Es ist erfrischend, wenn jemand ein hohes Amt anstrebt und dabei den Mut hat, unbequeme Wahrheiten auszusprechen. Gerrit Derkowski, Kandidat für das Amt des Oberbürgermeisters von Kiel, tut genau das: Er stellt klar, dass Sparen oberste Priorität haben muss. Die Stadt hat derzeit eine Haushaltssperre verhängt – Geld ist knapp. „Wir sollten unnötige Ausgaben vermeiden und die Stadtkasse entlasten, wo immer möglich“, sagt er. Doch bevor ich zu seinen Plänen komme, ein paar Worte zur Person.
Derkowski geht all-in
Unser Gespräch fand im Statt-Café statt. Ich wollte wissen, wie ein Journalist – bekannt als Moderator des Schleswig-Holstein-Magazins – auf die Idee kommt, in die Politik zu wechseln. Seine Antwort: Es war ein langsamer, aber konsequenter Prozess.
- Heimatliebe: Seit 36 Jahren lebt er in Kiel – eine Stadt, die ihm am Herzen liegt.
- Gestaltungswille: Schon im Studium träumte er vom Ausbau des Fährverkehrs auf dem Ostufer.
- Neuanfang: Mit Mitte 50 hat er die Energie, etwas Neues zu beginnen. Deshalb beendete er seinen Vertrag beim NDR und konzentriert sich voll auf die Kandidatur.
Er sprach im Vorfeld sowohl mit SPD und CDU – die inhaltliche Nähe zur CDU war größer. Dennoch bleibt er parteilos.
Derkowski bringt Charisma mit, strahlt Energie und Begeisterung aus. Man spürt: Er meint es ernst.
Sparen mit Augenmaß
Nicht alles soll dem Rotstift zum Opfer fallen. Die geplanten Schulsanierungen will er unbedingt fortsetzen. Auf anderen Feldern sieht er Einsparpotenzial:
- Stadtbahn: Nicht grundsätzlich abgelehnt, aber zu teuer.
- Verwaltung: Personalabbau durch natürliche Fluktuation, unterstützt durch Digitalisierung und KI.
- Verkehrsprojekte: Er befürwortet den Ausbau der A21 bis vor das Barkauer Kreuz, weil der Bund finanziert., während ein Ausbau der B404 von der Stadt finanziert werden müsste. (Allerdings ist die B404 schon jetzt vierspurig mit Ausnahme der Brücke über die Bahngleise.)Er hofft, dass der Bund auch das Barkauer Kreuz saniert, was zur Zeit aber nicht geplant ist.
Kultur mit kleinem Budget, großer Wirkung
Derkowski ist begeistert vom kulturellen Angebot Kiels – und hat viele Ideen, die wenig kosten:
- Mehr Konzerte auf dem Nordmarksportfeld
- Fortführung der Opernübertragungen auf öffentlichen Plätzen
- Festivals mit Partnerstädten
- Veranstaltungen auf dem Schlossplatz, der bislang kaum genutzt wird
Für ihn ist Kultur mehr als nur die Kieler Woche.
Mobilität: Weniger Autos – aber freiwillig
Sein Ziel: eine Stadt mit weniger Autoverkehr. Aber ohne Zwang. Statt Parkplatzabbau setzt er auf sogenannte Pull-Maßnahmen:
- Ausbau der Velorouten
- Expressbusse und S-Bahn (vom Land finanziert) statt Stadtbahn
- Mehr Fähren für den Wasserweg
Die Idee: Wer gute Alternativen hat, lässt das Auto freiwillig stehen.
Wohnraum schaffen
Derkowski träumt von 6.000 neuen Wohnungen – durch Nachverdichtung und Aufstockung. Er will:
- Finanzielle Anreize für Bauherren schaffen
- Grundstücke in Erbpacht an das Studentenwerk vergeben, um mehr Wohnheime zu ermöglichen , denn Studierende sind oft auf der Suche nach kleinen Apartments.
Dies ist eine Zusammenfassung von unserem Gespräch, das etwa eine Stunde dauerte. Mehr Informationen findet ihr auf seiner Homepage.
Weiterlesen?