Neues Konzept für die Hans-Christian-Andersen-Schule

Lajos Mihajlovic, Janina Köhl, Björn Lohse
Lajos Mihajlovic, Janina Köhl, Björn Lohse

Die Hans-Christian-Andersen-Schule (HCA) in Kiel-Gaarden ist eine Grundschule vom Typ gebundene Ganztagsschule mit knapp 370 Schülern. Das Hauptgebäude ist frisch renoviert und energetisch saniert. Ganz neu ist die schmucke Mensa mit Räumen für Projekte und Theateraufführungen, die nicht nur von der Schule sondern auch von anderen Trägern aus dem Stadtteil genutzt werden können.

Wir saßen im Elterncafé um die Mittagszeit, während nebenan die Kinder bei hoher Lautstärke zu Mittag aßen. Meine Gesprächspartner: Björn Lohse von der Stiftung Drachensee koordiniert hier und an einigen anderen Schulen die Projektarbeit. Lajos Mihajlovic leitet das Projekt Erlebnispädagogik. Janina Köhl leitet das 10-köpfige Team aus festangestellten BezugsbetreuerInnen.

Das bürokratisch klingende Wortungetüm Bezugsbetreuer war mir neu und bedarf eventuell der Erklärung. Eine Bezugsbetreuerin an dieser Schule ist für die Kinder von jeweils zwei Klassen zuständig. Sie kennt die Kinder gut, berät sie bei der Projektwahl und hilft ihnen im Schulalltag bei allen auftretenden Problemen. Am Vormittag gibt es eine Gesprächsrunde, und am Ende des Schultags verabschiedet sie die Kinder. Diese Bezugsbetreuung ist notwendig, da wie gleich beschrieben wird, der Tagesablauf der Kinder durch die Projektarbeit individuell verschieden abläuft.

Weil eine Ganztagsschule erfahrungsgemäß anstrengend ist für Kinder im Grundschulalter, hat man seit diesem Schuljahr die „Rhythmisierung“ eingeführt, damit die Kinder auch vormittags andere Reize erhalten als den Lernstoff. Rhythmisierung heißt: es gibt vormittags zwei Stunden Unterricht, dann zwei Stunden Projektarbeit. Danach gehen die Kinder nach Klassen gestaffelt in die Mensa zum Essen. Der Nachmittag teilt sich dann wieder in Unterricht und Projektarbeit auf gewichtet nach Klassenstufe, wobei die erste Klasse am wenigsten Unterricht hat.

Hier eine Auswahl an Projekten: Tanzen, Trommeln, Malen, Basteln, Fußball, Puppentheater, Holzwerkstatt, Erlebnispädagogik, Schach…… Insgesamt laufen in diesem Schuljahr 36 Projekte. Die Kinder müssen sich für mindestens ein Schulhalbjahr auf ihre Projekte festlegen, wobei sie doch nach den ersten paar Treffen noch die Chance zu wechseln haben, wenn das Projekt gar nicht gefällt.

Herr Mihajlovic, Sozialpädagoge, erzählt von seinem Projekt Erlebnispädagogik. Hier stehen Bewegung aber auch Teamarbeit und Kommunikation im Vordergrund. Er bringt Kinder, die sonst nicht soviel miteinander zu tun haben, in ein Team, und übt mit ihnen Geduld und auch verschiedene Formen von Kommunikation. Mit Kindern , die noch nicht gut Deutsch sprechen, kann man sich auch mit Gestik und Mimik verständigen. Das alles wird in spielerischer Form vermittelt.

Klassische „Hausaufgaben“ gibt es nicht mehr an dieser Schule. Jede Klasse hat eine Stunde Übungszeit während der Schulzeit, die von den Lehrern betreut wird. Zu Hause müssen die Kinder höchstens noch lesen.

Freies Spiel ist nur in den Pausen erlaubt. Die Projektleiter können aber zusätzliche Pausen einlegen, wenn sie feststellen, dass sich die Kinder gar nicht konzentrieren können. Obwohl auch keine Ruhezeiten vorgesehen sind, ist das Team doch so flexibel, dass sie ein müdes Kind auch ausnahmsweise in ein ruhiges Projekt schicken . Überhaupt wird die Teamarbeit sehr gelobt, die es erst erlaubt, auf die Bedürfnisse der Kinder situationsgerecht einzugehen.

Organisiert wird die Projektarbeit von der Stiftung Drachensee. Es gibt zehn festangestellte Mitarbeiter, das sind die Bezugsbetreuer, die zusätzlich zu ihren Betreuungsaufgaben auch Projekte anbieten , und zusätzlich externe Kräfte, häufig Studierende.

Nach einem zehn-jährigen Prozess ist die HCA-Schule eine Stadtteilschule geworden und damit ein Ort der Begegnung für alle Gaardener Bürger. Seit dem 1. Dezember können Vereine und Initiativen ergänzend zum regulären Schul- und Ganztagsbetrieb die Räumlichkeiten für Projekte nutzen. Beispiel: freitags ab 14 Uhr leitet der AWO Mädchentreff eine Tanzgruppe an, die von den Schülerinnen gut angenommen wird.

Das Café hat täglich ab 8 Uhr während der Schulzeit geöffnet, von 9-11 gibt es frisch-gebrauten Kaffee. Ab Februar wird es hier donnerstags von 9 – 11 Uhr eine Anlaufberatung geben. Ein Mitarbeiter des Mehrgenerationenhauses Vinetaplatz wird Orientierung geben bei der Jobsuche, bei Finanzproblemen u.ä. Das Kinderschutz-Zentrum wird montags von 9 – 11 ebenfalls eine offene Beratung anbieten.

Wenn Sie als Verein ein Angebot machen wollen, oder als private Gruppe beispielsweise einen Lesezirkel starten möchten, können Sie Denise Gühlcke (Koordination Stadtteilschule)
kontaktieren, Tel: 0431-260 427 78.

Hans-Christian-Andersen-Schule
Stoschstr. 24-26
24243 Kiel

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