Informationsveranstaltung im Waldhaus

A21-Anbindung: Anwohner informieren sich

Die A21-Anbindung schickt sich an, ein größeres Thema zu werden. Diesen Eindruck konnte man zumindest auf der ersten Infoveranstaltung im Waldhaus gewinnen, zu der mehr Leute kamen, als im Raum Platz fanden. Vorausgegangen war eine Einladung per Flyer in den angrenzenden Wohngebieten. “Wir werden auf jeden Fall noch mal so eine Veranstaltung machen. Mit so einem großen Ansturm hatten wir nicht gerechnet”, sagte ein Sprecher vom Bündnis Vorfahrt für den Klimagürtel.

Warum ist die A21-Anbindung Thema?

Der Ausbau der A21 schreitet bekanntlich voran. Der Abschnitt Kleinbarkau bis Wellsee wird zur Zeit geplant. Ab Wellsee gibt es -soweit dem Bündnis bekannt – noch keine konkrete Planung. Zur Zeit werden anscheinend die ersten Kartierungen ausgeschrieben. Vorgesehen ist der Ausbau der A21 bis zum Barkauer Kreuz, zusätzlich die Südspange (eine Schnellstraße nach Osten) und Nebenstraßen für langsamere Fahrzeuge wie Busse oder Mopeds. Diese Vorhaben würden auch ein Autobahnkreuz notwendig machen. Das Stück Straße zwischen Autobahnkreuz und Barkauer Kreuz wäre wie eine Autobahn. Der Sprecher betonte, dass jetzt der Zeitpunkt richtig ist, um Druck gegen diese Straßenbaupläne aufzubauen. Denn wenn so ein Projekt erst einmal in der Planung ist, lässt es sich nicht mehr stoppen – so seine Erfahrung als Aktiver im NABU Kiel.

geplante Trasse der A21 mit Nebenstrecken
Die Karte zeigt, wie der Bund plant, die A21 anzubinden.

Die Auswirkungen dieser Straßenbauvorhaben für die Innenstadt wären: mehr Lärm , mehr Schadstoffe, mehr Lärmschutzmauern, weniger Frischluft. Denn die Variantenprüfung der Stadt Kiel zeigte deutlich, dass das Verkehrsvolumen durch bzw trotz Autobahn und Südspange deutlich ansteigen würde.

Die Niederung vom Eidertal über Meimersdorfer Moor zur Förde ist eine wichtige Frischluftschneise für Kiel. Sie führt frische und kühle Luft in die Innenstadt. Der Luftaustausch wird gestört, wenn eine Straße quert, das ist wie die Heißluftbarriere am Eingang von Kaufhäusern. Wir hatten eine Reihe von heißen Sommern in Kiel, umso wichtiger ist die Kühlung durch diese Frischluftschneise.

Die Planung von Straßen muss zwar den Artenschutz berücksichtigen, aber das Vorkommen von geschützten Tieren würde so ein Projekt nie verhindern. Die Tiere würden dann umgesiedelt, soweit es möglich ist.

Nicht nur für die Tierwelt wäre der Verlust von etwa 300 Kleingärten bitter. Auch für die Kieler*innen sind der Eiderwanderweg , die Kleingärten und das Vieburger Gehölz wichtige Orte der Naherholung. Wer möchte schon auf dem Eiderwanderweg wandern, wenn dieser entlang einer Schnellstraße verläuft.

Das Bündnis Vorfahrt für den Klimagürtel besteht aus 13 Initiativen, darunter große Verbände wie BUND, NABU und Greenpeace, aber auch jede Menge kleiner lokaler Initiativen. Wichtig sind auch die jungen Leute von Fridays for Future. Das Bündnis hat das Ziel, den Grüngürtel zu schützen. Dieser Grüngürtel ist durch Bauvorhaben schon an vielen Stellen durchlöchert. Die A21-Anbindung wäre ein weiterer Verlust. Das Bündnis fordert deshalb, die Autobahn bei Wellsee enden zu lassen.

Viele Kieler Beschlüsse stehen übrigens quer zur A21-Anbindung: Climate Emergency (2019), Blue Port, Masterplan Klimaschutz, Kleingartenentwicklungskonzept. “Eigentlich dürfte die Stadt den Plänen nicht zustimmen, wenn sie ihre eigenen Konzepte ernst nimmt”, fasste ein Aktiver im Bündnis die Lage zusammen. Besonders pikant: Laut Masterplan Klimaschutz soll der Autoverkehr um 40 Prozent bis 2035 sinken. Durch die A21-Anbindung würde der Verkehr aber steigen.

Fragen zur A21 in der Diskussionsrunde

In der auf den Vortrag folgenden Diskussion kamen u.a. diese Themenkomplexe zur Sprache:

  • Ausbau der Nebenstraßen
  • Eingriff ins Vieburger Gehölz
  • Was sagen die Ortsbeiräte?
  • Gibt es eine Stellungnahme von OB Ulf Kämpfer? (Antwort: nein)
  • Wo kommen die Zahlen zur Verkehrsentwicklung her?
  • Wie können die Anwohner*innen aktiv werden.

Es meldeten sich übrigens keine Befürworter dieser Straßenbaupläne zu Worte!

“Da stehen doch Häuser!”

Bei den Fragen zu den Nebenstraßen ging es um den exakten Verlauf , der allerdings nur in groben Zügen bekannt ist. Niklas Hielscher vom Bündnis sagte, egal wie die Nebenstraßen und Fahrradwege genau verlaufen werden, wird das Leben für den Fahrrad- und Busverkehr umständlicher werden. Besonders erbost war ein Anwohner der Flintbeker Straße; diese Straße befindet sich am Rand einer Endmoräne. Die Häuser liegen auf einer steilen Anhöhe, sodass kein Parken auf den Grundstücken möglich ist. Deshalb dürfen die Anwohner bisher auf der Straße parken. Das wäre aber nicht mehr möglich, wenn der Busverkehr dort durchgeführt würde. Außerdem würde diese beschauliche Straße im Kieler Hinterland insgesamt wesentlich stärker frequentiert werden, zumal der Ausgang Hofteichstraße zur A21 (jetzt B404) gesperrt würde.

Sankt Florians Prinzip?

Die Ortsbeiräte der betroffenen Quartiere positionieren sich nach dem Sankt Florians Prinzip und sehen nicht das große Ganze sondern ihre spezifische Situation. Das Bündnis geht auch aus diesem Grund nicht auf die Diskussion um alternative Routen ein. Das Hauptziel ist, die A21-Anbindung zu verhindern und das Verkehrsvolumen zu verringern. Ob es dann Sinn macht, beispielsweise die Stadtbahn bis in den Süden zu führen, oder die Brücke über die Bahntrasse vierspurig auszubauen, das sind Details, auf die das Bündnis sich nicht festlegen möchte.

Die Variantenprüfung

Die Zahlen zu den Verkehrsprognosen, Zeichnungen und andere Details stammen weitgehend aus der von der Verwaltung in Auftrag gegebenen Variantenprüfung. Vor allem bei den Prognosen zur Verkehrszunahme ging ein Raunen durch den Raum. Es zeigt sich: die A21 und die Südspange entlasten nicht. “Wer Straßen sät, erntet Autos”, dieser etwas abgedroschene Satz stimme immer noch. Keine Entlastungsstraße hätte jemals Entlastung gebracht.

Wie können Kieler*innen sich einbringen?

Da sind einmal die regelmäßigen Treffen des Bündnis. Nächstes Treffen am Dienstag, 17. März um 18 Uhr in der Alten Mu (Raum wird ausgeschildert). Termine können immer auf der Website eingesehen werden.

Eigene Aktionen wie Straßenfeste oder Stände auf der Holtenauer Straße wären eine gute Idee.

Die Alte Meierei bietet schon am Montag, 9. März um 15 Uhr eine Aktion zum Gestalten von Bannern und Plakaten an. Gerne alte Bettlaken oder Tischtücher mitbringen!

Es bleibt weiterhin wichtig, an die Fraktionen zu schreiben, entweder mit eigenen Worte oder mit den Postkarten, die bei dem Treffen auslagen.

Die Studie zu den Varianten der A21: https://www.kiel.de/de/umwelt_verkehr/verkehrswege/projekte/_dokumente_fuehrung_a21/a21_kiel_erlaeuterungsbericht.pdf

Homepage vom Bündnis: https://www.klimaguertel-kiel.de/

Zum Weiterlesen: A21-Anbindung Thema im Bauausschuss

(Das Foto von Uwe Kern zeigt die Versammlung im Waldhaus.)

2 Gedanken zu „A21-Anbindung: Anwohner informieren sich“

  1. Bisher haben sich CDU, SPD und FDP klar für einen A21 Ausbau mit Südspange positioniert. Dazu zwei Aspekte und ein kleiner Exkurs ins GG.
    Hier ist der Schutz für die natürliche Lebensgrundlagen und Tiere verankert.
    Der Artikel 20a des Grundgesetzes lautet:
    “Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen und die Tiere im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung durch die Gesetzgebung und nach Maßgabe von Gesetz und Recht durch die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung.”
    Um diese Formulierung wurde lange gerungen und erst 1993 als Staatsziel formuliert.

    In Artikel 21 geht es um die Rolle der Parteien.
    (1) Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit. [..]

    In der sehr gut besuchten Info- Veranstaltung zur A21 fand nun genau diese „politische Willensbildung“ statt.
    Die o.g. Parteien sollten ihre Positionen dazu einmal überdenken und sich schleunigst einem kritischen Diskurs stellen. Es wird Zeit, sich mit den konkreten, zerstörerischen Auswirkungen dieses Bauwerks auseinander zu setzen.

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