Der Spätherbst ist nicht gerade die ideale Jahreszeit, um in ein Baumhaus zu ziehen. Vielleicht rechneten die Aktivisten auch damit, dass die Besetzung auf dem MFG5-Gelände rasch von der Stadt geräumt würde. Doch die Stadt duldet die Aktion – unter der Bedingung, dass das Baumhaus dauerhaft besetzt ist. Das bedeutet: Auch nachts schlafen Menschen dort. Anfangs hing lediglich eine Plattform in den Bäumen, doch nach und nach entstand daraus eine kleine Hütte, die zumindest etwas Schutz bietet.
Worum geht es bei der Protestaktion?
Die Aktivistengruppe TKKG – Turbo Klima Kampf Gruppe besetzte in der Nacht vom 27. auf den 28. Oktober eine Baumgruppe auf dem MFG-5-Gelände, um gegen die Pläne der Marine zu protestieren, das Gelände zurückzukaufen. Derzeit verhandelt Kiels Oberbürgermeister Kämpfer mit der Bundeswehr über Preis und Modalitäten des Rückkaufs. Sollte das Gelände wieder in militärische Nutzung übergehen, würde das geplante neue Stadtviertel nicht realisiert. Stattdessen wäre dort ein Stützpunkt für ein Meeresbataillon vorgesehen. TKKG setzen sich für Wohnbebauung ein.
Ich traf mich vor Ort mit zwei Gruppenmitgliedern, die sich „Welle“ und „Waldmeister“ nennen.
- Welle betont den antimilitaristischen Charakter der Aktion:
„Viele Räume sind vom Militär besetzt“, sagt er. Das Seebataillon sieht er kritisch – früher habe es Häfen geschützt, heute solle es auch für offensive Einsätze ausgerüstet werden. - Waldmeister ergänzt, dass die Gruppe auch mit den bisherigen städtischen Plänen für Wohn- und Gewerbebebauung nicht vollkommen einverstanden war, obwohl sie grundsätzlich dafür sind, dass ein neuer Stadtteil auf dem MFG5-Gelände entsteht.
„Die Flüchtlingsunterkünfte und der Wagenplatz Schlagloch sollten in den Plänen der Stadt weichen – das lehnen wir ab.“ Außerdem wünsche man sich den Erhalt des Skaterparks.
TKKG ist ein loses Bündnis vor allem von Klimaaktivisten, das bereits durch spektakuläre Aktionen aufgefallen ist – unvergessen der Tag, an dem die Gruppe Hochbeete auf der B404 aufstellte!
Im Voßbrook – dem Fuchswald
Wie lange die Besetzung dauern soll? „Bis wir unsere Ziele erreicht haben – oder bis es zu kalt und zu anstrengend wird“, sagt Welle. Alle Mitglieder der Gruppe arbeiten oder studieren, was die dauerhafte Präsenz vor Ort zur Herausforderung macht.
Die Aktivisten sprechen davon, den „Voßbrook“ zu erhalten – so heißt der Wald, der hier noch teilweise steht.
Man findet das Baumhaus, wenn man vom Tiessenkai aus am Tonnenhof vorbei in Richtung Skaterpark geht.
Das Gelände war über 100 Jahre lang militärisches Sperrgebiet. Erst 2014 wurde es für die Öffentlichkeit zugänglich, nachdem das namensgebende Marinefliegergeschwader verlegt worden war. Es ist ein sehr beliebtes Spaziergehgebiet für die Kieler geworden.
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