Kippenorakel in Kiel

Auf dem Weg zu Zero Waste

Seit 2018 trägt Kiel den Titel „Zero-Waste-Stadt“ und verfolgt das ambitionierte Ziel, die Gesamtabfallmenge um 15 Prozent zu reduzieren. In einer aktuellen Mitteilung präsentiert die Stadt 24 bereits umgesetzte Maßnahmen – einige davon wiederkehrend – sowie 18 geplante Initiativen.

Ein bedeutender Schritt war die Ausstattung von 48 Schulen mit Trinkwasserspendern. Diese variieren in ihrer Funktionsweise: Manche ermöglichen das Befüllen einer Flasche, andere nur eines Glases. In jedem Fall dürfte die kostenlose Wasserabgabe dazu beitragen, den Kauf von Plastikflaschen zu reduzieren.

Die Frage nach einer ordentlichen Entsorgung von Zigarettenkippen ist knifflig. Hier setzt das „Kippenorakel“ an: Durch spielerische Motivation können Raucher beim Einwurf ihrer Kippe eine Frage mit Ja oder Nein beantworten – ein kreativer Ansatz, um das Umweltbewusstsein zu stärken.

Da die Verwaltung keinen direkten Einfluss auf Verpackungsgrößen im Handel und das Kaufverhalten der Bürger hat, liegt ein Schwerpunkt der Zero-Waste-Initiative in der Öffentlichkeitsarbeit. Workshops und Informationskampagnen sollen Bewusstsein schaffen und zum nachhaltigen Handeln ermutigen.

Ein besonderer Meilenstein war die Eröffnung des Umweltzentrums auf dem Europaplatz. Hier werden Workshops angeboten, die das Prinzip des Zero-Waste-Lebens greifbar machen – sei es durch das Basteln von Schultüten oder die Verwertung von Essensresten bei sogenannten „Schnippelpartys“. Zudem können Bürger hier die gelben Säcke für Verpackungsmüll erhalten, der trotz aller Bemühungen weiterhin anfällt.

Ein herausragender Erfolg ist die Einführung von Festen ohne Einweg-Geschirr. Ob Kieler Woche oder Weihnachtsmarkt – das Pfandgeschirr hat sich etabliert. Statt Müllberge zu hinterlassen, werden die Geschirrteile gespült und erneut genutzt.

Auch Tausch-Orte haben sich inzwischen fest etabliert, wie etwa das Tauschhaus in Holtenau. Um einem unkontrollierten Wildwuchs privater Tauschregale entgegenzuwirken, hat die Stadt eine Regelung eingeführt: Tausch-Orte müssen angemeldet und betreut werden. Freiwillige sorgen dafür, dass die Plätze ordentlich und nutzbar bleiben.

Darüberhinaus fördert die Stadt Repair-Cafés und Second-Hand-Läden, z.B. Echt.gut, das kleine Kaufhaus in der Innenstadt.

Die Anstrengungen Kiels zur Müllreduzierung haben überregionale Beachtung gefunden und wurden in mehreren Filmbeiträgen dokumentiert – ein Beweis dafür, dass nachhaltige Stadtentwicklung auf große Resonanz stößt.

Weiterlesen?

arte: Leben ohne Müll, dieser Film enthält zwei Berichte über Kiel!

ndr. Kiel ist Deutschlands erste Zero-Waste-Stadt

Eine Beschreibung der Maßnahmen findet ihr hier: https://www.kiel.de/de/umwelt_verkehr/zerowaste/

Kieler Foodsharing

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