Wäre es nicht traumhaft, zentral und dennoch ruhig am Wasser in einer modernen Wohnung zu leben? Genau diese Möglichkeit bietet der neue Stadtteil auf der Hörn – einer ehemaligen Brachfläche, die in den letzten Jahren ein völlig neues Gesicht bekommen hat.
Die Architektur überzeugt: Alle Gebäude tragen Backstein- oder Klinkerfassaden, wirken jedoch individuell und abwechslungsreich. Straßen mit Baumreihen prägen das Bild. Im Zentrum befindet sich die Veranstaltungshalle „Halle 400“, flankiert vom Steakhaus „Fuego del Sur“. Gleich daneben: ein kleiner Spielplatz, ein Urban-Gardening-Projekt, eine Kita und ein Pflegeverein. Noch stehen zahlreiche ebenerdige Parkplätze zur Verfügung. Am Germaniahafen laden zwei Cafés und ein Spirituosenladen zum Verweilen ein. Über die Hörnbrücke erreicht man den Hauptbahnhof in nur zehn Gehminuten.
Eigentlich ein Ort, an dem Kinder auf der Straße spielen könnten. Doch als ich an einem Samstagmittag dort spazieren ging, herrschte eine fast gespenstische Leere. In einer ganzen Stunde begegnete ich lediglich vier Menschen – entweder Anwohner oder Wohnungssuchende. Auch wenn dieser Eindruck nicht repräsentativ sein mag, erstaunte mich die Diskrepanz zwischen Erwartung und Realität.
Herr A., den ich beim Spaziergang mit seinem Hund traf, lebt am Germaniahafen. Seine Mutter wohnt im Neubaugebiet auf der Hörn. Er berichtete von Problemen mit der Sicherheit und riet mir, dazu einmal zu recherchieren. Auf meine Nachfrage, ob er dies nur aus den Medien kenne, antwortete er, dass er selbst regelmäßig Streitigkeiten von seinem Balkon aus beobachte und bereits mehrfach die Polizei gerufen habe. Besonders abends, wenn alkoholisierte Personen aus Gaarden über die Hörnbrücke zurückkehrten, komme es häufig zu Auseinandersetzungen. Dennoch schätzt Herr A. die Lage so sehr, dass er inzwischen selbst die letzte Gassirunde übernimmt – früher war das Aufgabe seiner Frau.
Meine nächste Gesprächspartnerin war eine junge Mutter mit Kleinkind im Buggy, die seit zwei Jahren in dem neuen Viertel lebt. Sie fühlt sich sicher und hat von Polizeieinsätzen nichts mitbekommen. Gelegentlich würden Obdachlose hinter ihrem Haus lagern, was sie jedoch nicht weiter störe. Was sie sich wünscht: ein größerer Spielplatz und ein Supermarkt. Gerade war sie vom Edeka im Sophienhof zurückgekehrt.
Später traf ich drei Männer, die aus einem noch unbezogenen Gebäude kamen: ein Makler und zwei elegant gekleidete junge Männer, die sich für eine Eigentumswohnung interessierten. Der Makler schwärmte: „Alles, was Kiel ausmacht, finden Sie genau hier.“
Auf rund 27 Hektar sollen etwa 1.500 Wohnungen entstehen – Eigentums- und Mietwohnungen, davon 15 Prozent sozial gefördert. Der Pier-8 direkt an der Hörn wird derzeit vermarktet; die Website bietet einen Überblick über die Preise.
Zwar gehört die Hörn offiziell zum Stadtteil Gaarden, doch die „Unvollendete Brücke“ erschwert den fußläufigen Zugang. Gefühlt wirkt die Hörn eher wie ein Stadtteil des Westufers.
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Diskussion über wie man von Gaarden mit dem Fahrrad zum Bahnhof kommt