Rund tausend Teilnehmende versammelten sich heute bei kaltem, aber trockenem Wetter auf dem Exerzierplatz in Kiel, um gegen die geplante Wiedereinführung der Wehrpflicht zu demonstrieren. Nach dem Vorbild von Fridays for Future waren für diesen Freitagvormittag landesweit Schulstreiks angesetzt – auch Kiel beteiligte sich.
Hintergrund
Der Bundestag stimmte heute für ein neues Wehrdienstgesetz. Ab 2026 sollen alle Männer ab Jahrgang 2008 gemustert werden. Der Dienst ist zunächst freiwillig, doch eine spätere Wehrpflicht ist vorgesehen, falls die Zahl der Freiwilligen nicht ausreicht.
Stimmen der Jugendlichen
Auf dem Platz sprach ich mit einigen Jugendlichen über ihre Beweggründe für die Teilnahme:
- Carl meinte, Kriege würden künftig ohnehin mit Raketen und Drohnen geführt: „Es macht keinen Sinn mit Menschen.“ Außerdem sei es fast egal, ob man unter russischer oder deutscher Herrschaft lebe.
- Johannes versteht den Gedanken hinter dem Gesetz, möchte aber nicht an der Front stehen.
- Tiejane hält es für Unsinn, sich für den Krieg einzusetzen.
- Alizeta berichtete, dass fast ihre gesamte Klasse demonstrierte – nur sechs Personen nicht. Die Lehrerin sei informiert, dennoch würden die Fehlstunden wohl als unentschuldigt gelten.
Die Teilnehmenden waren überwiegend sehr jung, etwa zur Hälfte Mädchen. Auch einige Veteranen der Friedensbewegung sowie Eltern, die ihre Kinder unterstützten, waren vor Ort.
„Zu jung zum Wählen, alt genug zum Töten“
In drei Redebeiträgen zu Beginn der Demo wurde das Gesetz scharf kritisiert:
- Antonia vom RBZ am Königsweg sagte: „Die Fehlstunden sind nichts im Vergleich zu den Stunden, die wir im Schützengraben verbringen werden.“
- Luzia von der Lernwerft solidarisiert sich mit den Jungen: „Es wird über ihre Freiheit und ihre Körper verfügt.“ Sie sprach zudem von der „enormen Last“, die ihre Generation zu tragen habe – Klimakrise und Pandemie.
Slogans und Plakate
Nur wenige Transparente und Plakate waren zu sehen. Darauf standen etwa:
- „Eure Kriege ohne uns“
- „Kein Mensch, kein Cent der Bundeswehr“
- Ein junger Mann hielt ein Schild mit der seltsamen Aufschrift: „Weder Herd noch Heer“.
Ablauf
Die Jugendlichen kamen sternförmig von ihren Schulen zum Exerzierplatz. Nach den Reden setzte sich der Demonstrationszug in Richtung Knooper Weg in Bewegung. Dort verabschiedete ich mich.
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