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Kiel: Am Theodor-Heuss-Ring steigen die Stickoxide wieder

Hat sich die Stadt zu früh gefreut? Im vorletzten Bauausschuss berichtete Andreas von der Heydt (Leiter des städtischen Umweltamtes), die Messwerte wären absolut im grünen Bereich. Mit Sicherheit würde der Grenzwert von 40 Mikrogramm im Jahresmittel unterschritten werden. Jetzt im Januar sehen die Werte allerdings wieder wesentlich schlechter aus. Beispiel 6. Januar: ab sechs Uhr morgens wurden Werte durchgehend über dem Grenzwert von 40 Mikrogramm gemessen. Auch nachts fiel der Wert nicht unter 20 Mikrogramm.

So sehen die Werte für Stickstoffdioxid im Monatsmittel für dieses Jahr aus, in Klammern jeweils die Vorjahreswerte:  Sie lagen im Januar bei 33,6 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft (µg/m³) und im Februar bei 32,2 µg/m³ (2019: Januar 51,7 µg/m³, Februar 50,3 µg/m³). Im März gab es einen Anstieg auf einen etwas höheren Wert von 46,6 µg/m³ (2019: 42,7 µg/m³). Im April lag der Wert bei 40,6 µg/m³ (2019: 67,3 µg/m³), im Mai bei 35,3 µg/m³ (2019: 49,8 µg/m³), im Juni bei 41 µg/m³ (2019: 54,1 µg/m³), im Juli bei 25,2 µg/m³ (2019: 42,6 µg/m³), im August bei 44,3 µg/m³ (2019: 51,7 µg/m³), im September bei 39,3 µg/m³ (2019: 43,5 µg/m³), im Oktober bei 19,8 µg/m³ (2019: 45,5µg/m³) und und im November bei 17,7 µg/m³ (2019: 47,2µg/m³).

In den ersten elf Monaten des Jahres ist dies ein Durchschnittswert von 34,1 µg/m³, im Vorjahreszeitraum waren es noch 49,7 µg/m³. Besonders positiv: drei Monate hintereinander lag der Wert unter 40 Mikrogramm, also unter dem erlaubten Grenzwert.

Die Messdaten am Theodor-Heuss-Ring im Überblick:

  • Jahresmittelwert 2018 – 60 µg/m³
  • Jahresmittelwert 2019 – 49 µg/m³
  • Mittelwert 12 Vormonate (Dezember 2019 bis November 2020) – 34,5 µg/m³

Mittelwert 2020 (Januar bis November) – 34,1 µg/m³

Warum haben sich die Werte erst so gut entwickelt und verschlechtern sich jetzt wieder?

Wahrscheinlich haben mehrere Faktoren zu einer Abnahme der Stickoxide geführt. In Richtung Norden war sieben Monate lang wegen Bauarbeiten nur eine Spur befahrbar. Im Oktober wurden dann sechs Luftfilteranlagen auf der nördlichen Seite aufgestelle, ab diesem Zeitpunkt bessern sich die Werte wesentlich.

Seit Ende November sind allerdings alle Fahrspuren wieder frei gegeben. Vermutlich aufgrund des höheren Verkehrsaufkommen liegen die Werte wieder im kritischen Bereich.

In der Diskussion um Stickoxide wird häufig vergessen, dass dieses Reizgas nur ein Problem unter vielen ist. Hohe Stickoxidwerte sind ein Indikator für ein generell zu hohes Verkehrsaufkommen. Subjektiv ist der Lärm für die Anwohner*innen wahrscheinlich das größte Problem. Ausgerechnet diese Problem wird durch das Brummen der Luftfilter noch verschärft.

Am Theodor-Heuss-Ring steigen die Stickoxide wieder

Tagesaktuelle Werte sowie die Werte der vergangenen Tage finden sich auf https://luft.jetzt/DESH052/history

Diese Grafik zeigt die Werte am 6. und 7. Januar 2021.

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DUH gewinnt in der Sache Theodor-Heuss-Ring

Theodor-Heuss-Ring: Die Luft ist rein

Auf dem Theodor-Heuss-Ring wird die Luft gefiltert

Ein Luftreiniger der Firma Purevento steht seit heute wieder auf dem Abschnitt des Theodor-Heuss-Rings, der am stärksten von Stickoxiden betroffen ist. In der ersten Testphase ging es um das Ansaugen von Luft. Ab heute wird die angesaugte Luft auch von Stickoxiden gereinigt. Außerdem hat die Firma Purevento ein eigenes vom Bundesumweltamt zertifiziertes Messgerät neben das offizielle Messgerät aufgestellt. Dahinter parkt der Security-Dienst auf dem Bürgersteig. Er bewacht das Gerät rund um die Uhr, damit es nicht beschädigt wird und wohl auch damit es nicht fortbewegt wird.

Unterhaltungen mit Anwohner*innen

Ich fand drei Leute, die an diesem Abschnitt wohnen und bereit waren , mit mir zu sprechen: eine junge Frau, ein junger Mann und ein Mann mittleren Alters. Alle drei nannten den Lärm als für sie subjektiv am schwersten zu ertragen. Und tatsächlich ist es sehr laut, obwohl ich gegen 15 Uhr dort war, also noch nicht mal zur Hauptverkehrszeit. Als ich in einen offenen Hauseingang hineintrat, schien es dort sogar noch lauter zu sein. Ob die Schallwellen dort von den Wänden prallen? “Es ist unerträglich”, sagte die junge Frau, die von hier wegziehen wird. Ihre WG hat sogar dreifach-verglaste Fenster, aber es ist dennoch auch mit geschlossenen Fenstern unerträglich. Der Mann mittleren Alters klagt auch hauptsächlich über den Lärm. Aber er denkt, dass die Abgase auch so nicht gut für ihn sind, weil er Asthma hat. Er hatte diese Krankheit zwar auch schon, als er vor 19 Jahren hierher zog. Aber seitdem ist es schlechter geworden. Dieses Jahr schlimmer als letztes Jahr zu gleichen Jahreszeit. “Es ist nicht optimal”, sagt er philosophisch über seine Wohnsituation. Besonders ungünstig ist für ihn, dass er im ersten Stock wohnt. Wie ich gelernt habe, bewegen sich die Stickoxide nicht weit weg vom Entstehungsort, sodass man im ersten Stock stärker betroffen ist als im fünften.

Luftreiniger ist Thema im Innen- und Umweltausschuss

Die “Fraktion” beantragte gestern, den Luftreiniger vom Fahrradweg auf die Fahrbahn zu stellen. Der 2,40 x 2,8 Meter große Container steht auf dem Fahrradweg, wodurch die Fahrradfahrer*innen ausweichen müssen. Um dem ernstgemeinten Antrag eine satirische Note zu geben, forderte Herr Wischmann von “der Partei” zusätzlich, den Filter so aufzustellen, dass er gleich beide Fahrbahnen blockiert. Das hätte dann einen messbaren Einfluss auf die Schadstoffwerte. Der Antrag der “Fraktion” wurde abgelehnt, weil das Filtergerät bei dem dort üblichen Verkehr arbeiten soll, alles andere würde keinen Sinn ergeben. Wenn die Ergebnisse gut sind, würde der Hersteller eventuell schmalere Geräte bauen, die dann an weniger störender Stelle aufgestellt werden könnten. Am 26. April wird sich vorraussichtlich eine Demonstration vom Hauptbahnhof zum Theodor-Heuss-Ring begeben. Sollten bei dieser Gelegenheit einige Demonstrant*innen auf die Fahrbahn treten und somit den Verkehr blockieren, wäre es interessant , den Einfluss auf die Messwerte zu sehen.

Stickoxide als Indikator für andere Gefahren

In der “Zeit” (14.2.2019, Seite 32, Hervorhebung von mir) las ich ein Interview mit dem Epidemiologen Heinz-Erich Wichmann. Er sagte über Stickoxide. “Man kann das Gas zwar gut messen, etwa an Straßen, man weiß aber nicht genau, ob es wirklich das NO2 selbst ist, das den Schaden anrichtet, oder ob das Gas nicht eher ein Indikator für einen Schadstoffmix ist, in dem neben NO2 auch ultrafeine Partikel oder Dieselruß enthalten sind.Man kann die Wirkung des NO2 nicht sauber abgrenzen von der der anderen Stoffe.” Im weiteren Interview bestätigt er, dass Stickstoffdioxid schlecht für die Atemwege ist . Aber besonders interessant fand ich die Feststellung, dass hohe Stickoxidwerte ein Indikator für eine Reihe von anderen Problemen sind. Mit anderen Worten: die Stickoxide herausfiltern würde nur einen Aspekt der Problematik lösen. Für die Anwohner wäre eine Reduzierung des Verkehrs immer noch die effektivere Entlastung.

(Auf dem Foto sieht man das Messgerät der Firma Purevento mit einer Ecke des Securitywagen dahinter.)

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Am Theodor-Heuss-Ring geht nichts voran

Gestern legte die Baudezernentin Doris Grondke eine Mitteilung über den Sachstand vor. Alle bis jetzt angedachten Möglichkeiten, die Stickoxide auf dem Theodor-Heuss-Ring zu verringern, erweisen sich als nicht zielführend. Weder Mooswand noch Immissionsschutzwand scheinen ihr Versprechen zu halten. Fahrverbote oder Tempolimits werden in der Mitteilung nicht erwähnt, könnten aber letztendlich die Methode der Wahl sein. Am Theodor-Heuss-Ring geht nichts voran weiterlesen