Personen , wobei nicht alle Vereine Wartelisten führen und nicht jeder Interessent sich auf eine Liste einträgt. Mitte/West ist also auf jeden Fall unterversogt
Eine Analyse der Gartentischgespräche zeigte die Angst vor Verbauung als die zentrale Sorge. Andere Kritikpunkte wie verwahrloste Gärten, Ratten oder fehlende Parkmöglichkeiten waren zweitrangig.
Auch in der anschließenden Diskussion war die zentrale Frage. Wie sicher sind die Gärten? Herr Gosmann vom Planungsamt: „Das KEK ist ein informelles Konzept ohne Rechtswirkung. Durch das KEK wird kein Garten sicherer.“ Er relativierte diese Aussage dann aber dahingehend, dass er doch eine indirekte Stärkung des Kieler Grüngürtels durch diesen Prozess vermutet.
Ein Thema in der Diskussion war das dauerhafte Wohnen in den Kleingärten. Dazu gibt es keine Berechtigung, aber mit den Leuten, die seit Jahren auf ihren Parzellen leben, werden Duldungsverträge geschlossen. Da wird Wohnrecht für zehn Jahre, eventuell mit Verlängerungsoption, gewährt.
Zur Sprache kamen auch die vermehrten Kontrollen der Kleingärten in der letzten Zeit. Frau Julius und Frau Fischer-Gäde versicherten, dass sie und ihre Teams nicht zur Kontrolle durch die Anlagen gegangen wären. Eine anwesende Mitarbeiterin des Bauordnungssamts sagte, Mitarbeiter der Stadt hätten probeweise zwei Anlagen begangen um Gefährdungen vor allem durch Stacheldraht und gezackte Pforten zu protokollieren. Es ging eigentlich um die Frage, ob die Vereine ausreichend gegen Verstöße gegen die Gartenordnung vorgingen. Siehe auch https://kielaktuell.wordpress.com/2015/01/27/unverpachtbare-garten-und-andere-probleme/
Im Anschluss an die allgemeine Diskussion wurde an den Plänen auf Plakatwänden weiter in die Feinarbeit gegangen. Hier ging es um Korrekturen und Vorschläge zu ganz speziellen Orten.
Die Versammlung war mit über 100 Teilnehmern gut besucht, und hier zeigt sich das lebhafte Interesse der Kieler Bürgerschaft an ihren Kleingärten.