Kieler Institut sieht keinen nachhaltigen Aufschwung
Das Kiel Institut für Weltwirtschaft sieht in seinem Wintergutachten kaum Bewegung in der deutschen Wirtschaft. „Die deutsche Wirtschaft hat sich auf niedrigem Niveau stabilisiert“, heißt es darin.
Für das Jahr 2026 rechnet das Institut nur noch mit einem Wachstum von 1,0 Prozent – in der Herbstprognose waren es noch 1,3 Prozent. 2027 soll das Wachstum bei 1,3 Prozent liegen.
Diese auf den ersten Blick ordentlichen Zahlen verdecken laut Gutachten jedoch eine strukturelle Schwäche. Ein höherer Fiskalimpuls durch steigende Staatsverschuldung sowie mehr Arbeitstage ließen das Wachstum besser aussehen, als es tatsächlich sei. Von einem selbsttragenden Aufschwung könne keine Rede sein. Stattdessen beobachtet das Forscherteam eine sinkende Wettbewerbsfähigkeit, die zu einer geringen Auslastung der Produktionskapazitäten führt.
Sinkende Arbeitslosigkeit – aber mit Schattenseiten
Die Arbeitslosenquote soll laut Prognose von derzeit 6,3 Prozent auf 5,9 Prozent im Jahr 2027 sinken. Das klingt zunächst positiv. Allerdings hat sich die Struktur der Beschäftigung verschoben: In der Industrie sank die Zahl der Erwerbstätigen innerhalb eines Jahres um 170.000. Gleichzeitig entstanden in anderen Bereichen – vor allem im staatsnahen Sektor – in ähnlicher Größenordnung neue Stellen. Diese Jobs weisen jedoch im Durchschnitt eine geringere Produktivität auf.
Weniger Autoexporte nach China
Besonders deutlich zeigt sich die Schwäche im Außenhandel. Die Exporte nach China gingen stark zurück, vor allem bei Kraftfahrzeugen und Kfz-Teilen – hier verzeichnet das Gutachten ein Minus von 35,9 Prozent. Insgesamt stagnierten die deutschen Ausfuhren (–0,1 Prozent). Neben der schwächeren Nachfrage aus China belasteten auch die jüngsten US-Zollerhöhungen den Export.
Selbst wenn alle Maschinen laufen…
Bemerkenswert ist auch die Einschätzung des Instituts zum langfristigen Wachstumspotenzial: Das Potenzialwachstum liege nur noch bei 0,5 Prozent. Selbst wenn alle Maschinen liefen und alle arbeitsfähigen Menschen beschäftigt wären, wäre ein Plus von 1,5 Prozent das maximal Mögliche (Prognose 1,0 Prozent plus Potentialwachstum 0,5 Prozent).
Als Hauptgrund für das niedrige Potentialwachstum nennen die Experten die Demografie. In einer alternden Gesellschaft sinkt das mögliche Arbeitsvolumen. „Das potenzielle Arbeitsvolumen durchschreitet bereits im laufenden Jahr seinen Zenit und wird ab 2026 rückläufig sein“, heißt es im Gutachten. Selbst bei einer jährlichen Nettozuwanderung von rund 110.000 Arbeitsmigranten (ohne Geflüchtete und Ukrainer) werde das Arbeitsvolumen ab diesem Jahr schrumpfen.
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