
Die Holstenstraße war einmal Kiels Haupteinkaufsmeile. Zur Zeit macht sie einen traurigen Eindruck. Entlang der drei Häuserblöcke zählte ich zehn leere Geschäfte. Dabei wäre diese zentrale und verkehrsfreie Straße eigentlich eine Toplage! Sie verläuft auf 1,4 km vom Holstenplatz zum Alten Markt. Dazwischen liegen der Europaplatz und der Asmus-Bremer-Platz.
Kaufleute über die Holstenstraße
Ich sprach mit drei Geschäftsleuten aus der Holstenstraße. Sie bemängelten:
- Zuviel Leerstände vermitteln einen trostlosen Eindruck.
- Die Außenfassaden sind nicht attraktiv.
- keine Parkplätze
- Der Wegfall der Bushaltestelle Holstenbrücke macht sich bemerkbar.
Eine teilweise Überdachung in Form von Arkaden wie in der Holtenauerstraße wurde von einer Person begrüßt, eine andere fand es “Quatsch”. Hier spielt wahrscheinlich die Art des Geschäftes eine Rolle, denn wer keine Tische oder Auslagen vor die Tür stellt, hat eigentlich auch keinen Vorteil durch eine Überdachung. Da die Eigentümer die Überdachung zumindest mitfinanzieren müssten, würde sich das auch auf die ohnehin hohen Mieten auswirken.
Ideenwettbewerb für die Holstenstraße
Baudezernentin Doris Grondke startet im Frühsommer einen Wettbewerb zur Belebung der Holstenstraße. Da die Gebäude in privater Hand sind, kann die Stadt Kiel aber höchstens an den Plätzen und auf der Straße zwischen den Häusern etwas gestalten. Hoffentlich kommen dabei mehr als zusätzliche Sitzgelegenheiten als Ideen zu tage. Am Europaplatz und Asmus-Bremer-Platz gibt es übrigens schon Bänke.
Holstenstraße – ein Selbstversuch
Ich bin etwa dreimal in der Woche in der Kieler Innenstadt. Frage an mich selber: was habe ich in den letzten zwei Wochen in der Holstenstraße gemacht? Ich war z.B. bei Saturn, und hier zeigt sich schon ein wahrscheinlich zentrales Problem: das Internet. Ich suchte nach einer CD, die es nicht gab. Weil ich den stationären Handel unterstütze, war ich tatsächlich noch bei Blitzrecords und bei Mediamarkt, ohne fündig zu werden. Es stellte sich dann heraus, dass es dieses Album nur als MP3-Download gibt. Die Zukunft der Unterhaltungselektronik ist wahrscheinlich digital. Immer mehr setzen sich Downloads oder Streaming als Übertragungswege von Musik und Film durch.
Dann bestellte ich bei Fielmann eine Sonnenbrille. Ich könnte mir vorstellen, dass Brillen noch lange im Geschäft anprobiert werden, und dass Fielmann auch ein Kundenmagnet für die Holstenstraße ist. Auf jeden Fall hat diese Filiale kürzlich renoviert, und es war viel los, als ich da war.
Außerdem gehe ich oft zu einer DM-Filiale in der Holstenstraße, aber hier zeigt sich ein weiteres Problem: die Konkurrenz durch den Sophienhof, wo sich eine weitere DM-Filiale befindet, außerdem die Drogerie Rossmann. Für mich ist der Sophienhof attraktiver, weil ich vom Land komme und am Bahnhof aussteige. Da habe ich den Sophienhof direkt gegenüber der Bushaltestelle. Der Sophienhof bietet außerdem saubere Kundentoiletten, eine nicht unwichtige Nebensache. Und hinter dem Sophienhof liegt Erdkorn, wo ich regelmäßig einkaufe.
Die meisten Geschäfte in der Holstenstraße sind Modegeschäfte. Sie sind für mich nicht attraktiv. Ich mag den angebotenen Modestil einfach nicht. Etwa die Hälfte meiner Kleidungstücke sind secondhand, weil es günstiger und auch noch ein wenig öko ist . Lieblingsgeschäfte sind der Kiloladen in der Andreas-Gayck-Straße und das Glückslokal in der Alten Mu. Die andere Hälfte meiner Kleidungsstücke sind neu, aber nicht aus der Holstenstraße. Ich bevorzuge Karstadt und C&A, beide im Sophienhof. Bei C&A gefallen mir besonders die Basics aus Bio-Baumwolle.
Ein Anziehungspunkt in der Holstenstraße sind für mich die Cafés. Wenn ich Wartezeiten habe oder eine Pause brauche , sitze ich gerne in der Campus Suite am Europaplatz, wobei mich hier die verstümmelten Bäumchen etwas stören, oder bei Steiskal direkt in der Holstenstraße.
Das Fazit meines Selbstversuchs: Die Holstenstraße ist für mich immer noch eine attraktive zentrale Einkaufstraße, aber ich spüre die Konkurrenz durch das Internet, den Sophienhof und eher alternative und ökologische Geschäfte anderswo.
Leerstands-Management in der Holstenstraße
Die CDU schlägt in ihrem Wahlprogramm ein Leerstands-Management vor. Kreative und Studierende könnten darin gefördert werden, in den leeren Geschäften Inhalte zu schaffen. http://www.cdu-kiel.de/sites/www.cdu-kiel.de/files/kowa_2018/cdu_ki_kommunalwahlprogramm_4.pdf .Wie das konkret ermöglicht werden soll, steht nicht im Programm. Ob die Stadt die Ladenmieten übernehmen würde, oder ob die Eigentümer der Ladenlokale verpflichtet werden könnten, eine kreative Nutzung anzubieten, bis ein neuer Mieter gefunden wird, bleibt offen. Egal wie es umgesetzt wird, erscheint mir ein Leerstands-Management aber als eine gute Idee.
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